Hamburg. Der Streit um den Strand geht in die heiße Phase: Unterlagen für Bürgerentscheid werden verschickt. Zahlreiche Aktionen geplant.

Sie kamen trotz herbstlicher Temperatur sommerlich gekleidet, rollten ihre Handtücher auf dem steinigen Pfad direkt neben dem deutlich einladenderen Strand aus. „Was ist denn da los?“, mögen sich Elbbesucher in Övelgönne gefragt haben. Ein Bürgerentscheid ist los! Der ist Anlass dafür, dass sich derzeit verrückte Aktionen auf dem beliebten Elbstrand abspielen. In diesem Fall wollten die Befürworter des Rad- und Fußwegs, um den so vehement gestritten wird, ein Zeichen setzen.

Aktivisten der Initiative
Aktivisten der Initiative "Elbstrandweg für alle" © Klaus Bodig / HA | Klaus Bodig

Unter dem Motto „Hier könnte Strand sein“ eroberten die Mitglieder und Unterstützer der Gruppe „Elbstrandweg für alle!“ am Sonntag Liegefläche zurück. Denn eines ihrer Argumente ist: Baut man den Weg oberhalb der Mauer, könnte der steinige Plattenpfad weiter unten entfallen und stattdessen noch mehr Strand für alle entstehen. „So hätten wir einen besseren Zugang zum Wasser und einen viel schöneren Strand. Durch den neuen Radweg gäbe es auch keinen Flächenverlust“, erklärt Mitinitiator Hans-Jörg Rüstemeier aus Blankenese.

Statt eines Wegs auf dem Strand lieber bestehende Radwege verbessern

Auch die Gegner des Radwegs am Elbstrand machen mobil
Auch die Gegner des Radwegs am Elbstrand machen mobil © HA | Michael Rauhe

Das sehen die Gegner der Initiative „Elbstrand retten!“ ganz anders. Sie glauben nicht daran, dass der Plattenweg einfach entfallen könnte und durch den geplanten Radweg keine Strandfläche verloren ginge. Deshalb kämpfen sie um den Erhalt des beliebten Strandabschnittes in seiner jetzigen Form ohne betonierten Weg und ohne Durchgangsverkehr. Vielmehr setzen sie darauf, die Radwege auf der Elbchaussee und der Bernadottestraße zu verbessern. „Es ist uns ein Herzensanliegen, diesen schmalen Strand vor Bebauung zu schützen“, erklärt Christiane Petersen von der Initiative, die innerhalb von nur vier Wochen 13.000 Unterschriften für ihr Begehren sammelte.

Aufgrund der Gegenbewegung, die die nötigen Stimmen allerdings noch nicht zusammen hatte, und weil eine rot-grüne-Mehrheit in der Bezirksversammlung es so wollte, kommt es nun zum entscheidenden Zweikampf per Stimmzettel.

200.000 Menschen haben die bald die Wahl zum Thema Elbradweg

Rund 200.000 Berechtigte im Bezirk Altona haben die Wahl. Sie erhalten ab dem 18. August per Post ihre Unterlagen: eine Infobroschüre mit den jeweiligen Positionen sowie eine kurze Stellungnahme aller in der Bezirksversammlung vertretenen Fraktionen. Zudem gibt’s einen Stimmzettel, auf dem es drei Kreuze zu setzen gilt, die Fragen mit Ja oder Nein zu beantworten sind. Gefragt wird erstens : „Sind Sie dafür, dass der Strand von Övelgönne bleibt, wie er ist und sämtliche Planungen für einen befestigten Rad- und/oder Gehweg auf oder über dem Elbstrand in Övelgönne zwischen dem Museumshafen und dem Hans-Leip-Ufer am Schröders Elbpark durch das Bezirksamt Altona eingestellt und nicht umgesetzt werden?“

Zweitens: „Sind Sie dafür, dass es am Elbstrand in Övelgönne als wertvollem Naherholungsgebiet einen attraktiven und barrierefreien Strandweg für alle gibt, der Museumshafen und Hans-Leip-Ufer verbindet, und das Bezirksamt Altona diesen zusammen mit den zuständigen Behörden realisiert?“ Und drittens stellt sich die Stichfrage: Falls sich eine Mehrheit der Stimmberechtigten sowohl für das eine als auch das andere Anliegen ausspricht, was soll dann gelten?

Bürgerentscheid kostet wohl mehr als 200.000 Euro

Anlass für den Aufwand, der voraussichtlich mehr als 200.000 Euro kosten dürfte, war ein neuer Entwurf einer möglichen Radroute. Den hatte das Bezirksamt Altona Anfang des Jahres den Politikern vorgelegt. Die Idee, einen etwa sechs Meter breiten Fuß- und Radweg mitten über den Strand zu führen, kam nicht gut an.

Die rund einen Kilometer lange und voraussichtlich mehr als zwei Millionen Euro teure Route hätte dicht am Wasser und somit auch an den beliebten und bei schönem Wetter stark frequentierten Cafés Strandperle und Ahoi vorbeigeführt. Beginnen sollte sie kurz vor der Himmelsleiter und enden am Museumshafen.

Schnell formierte sich Widerstand gegen den Radweg

Schnell formierte sich Widerstand. Die Kritiker, darunter viele Anwohner und Elbstrandfans, meldeten im März ein Bürgerbegehren an. Ende April legten die Befürworter nach und meldeten ihr Begehren an. Am 15. September, mit dem Entscheid, könnte dann Schluss sein mit dem Dauerstreitthema. Kein Wunder also, dass die beiden Initiativen nun um jede Stimme ringen.

Nachdem die Badelaken wieder eingerollt wurden, geht es kommendes Wochenende weiter. Dann wollen sich Vertreter der Initiative „Elbstrand retten!“, die den Radwegplänen kritisch gegenüberstehen, Gehör verschaffen.

Radweg-Gegner planen eine große Aktion am Sonntag

Am Sonntag, 20. August, hauen sie von 16 Uhr an im wahrsten Sinne des Worten am Övelgönner Elbstrand auf die Pauke. Die Schlagzeuger Christian von Richthofen und Oded Kafri von der Band „Drum The World“ sowie der Saxofonist Victor Millones unterstützen sie dabei. Zudem werden Mitglieder der Initiative die Mauerwände mit ihrem Logo bemalen. So wollen sie zeigen, dass viele Anwohner, zu deren Grundstücken die Mauern gehören, ihr Anliegen unterstützen und nicht bereit sind, Flächen für einen möglichen Radweg entlang der Mauer herzugeben.

Wer mehr über die Initiativen und die Argumente wissen möchte, kann sich auch im Internet informieren. Über die „Elbstrandretter“ gibt’s mehr auf www.elbstrand.hamburg zu lesen. Die Gegeninitiative bezieht unter www.elbstrandweg.de Position.