Hamburg. Fünf- bis siebengeschossige Wohnhäuser, Geschäfte und ein Biermuseum geplant. Umzug der Holsten-Brauerei ist besiegelt.

Die Erleichterung war allen Beteiligten anzumerken. Endlich konnte im Rathaus im Beisein von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) offiziell verkündet werden, dass das rund 86500 Quadratmeter große Areal der Holsten-Brauerei in Altona künftig als Wohnquartier für etwa 7500 Menschen genutzt werden soll und dass der Umzug der Produktion des Traditionsunternehmens nach Hausbruch besiegelt ist.

Damit hat es der Senat geschafft, dass das zur dänischen Carlsberg Gruppe gehörende Unternehmen nicht aus Hamburg abwandert und eine neue Produktionsstätte vor den Toren der Stadt baut. „Zusammen ist es uns gelungen, die Zukunft der Holsten-Brauerei hier in Hamburg dauerhaft zu sichern. So haben wir eine geeignete städtische Fläche im Süden Hamburgs zur Verfügung gestellt und uns auch auf die gemeinsame Entwicklung des Stammgrundstücks in Altona verständigt“, sagte Scholz.

Der Umzug auf das rund 65.000 Quadratmeter große Gelände im Gewerbegebiet Heykenaukamp soll frühestens im ersten Quartal 2018 erfolgen. Bislang werden in Altona rund 1,2 Millionen Hektoliter der Marken Astra und Holsten gebraut. An dem neuen Standort sollen es nur noch rund eine Million Hektoliter sein. „Die Produktionsabläufe sollen optimiert werden“, sagte Carlsberg-Deutschland-Chef Sebastian Holtz. Von einer Investition im hohen zweistelligen Millionenbereich ist die Rede.

260 Mitarbeiter sind noch in der Produktion tätig, an dem neuen Standort werden es weniger sein. Wie viele Arbeitsplätze abgebaut werden, ist noch offen.

Mathias Düsterdick (Gerch Group, l.)
und Sebastian Holtz (Carlsberg)
Mathias Düsterdick (Gerch Group, l.) und Sebastian Holtz (Carlsberg) © dpa | Bodo Marks

Die Suche nach einem neuen Standort hatte sich etwa drei Jahre hingezogen, und auch die Auswahl eines Investors war ein langwieriger Prozess. Der weltweit tätige Immobilien-Dienstleister Savills hatte das Bieterverfahren begleitet. Es gab mehr als 30 Kaufangebote von Investoren aus dem In- und Ausland: „Das Niveau ist absolut vergleichbar mit europäischen Topmetropolen wie Paris, London und Kopenhagen“, sagte Andreas Wende, Investmentchef von Savills Deutschland.

Nun erhielt die Düsseldorfer Gerch Group den Zuschlag (wir berichteten) für das Filetgrundstück und plant eine Gesamtinvestition von rund 750 Millionen Euro. Dort sollen Wohnungen für etwa 7500 Menschen auf 150.000 Qua­dratmetern Bruttogeschossfläche gebaut werden.

Es werden je ein Drittel geförderter und frei finanzierter Mietwohnungen und ein Drittel Eigentumswohnungen entstehen. Es ist eine fünf- bis siebengeschossige Bauweise geplant. Für Büros, Einzelhandel und Gastronomie sind rund 25.000 Quadratmeter Fläche vorgesehen. Auch ein Hotel wird gebaut.

Außerdem – und das dürfte für viele Anhänger der Biermarke eine wichtige Nachricht sein: „Natürlich geht Holsten nicht so ganz“, kündigte Sebastian Holtz an. Zum einen wird die Verwaltung bleiben und mit rund 200 Mitarbeitern in einen Neubau auf dem Gelände ziehen. Zum anderen sind eine „Mikrobrauerei“, in der das Bier direkt an Gäste ausgeschenkt wird, und ein Biermuseum geplant. Die Historie des Areals soll in die Neugestaltung integriert werden. Dazu gehört auch, dass der Juliusturm und das alte Sudhaus ein Bestandteil des Quartiers bleiben werden. Der typische Hamburger Klinker, der auch hier verbaut wurde, soll bei der Architektur ebenfalls berücksichtigt werden.