Hamburg. Der Bezirk veranstaltet eine “Planungswerkstatt“. Doch die Stadtentwicklungsbehörde hat bereits feste Vorstellungen.
Das alte Telekom-Gebäude hier hat seine besten Tage schon hinter sich und auch der einstöckige Flachbau nebenan am Spritzenplatz in Ottensen zeigt eher den Charme der Nachkriegszeit. Und doch wollen viele im Viertel die Bebauung an dem beliebten Treffpunkt so erhalten, wie sie ist. Mehr als 7000 Bürger hatten dazu sogar ein Bürgerbegehren unterzeichnet, das von der Bezirksversammlung mehrheitlich übernommen wurde. Tenor: Ein neuer Bebauungsplan soll Höhe und Ausmaße der Gebäude in der heutigen Struktur festlegen.
Am kommenden Sonnabend, 28. Januar, veranstaltet das Bezirksamt vor Ort nun eine "Planungswerkstatt", weil die Eigentümer des Komplexes den Abriss und einen Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses planen. Zwar hat der Bezirk bereits eine Veränderungssperre auf den Weg gebracht, damit dort nicht vier- oder gar fünfstöckig gebaut wird. Doch einen Bestandsschutz der Altbauten gibt es nicht und wäre juristisch wohl auch kaum durchzusetzen.
Bürger und Investoren sollen in Dialog kommen
Daher nun die Planungswerkstatt. Investoren, Bürger und Architekt sollen dabei in den "Dialog" kommen, um eine breite Zustimmung für eine künftige Bebauung zu erhalten, heißt es in der Einladung zu dem Termin. Beginn ist um 12 Uhr vor Ort – dann soll im Rathaus Altona weiter diskutiert werden.
Wie weit aber diese Diskussion den derzeitigen Zustand erhalten kann, dürfte mehr als fraglich sein. Denn eine Art 1:1-Kopie der jetzigen Bebauung wird wohl auf den Widerspruch der Stadtentwicklungsbehörde stoßen. Die vorhandene Gebäudestruktur in ihrer Ein- bis Dreigeschossigkeit sei bei einer Neubebauung "nicht wünschenswert", heißt es in einer Stellungnahme der Behörde, die dem Abendblatt vorliegt. Der neue Bebauungsplan müsse vielmehr "Perspektiven für die städtebauliche Entwicklung des Plangebiets aufzeigen", heißt es weiter darin. Was nichts anderes bedeutet, als dass mehr gebaut werden sollte, als das, was dort zur Zeit noch steht.
Die Initiative "Rettet den Spritzenplatz" sieht die Planungswerkstatt daher kritisch. Letztlich könnten damit Ideen einer höheren Bebauung gegen die Vorgaben des Bürgerbegehrens doch noch durchgesetzt werden, befürchtet sie und ruft in einem Flugblatt dennoch zur Teilnahme an dem Termin am Sonnabend auf.
Zu erheblichem Protest in Ottensen hatten vor allem die ersten Neubau-Entwürfe für den Spritzenplatz geführt: Ursprünglich planten die Investoren ein futuristisches Gebäude nach den Ideen des amerikanischen Planers Daniel Libeskind. Inzwischen liegt ein anderer Entwurf vor. Und der orientiert sich an den Gebäudenhöhen, die es dort vor dem Krieg noch gegeben hatte.