Hamburg. Die Umgestaltung sollte komfortablere Bedingungen für Fußgänger und Radfahrer bringen. Doch es gibt Gedränge.

Jahrelang war der Lessingtunnel ein Ärgernis: für Fußgänger und Radfahrer, weil es eng und dunkel war, und für Autofahrer, weil er ein Nadelöhr ist. Während seiner Sanierung war das zwischen 1901 und 1908 entstandene Bauwerk, das unter acht Fernbahn- und vier S-Bahngleisen hindurchführt, für Autos sogar ganz gesperrt.

Erst vor wenigen Tagen wurde der Tunnel wiedereröffnet. Und schon gibt es erste Beschwerden. Sie betreffen den relativ breiten Mittelgang, der von Fußgängern und auch von Radfahrern genutzt wird – obwohl diesen Schutzstreifen auf den Fahrbahnen zur Verfügung stehen. Der Tunnel ist zwar heller als früher, aber am zur Barnerstraße gelegenen Tunnelende müssen sich Radfahrer, Fußgänger und Passanten mit Kinderwagen an einer massiven Betonmauer vorbeischieben.

Projekt noch im "Bauzwischenstand"

Die Mauer teilt den Mittelgang über einer Länge von etwa zehn Metern – rechts und links steht jeweils nur ein vergleichsweise schmaler Streifen zur Verfügung, wobei der eine gesperrt und daher gar nicht passierbar ist. Sobald eine größere Zahl Fußgänger und Radfahrer bei roten Ampelphasen warten müssen, bilden sich Schlangen. „Was da passiert, ist kaum zu glauben“, sage Abendblatt-Leser Manfred M., der sich über das Gedränge ärgert.

Die Deutsche Bahn beschwichtig. Das Projekt Lessingtunnel befinde sich noch im „Bauzwischenzustand“, sagt Sprecher Egbert Meyer-Lovis. Tatsächlich ist bislang nur die erste Sanierungsphase abgeschlossen. In dieser wurden die maroden S-Bahn-Querungen saniert. Die alten Fernbahngleise wurden nicht erneuert – sie werden abgebaut, wenn der Fernbahnhof Altona wie geplant nach Diebsteich verlegt ist.

Radfahrer sollen auf Schutzstreifen fahren

„Die Mauer auf dem Fußweg ist eine Stützwand, die den neuen Brückenteilen dann als Auflage dient“, so Meyer-Lovis. Im Endzustand würden dann auch die vorhandenen Stützenreihen entfernt, die jetzt noch den Mittelgang flankieren. Eigentlich solle der Mittelgang ausschließlich von Fußgängern genutzt werden. Man werde die Zustände vor Ort prüfen, um geeignete Maßnahmen einzuleiten.

Insgesamt kostet dieser erste Umbau Stadt und Bahn rund 25 Millionen Euro. Der Lessingtunnel wird täglich von rund 23.000 Fahrzeuge passiert, 800 Züge rollen pro Tag darüber hinweg.