Hamburg. Die beliebte Pflanzenwelt soll zum Café umgestaltet werden, ein Teil wird abgerissen. Das Bargheer-Museum soll 2017 eröffnen.

Wer heute die Gewächshäuser im Jenischpark besuchen möchte, steht vor einer verschlossenen Tür. Vom 1. Juni an, so teilte das Bezirksamt Altona mit, gehören Besichtigungen der einstmals wunderschönen, exotischen Pflanzenwelt der Vergangenheit an. Während der vordere Teil der beiden 520 Quadratmeter großen Glashäuser wahrscheinlich von 2017 an als Café genutzt werden soll, wird der hintere Bereich abgerissen. An gleicher Stelle plant der Verein Freunde des Jenischparks einen gut 130 Meter langen Laubengang nach historischem Vorbild.

Diese Neuerung steht im Einklang mit der Entwicklung der 43 Hektar großen Grünanlage am Hochufer der Elbe. Nachdem der Umbau des ehemaligen Gartenbauamts an der Ecke Hochrad/Baron-Voght-Straße in ein Museum beschlossene Sache ist, stellt die Stadt in den kommenden Monaten 70.000 Euro für die Instandsetzung der Wege bereit. Diese waren zuletzt stark verschlammt und bargen Stolperfallen.

Modernisierung genau so teuer wie ein Neubau

Für die Besucher der Gewächshäuser, darunter viele Stammgäste, Naturfreunde, Kindergärten und Schulklassen, sind diese Fortschritte kein Trost. „Das Schaugewächshaus ist stark sanierungsbedürftig“, sagt Martin Roehl im Namen des Bezirksamts. „Es entspricht in keiner Weise mehr den heutigen energetischen Anforderungen.“ Die Kosten einer Modernisierung würden denen eines Neubaus gleichkommen. Aufgrund der hohen Heizkosten von mehr als 25.000 Euro pro Jahr lief der Betrieb zuletzt ohnehin nur noch auf Sparflamme – sprich ohne künstliche Wärme.

Wegen des maroden Zustands des Mitte der 1950er-Jahre errichteten Publikumsmagneten sollte der Teilabriss ursprünglich schon vor zwei Jahren erfolgen. Zuvor hatte dort ein prachtvolles Palmenhaus Baujahr 1836 gestanden. Banausen in der Verwaltung hatten das Gebäude anlässlich der Internationalen Gartenschau 1953 ersetzt. Bis zuletzt beeindruckten Orchideen, Kamelien, Orangenbäumchen, Papayas und Bananen in der überdachten Grünoase das Publikum. Und nun kommt der Abrissbagger.

Eine großzügige Spende wird quasi verschrottet

Versuche, einen Teil der Gewächse im benachbarten Botanischen Garten unterzubringen, sind gescheitert. Waren einstmals vier Gärtner beschäftigt, stand zuletzt nur noch Geld für eineinhalb Planstellen zur Verfügung. Für Verbitterung sorgt zudem ein pikantes Detail am Rande. 1998 hatten private Spender 100.000 D-Mark zur Sanierung der Gewächshäuser bereitgestellt, auf Initiative des Gartenbauamts. Dieses Geld wird nun quasi verschrottet.

Das Amt hatte das Nachbargebäude im Nordwesten des Jenischparks 2008 verlassen. Nachdem die Einrichtung einer Architekturakademie und der Plan eines Luxusrestaurants auf Protest stießen, stand die Häuserzeile jahrelang leer. Jetzt stehen gut eine Million Euro für ein Bargheer-Museum bereit. Dessen Betrieb ist für mindestens acht Jahre gesichert. Wenn alles planmäßig läuft, sollen die Werke des 1901 auf Finkenwerder geborenen und 1979 in Blankenese verstorbenen Malers Eduard Bargheer vom Frühjahr 2017 an im Jenischpark zu sehen sein.

Angedacht sind ein Bistro und ein Café

Auch die Suche nach einem Gastronomen für den Vorderteil des Gewächshauses geht voran. Ein namhafter Gas­tronom aus Eimsbüttel soll Interesse signalisiert haben. Angedacht sind ein Bistro sowie ein Café auf der Terrasse. Bis zur endgültigen Klarheit hat der beliebte Kiosk „Ralph’s“ nebenan weiterhin geöffnet. Der Vertrag läuft mindestens noch ein Jahr.

Trotz der aktuellen Planungen übt CDU-Politiker Sven Hielscher Kritik an der Verwaltung. „Wenn Hamburg schon eine solche denkmalgeschützte Parkperle hat, muss sie besser gepflegt werden.“ Aus seiner Sicht verkomme der Park zur „wilden Naturanlage“.