Hamburg. Eine klare Mehrheit votierte gegen das Millionen-Projekt. Rund 40 Prozent der mehr als 200.000 Berechtigten haben abgestimmt.
Die Abstimmung über den umstrittenen Radweg am Elbstrand in Övelgönne ist entschieden: Demnach votierte die Mehrheit der Bürger gegen das Millionen-Projekt in Altona, das in den vergangenen Monaten für viel Furore gesorgt hat. "Die Mehrheit der abstimmenden Bürgerinnen und Bürger hat sich dafür ausgesprochen, dass das beliebte Erholungsgebiet am Elbstrand Övelgönne in seiner jetzigen Form weiterhin bestehen bleibt", sagte Bezirksamtsleiterin Liane Melzer am Sonntag.
Das Bezirksamt Altona werde damit keine Planungen für eine Wegeverbindung zwischen dem Museumshafen Övelgönne und dem Hans-Leip-Ufer aufnehmen.
Mehr als 80.000 Menschen haben abgestimmt
Die Stimmberechtigten konnten ihr Votum jeweils für die Vorlagen beider Initiativen abgeben. Das Ergebnis schlüsselt sich auf wie folgt: Für die Vorlage "Elbstrand retten!" stimmten insgesamt 62.541 Bürger (79,38 Prozent), dagegen 16.245 (20,62) und 2.540 Stimmen waren ungültig.
Für die Vorlage der Initiative "Elbstrandweg für alle!", die das Millionen-Projekt befürwortet, stimmten hingegen nur 21.000 Bürger (28,79 Prozent) und 51.935 (71,21 Prozent) dagegen. Ungültig waren hier 8.391 Stimmen. Damit ist die Vorlage der Bürgerinitiave, die sich gegen den Radweg am Elbstrand einsetzt, angenommen.
Die Abgabefrist für den Bürgerentscheid, der voraussichtlich mehr als 200.000 Euro kosten dürfte, war am Freitag zu Ende gegangen. Bis Freitagmittag hatten laut Bezirksamt von 201.667 Stimmberechtigten 81.326 – also rund 40 Prozent – an dem Bürgerentscheid Övelgönne teilgenommen. Die Initiative "Elbstrandweg für alle!" setzte sich für einen drei Meter breiten Weg entlang des Strandrandes ein, der für alle offen sein soll, wobei Fußgängern Vorrang eingeräumt wird. Gegen diese Pläne ist die Initiative "Elbstrand retten!". Sie hält das Projekt für "unsinnig" und mit geschätzten zwei Millionen Euro zu kostspielig. Vielmehr setzen deren Aktive darauf, die Radwege auf der Elbchaussee und der Bernadottestraße zu verbessern.
Grüne: Das Ergebnis wird respektiert
Die Grünen-Bürgerschaftsfraktion meldete sich am Sonntag nach Bekanntgabe des Ergebnisses als erste. "Das Ergebnis ist eindeutig und das Entscheidende ist, dass es respektiert wird. Das bedeutet, dass dort kein Radweg gebaut wird", teilte deren Vorsitzender Anjes Tjarks am Sonntagabend mit. "Die Altonaerinnen und Altonaer haben sich eindeutig dafür entschieden, dieses schöne Stück Hamburg nicht in dieser Form weiterzuentwickeln."
Im Vorfeld war man sich innerhalb der Partei ob der Diskussion über den Radweg offenbar nicht ganz einig gewesen. Während die Grünen-Fraktion in der Altonaer Bezirksversammlung die Planungen vorantreiben wollte, hatte sich Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank bereits im Februar gegen die Forderungen ihrer Partei gestellt und damals erklärt, sie halte es für unwahrscheinlich, dass der Radweg überhaupt komme.
Widerstand gegen Pläne des Bezirks
Den neuen Entwurf einer möglichen Radroute hatte das Bezirksamt Altona den Politikern Anfang des Jahres vorgelegt. Die Idee, einen etwa sechs Meter breiten Fuß- und Radweg mitten über den Strand zu führen, kam nicht gut an. Die rund einen Kilometer lange Route hätte dicht am Wasser und somit auch an den beliebten und bei schönem Wetter stark frequentierten Cafés Strandperle und Ahoi vorbeigeführt. Beginnen sollte sie kurz vor der Himmelsleiter und enden am Museumshafen.
Schnell formierte sich Widerstand. Die Kritiker, darunter viele Anwohner und Elbstrandfans, meldeten im März ein Bürgerbegehren an. Ende April legten die Befürworter nach und meldeten ihr Begehren an. Während „Elbstrand retten!“ das Naherholungsgebiet vor jeglicher Bebauung schützen will, plädiert „Elbstrandweg für alle!“ dafür, die Planungen weiterzuführen.
Die Gruppe hatte zuletzt einen eigenen Vorschlag erarbeitet: einen schmaleren Weg an der Mauer entlang. Zudem will sie durch Wegnahme der Steine neuen Strand schaffen. Aufgrund der Eigentumsverhältnisse und des Flutschutzes hält die Gegeninitiative diese Lösung für unrealistisch.
Erbitterter Streit um Für und Wider
In den vergangenen Monaten war in der Hansestadt immer wieder über verschiedene Radweg-Varianten diskutiert worden, unter anderem über eine Brücke, die über die Strandperle hinwegführen sollte. Der Vorschlag stammte von dem Hamburger Architekten Christian Hajda. Seine Idee: Der geplante Radweg würde über eine Art Rampe mit transparentem Geländer einfach über das Gebäude der von der Stadt verpachteten Strandperle hinweg gebaut – ohne allerdings höher zu verlaufen als der schmale Gehweg dahinter.
Um das Für und Wider eines solchen Strandweges wurden in den vergangenen Wochen erbittert gerungen. Nachdem zahlreiche Werbeplakate der Initiative „Elbstrandweg für alle!“ in den vergangenen Wochen mutwillig beschmiert wurden, hatte der Staatsschutz die Ermittlungen aufgenommen (wir berichteten). Mit dem heutigen Entscheid könnte nun Schluss sein mit dem Dauerstreitthema.