Hamburg. Im Fall des kleinen Tayler liegt das rechtsmedizinische Gutachten vor. Ob es zur Anklage kommt, ist aber noch offen.


In den Fall des kleinen Tayler aus Altona, der an schwersten Hirnverletzungen starb, kommt Bewegung. Mittlerweile liegt das Gutachten der Rechtsmedizin vor, von dem entscheidende Erkenntnisse für die staatsanwaltlichen Ermittlungen erwartet werden. „Wir können uns inhaltlich nicht dazu äußern“, sagte Oberstaatsanwältin Nana Frombach dem Abendblatt. „Wir werten das Gutachten aus. Wahrscheinlich werden wir weitere Fragen an die Rechtsmedizin haben.“ Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen eines Tötungsdelikts.


Als mögliche Täter kommen die Mutter des Jungen oder deren Lebensgefährte in Betracht. Das Gutachten, für das komplizierte und zeitaufwendige rechtsmedizinische Untersuchungen erforderlich waren, soll unter anderem darüber Aufschluss geben, wann genau Tayler die massiven Verletzungen zugefügt wurden – und damit, welcher der beiden Verdächtigen als Täter infrage kommt.

Das 13 Monate alte Baby war Mitte Dezember wegen eines schweren Schütteltraumas ins UKE gekommen und sofort operiert worden. Tagelang hatten die Ärzte um das Leben des Jungen gekämpft. Doch nach einer Woche erlag er seinen massiven Hirnverletzungen. Nach Abendblatt-Informationen beschuldigen sich die 22 Jahre alte Mutter des Jungen, Jacqueline B., und ihr Freund Michael Q. gegenseitig. Der Lebensgefährte war kurz nach dem Tod des Jungen nach Spanien gereist, soll aber jetzt wieder in Hamburg sein.

Tayler war Monate vor seinem Tod mit schweren Verletzungen in eine Klinik gekommen. Weil die Behörden eine Kindeswohlgefährdung befürchteten, wurden das Baby und sein Bruder von einer Pflegefamilie betreut. Im Oktober entschied das Jugendamt, dass die Söhne zurück zur Mutter kommen, weil nicht nachgewiesen werden könne, dass Taylers Verletzungen auf einer Misshandlung beruhen. Zwei Monate später erlitt der Junge seinen tödlichen Verletzungen. Bis endgültige Ermittlungsergebnisse vorliegen, wird es vermutlich noch Wochen dauern.

Wer schüttelte den kleinen Deljo tot?

Auch der Fall „Deljo“ ist noch nicht aufgeklärt worden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt weiterhin gegen die Eltern Halid, 21, und Elvira A., 25 – einer von ihnen soll den neun Monate alten Jungen fast totgeschüttelt haben. Die Mutter hatte Deljo am 15. November ins Kinderkrankenhaus Altona gebracht. Dort stellten die Ärzte fest, dass er ein Schütteltrauma und eine Schädelfraktur erlitten hatte.

Durch eine Notoperation konnte das Leben des Säuglings gerettet werden, er befindet sich jetzt in der Obhut einer Pflegefamilie. Nach verdeckten Ermittlungen durchsuchten Polizisten Mitte Januar 2016 die Wohnung der Eltern. Zwar hatten die Ermittler mit ihnen zwei Tatverdächtige. „Doch wir wissen nicht, wer von beiden mit überwiegender Wahrscheinlichkeit der Täter ist“, sagte Oberstaatsanwältin Frombach damals. Detaillierte Angaben zum Stand der Ermittlungen wollte Frombach auch jetzt nicht machen. Der Fall stehe unter „Vollschutz“, das bedeutet: Angaben jeder Art könnten „den Ermittlungszweck gefährden“.

Eisdrama: Staatsanwaltschaft sucht nach Tätern

Am Lohmühlenteich kam ein weiteres Baby unter mysteriösen Umständen ums Leben. Zwei noch unbekannte Männer hatten den Vater des drei Monate alten Mädchens am 25. Januar überfallen. Weil sie kein Bargeld erhielten, sollen sie ihn mit einem Messer angegriffen haben. Der 24-Jährige flüchtete daraufhin mit seinem Baby im Tragetuch auf das dünne Eis des Teiches – und brach ein. Die Feuerwehr konnte beide retten, doch zwei Wochen später starb das unterkühlte Mädchen im Krankenhaus. Von den beiden Männern fehlt weiter jede Spur. „Die Staatsanwaltschaft hat keine konkreten Hinweise auf die Täter“, sagte Frombach.

Im tragischen Fall des Babys, das sich am 21. März stranguliert hatte, wird weiter gegen die Mutter wegen fahrlässiger Tötung ermittelt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft könnte die 26-Jährige eine Sorgfaltspflichtverletzung im Zusammenhang mit dem Aufbau des Gitterbettchens begangen haben, dieser Verdacht werde noch geprüft, sagte Oberstaatsanwältin Nana Frombach. Selbst wenn sich der Verdacht erhärten sollte, könnte die Mutter straffrei ausgehen, weil die Folgen der Tat – der Tod ihres Kindes – so schwerwiegend sind, dass sie dadurch schon hart genug gestraft ist.