Hamburg . Der Fahrradclub ADFC wehrt sich gegen Erwähnung in Broschüre zum Bürgerentscheid, sogar mit rechtlichen Schritten.
Am 15. September sollen die Altonaer entscheiden, ob sie nun einen Radweg über den Övelgönner Strandabschnitt wollen oder nicht. Es könnte das Ende einer jahrzehntelangen Diskussion sein. Das Thema ist umstritten, die Nerven liegen blank. Das zeigt der Streit, der im Vorwege allein um das benötigte Informationsheft zum Bürgerentscheid tobte.
Neue Broschüre
Die fünfseitige Broschüre wird in den kommenden Wochen zusammen mit den Wahlunterlagen an die rund 200.000 Stimmberechtigten im Bezirk Altona verschickt. In dem Heft erläutern die beiden Initiativen, Kritiker („Elbstrand retten!“) und Befürworter des Strandweges („Elbstrandweg für alle!“) ihre jeweiligen Standpunkte. Zudem positionieren sich die Parteien in kurzen Stellungnahmen.
Bis hierhin kein Problem, aber in der Broschüre gab es auch eine Passage, in der der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) erwähnt wurde. Das wollte der Verband aber partout nicht, drohte sogar mit rechtlichen Konsequenzen. Der Satz wurde kurzfristig gestrichten.
Allerdings war die Broschüre bereits in der Druckerei. Nun geht’s um die Schuldfrage, um Kosten und wer sie übernimmt. Um diesen folgenschweren Satz geht es: „Ein ELBSTRANDWEG FÜR ALLE ist immer auch ein Radweg, deshalb steht ja unter anderem der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club, ADFC hinter der Initiative“ (Anmerkung der Redaktion: Es handelt sich um die Initiative Elbstrandweg für alle).
Lieber unparteiisch
ADFC-Pressesprecher Dirk Lau erklärt auf Abendblatt-Nachfrage: „Der ADFC möchte weder für die eine noch für die andere Initiative Partei ergreifen. Unserer Beobachtung nach engagieren sich in beiden Initiativen Radfahrer, die auch Mitglied im ADFC sind.“ Der Verband halte sich deshalb aus dem Wahlkampf heraus.
Dabei geht es doch um einen möglichen Fahrradweg an der Elbe, für den sich der ADFC noch vor einigen Wochen deutlich stark gemacht hat – es wurden Pressemitteilungen geschrieben, Visualisierungen erstellt und eine Eingabe in das politische Gremium gemacht – und nun, wo es um die „Wurst“ beziehungsweise die Entscheidung geht, hält man sich raus? „Die Frage, ob Hamburg zur Fahrradstadt wird oder nicht, entscheidet sich nicht am Elbstrand von Oevelgönne“, sagt Lau.
Alle Interessen berücksichtigen
Der ADFC sei für eine Lösung, die alle Interessen berücksichtigt und die den Naherholungswert des Strands erhält sowie dessen Zugänglichkeit verbessert, Stichwort Barrierefreiheit. Bei der Gegenoffensive nimmt man den Rückzug überrascht zur Kenntnis. „Wir sind ganz schön verwundert, dass der ADFC plötzlich nicht mehr hinter einer Radwegelösung am Elbstrand steht. In Altona fordert der ADFC schließlich seit längerem offensiv den „Lückenschluss des Elberadwegs“, sagt Christiane Petersen, Sprecherin der Initiative „Elbstrand retten!“
Die Gruppe hatte sich gebildet, nachdem der Bezirk eine neue Routenführung für den seit Jahrzehnten geplanten und umstrittenen Radweg zwischen der Himmelsleiter und dem Museumshafen Övelgönne präsentierte. Ende März meldeten sie ein Bürgerbegehren an und sammelten innerhalb von einem Monat mehr als 10.000 Unterschriften gegen den Weg. Beim Bürgerentscheid im September wird aber auch das Anliegen der Befürworter zur Abstimmung stehen.