Hamburg. Nach einer extrem turbulenten Bezirksversammlung steht fest: Die Altonaer müssen sich am 15. September entscheiden.

„Das ist keine Frage auf Leben und Tod.“ Zu dieser Klarstellung fühlte sich Hans-Jörg Rüstemeier genötigt. Er ist einer von drei Initiatoren des Bürgerbegehrens „Elbstrand für alle“. Überraschend durfte er sich am Donnerstagabend während einer extrem turbulenten Altonaer Bezirksversammlung äußern. Denn ursprünglich sollte nur die Gegeninitiative „Elbstrand retten“, die auch die nötigen Unterschriften für einen Bürgerentscheid zusammen­bekommen hatte, für ihre Forderungen werben. Zur Klarstellung fühlte er sich genötigt, weil um den geplanten Radweg auf dem Övelgönner Strandweg immer noch hemmungslos gestritten wurde.

Es wurde gebrüllt, gejubelt, diskutiert. Überhaupt begann die Sitzung erst mit einer Stunde Verspätung, weil die Bezirkspolitiker über das Verfahren stritten. Bei der Abstimmung kam es zum Eklat­. Alle Fraktionen bis auf SPD und Grüne verließen den Raum.

Bürgerentscheid am 15. September

Trotzdem setzten sie sich mit knapper Mehrheit durch. Sie machten den Weg für einen Bürgerentscheid am 15. September frei. Das befürworten im Grunde auch die anderen Fraktionen. Doch was für Empörung sorgte: Es wird nicht nur über die Forderung der Initiative „Elbstrand retten“ abgestimmt, die jegliche Bebauung am Strand ablehnt, sondern auch über die der Gegeninitiative.

Diese befürwortet einen Radweg in abgespeckter Form. Allerdings haben sie erst knapp ein Drittel der Unterschriften für ein Bürgerbegehren zusammen. Die Elbstrandretter hatten 13.000 Stimmen innerhalb von nur einigen Wochen gesammelt. Nötig wären knapp 6000 Unterschriften. Als undemokratisch kritisierten das viele Bezirkspolitiker.

Sprachrohr für 13.000 Menschen

Auch die Bürgerinitiative „Elbstrand retten“ warf SPD und Grünen, die die Radwegpläne befürworten, Trickserei vor. „Hören Sie auf mit den Planungen! Stecken Sie keine weiteren Ressourcen in diese unsinnige Idee“, forderte Christiane Petersen als Sprecherin der Bürgerinitiative „Elbstrand retten“. „Ganz unabhängig von technischer Machbarkeit oder Kosten lassen Sie Strand Strand sein.“

Sie erinnerte daran, dass die Gruppe Sprachrohr für mindestens 13.000 Menschen sei. Die andere Initiative habe nicht einmal ein Drittel der nötigen 6000 Stimmen zusammen. „Und nun wollen Sie uns auf eine Ebene stellen? Das ist kein demokratisch fairer Weg“, kritisierte Petersen. Anlass für die Debatte und die Bürgerbegehren ist ein neuer Strecken-entwurf, den das Bezirksamt vorlegte.

In einem Punkt herrscht Einigkeit

Um die Konflikte auf der Schiebestrecke oberhalb des Elbhangs zu entschärfen, sollte ein neuer, etwa sechs Meter breiter Rad- und Fußweg auf dem Strandabschnitt bei Övelgönne gebaut werden. Die rund einen Kilometer lange und voraussichtlich mehr als zwei Millionen Euro teure Route hätte direkt am Wasser und somit auch an den beliebten und bei schönem Wetter viel frequentierten Cafés Strandperle und Ahoi vorbeigeführt. Beginnen sollte sie kurz vor der Himmelsleiter und enden am Museumshafen Oevelgönne.

„Was Sie am Elbstrand nicht durchsetzen können, sollten Sie umso mutiger jetzt auf den Alternativrouten angehen – auf der Elbchaussee oder der Bernadottestraße, im Jenischpark“, empfahl Petersen. Zumindest in diesem Punkt sind sich Bürgerinitiative und die Grünen, die den Radweg am Övelgönner Strand befürworteten, einig.