Hamburg. Manche fahren für die Biofrikadellen durch die ganze Stadt. Jetzt schließt das beliebte Café im Oktober, der Kiosk wird abgerissen.

Ralphs Kiosk im Jenischpark gehört zu den beliebtesten Cafés im Hamburger Westen. Die Biofrikadellen und selbst gebackenen Kuchen haben viele Fans, manche fahren durch die ganze Stadt, um bei Ralphs einzukehren. „Zu fast jeder Jahreszeit können Sie bei uns draußen sitzen und Ihre Getränke und Speisen mitten in der Natur genießen“, verspricht die Homepage, „Dank unserer großen Markise finden Sie aber auch immer ein schattiges Plätzchen. Wir haben bei schönem Wetter sogar im Winter geöffnet.“

Doch bald wird man vor dem urigen Kiosk überhaupt kein Plätzchen mehr finden, weder im Winter noch im Sommer. Denn das Parkcafé schließt bereits im Oktober für immer. „Es ist wahr“, bestätigt Renate Fabeck, die das Ralphs gemeinsam mit ihrem Ehemann Ralf Puschmann betreibt. Zu den Hintergründen will sie sich nicht weiter äußern, verweist stattdessen an das Bezirksamt weiter. Frust und wohl auch etwas Trotz sind herauszuhören, wenn Renate Fabeck feststellt: „Dazu ist genug gesagt worden, für uns ist das Thema erledigt.“

Erste Interessenten für neues Café

Wie berichtet, sucht das Bezirksamt Altona per Ausschreibung einen Betreiber für ein neues Café, das im Schaugewächshaus entstehen soll – nur einen Steinwurf vom Standort des Cafés Ralphs Kiosk entfernt. Genau wie ein benachbartes Haus, in dem zuletzt die Dienstwohnung der Gartenbau­abteilung untergebracht war, müsste das Gebäude zunächst instand gesetzt werden, um es dann gastronomisch nutzen zu können.

Einige Interessenten gibt es bereits, aber noch keine konkreten Zusagen. Beim Bezirksamt ist man überrascht, dass Puschmann und Fabeck nicht mehr im Rennen sind, wie Sprecher Jan Lengwenath sagt. Dem Vernehmen nach hatten die beiden zunächst unabhängig von der Ausschreibung Interesse bekundet und ein Konzept vorgelegt, das aber keine Zustimmung fand. Warum beide nun nicht weitermachen wollen, ist unklar. Klar ist indes, dass mit dem Aus für das Ralphs auch das Ende des urigen Kiosks gekommen ist: Er wird abgerissen.

Aus WC-Häuschen wurde ein Kiosk

Das bedeutet dann auch das letzte Kapitel einer höchst ungewöhnlichen Gastronomie-Geschichte. Denn als die beiden Betreiber vor rund 13 Jahren mit den Planungen für das Ralphs starteten, war der heute so schicke Kiosk noch ein einfaches Toilettenhäuschen. Mit viel Energie und enormem Aufwand hatten Puschmann und Fabeck aus dem Bau den schönen Kiosk gemacht, der schnell zu einem Besuchermagneten wurde. Auch mit den unmittelbaren Anwohnern einigten sich die Gastronomen nach einigen Anlaufschwierigkeiten: Um übermäßige Lärmbelästigung zu vermeiden, schließt das Ralphs stets schon um 19 Uhr.

Zuletzt hatte das Café einen sehr guten Ruf, war insbesondere an schönen Tagen rappelvoll. Mit dem Kiosk im Rücken bot sich den Besuchern der eindrucksvolle Blick auf Park und JenischHaus, auch zahlreiche Hundebesitzer kehrten dort ein.