Hamburg. Handelskammer stellt Vision für Konzerthalle und 6000 Wohnungen vor. Sportplätze sollen aufs Dach der Metro verlagert werden.
Bis 2023 soll an der heutigen S-Bahnstation Diebsteich der neue Fernbahnhof Altona fertig gebaut sein. Aktuell läuft für die Verlagerung vom jetzigen, rund zwei Kilometer entfernten Standort das Planfestellungsverfahren. Doch schon heute geraten nach Ansicht der Hamburger Handelskammer rund 300 Unternehmen im Umfeld des künftigen Bahnhofs unter Druck, weil Bodenpreise steigen könnten. "Wir brauchen deshalb rasch einen Masterplan für das gesamte Gebiet", forderte am Freitag Kammer-Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz und stellte dazu ein Strategiepapier der Kammer vor, das dazu bereits einige spektakuläre Vorschläge macht.
Rund 18.000 neue Arbeitsplätze und etwa 6000 neue Wohnungen könnten rund um den künftigen Bahnhof Altona gebaut werden, empfiehlt die Kammer. Auf der südöstlichen Seite könnten beispielsweise neue Bürohäuser entstehen – was mit dem direkten Bahnanschluss für Berufspendler interessant wäre. Neue Grundstücke für den Wohnungsbau will die Kammer durch eine Verlagerung vorhandener Sportplätze auf die Dächer der Metro-Großhandelsfläche gewinnen. In Berlin sei so etwas schon realisiert worden, so Schmidt-Trenz.
"Stadtpark-Deck Altona" über der Stresemannstraße
Kühnste Vision der Kammer ist jedoch ein Projekt, das die Kammer-Planer "Stadtpark-Deck Altona" nennen. Über die vorhandenen Gleisanlagen und die Stresemannstraße soll dieses Deck als eine Art Park gebaut werden und das neue "Bahnhofsquartier Altona" mit der neuen Mitte Altona verbinden, an der bereits gebaut wird. Ein Kongress-Zentrum, ein Hotel sowie eine Konzerthalle für 5000 Besucher könnten dort ebenfalls entstehen, heißt es in dem Kammerpapier. Sollte eine solche Planung nicht finanzierbar sein, täte es aber auch eine große Fußgängerbrücke.
Erst im zweiten Teil ihres Strategiepapiers kommt die Kammer dann zu dem Anliegen, das ihr wohl am meisten am Herzen liegen dürfte: In der Nähe des künftigen Bahnhofs haben etliche größere und kleinere Betrieb ihren Sitz. Die unscheinbare Lagerhalle eines Schallplattenhändlers steht dort neben einem Beton-Produzenten. Neu gebaut hat gerade am Haferweg der Schraubenhersteller Reyher, in dessen Büro-Hochhaus die Kammer am Freitag ihre Studie vorstellte. "Wir hoffen, dass wir hier auch in Zukunft noch Entwicklungsmöglichkeiten haben", sagte Geschäftsführer Peter Bielert zu den Sorgen der Unternehmen dort.
Die Planungen der Stadt seien zu kleinräumig
Doch für das weitläufige Areal gibt es nur alte Baustufenpläne aus der Nachkriegszeit, keine modernen Bebauungspläne, die das Gebiet für das Gewerbe dauerhaft sichern, kritisiert die Kammer. "Aufgrund der absehbaren Steigerung der Bodenpreise geraten die Unternehmen dort jetzt unnötig in Gefahr", sagte Kammerchef Schmidt-Trenz. Ein Masterplan und zusätzliche Bebauungspläne würden die Entwicklung hingegen geordnet sichern. "Und dazu haben wir jetzt die Blaupause geliefert."
Die Pläne der Stadt seien indes zu kleinräumig – in jeder Beziehung. So sei für den Bahnhof derzeit nur eine Parkfläche für 20 Autos geplant, die Kammer schlage jedoch ein Parkhaus für 500 Fahrzeuge und 350 Fahrräder vor. Schmidt-Trenz: "Wir reden hier immerhin über einen Fernbahnhof".