Hamburg. Nach den Vorwürfen im Fall Tayler wehren sich Mitarbeiter des Jugendamts in einer Erklärung. So habe es keinen Alleingang gegeben.
Gut zweieinhalb Wochen nach der Veröffentlichung des Berichts der Jugendhilfeinspektion zum gewaltsamen Tod des kleinen Tayler wehren sich Mitarbeiter des Jugendamts Altona gegen die Vorwürfe. „Wir sehen uns aufgrund einer diffamierenden und vorverurteilenden Hetzkampagne gegen das Jugendamt und die fallverantwortliche Kollegin in der Öffentlichkeit zu einer Gegendarstellung im Fall Tayler gezwungen“, schreiben sie in einer Erklärung.
So habe etwa das Verhalten der Mitarbeiter nicht im Widerspruch zu dem bis dahin geltenden Regelwerk gestanden. Auch habe es keinen Alleingang der betroffenen Kollegin gegeben.
Wie berichtet, haben die Verfasser des Berichts schwere Vorwürfe gegen das Jugendamt erhoben. Unter anderem monierten sie, dass es keine kollegiale Beratung vor der Rückführung des Babys in seine Familie gegeben habe, nachdem es wegen schwerster Verletzungen in eine Pflegefamilie gegeben worden war. Zudem habe es auch keine Untersuchung darüber gegeben, ob für das damals noch nicht einmal ein Jahr alte Kind möglicherweise eine Gefahr in seiner Familie bestand. Tayler erlitt dort mutmaßlich ein schweres Schütteltrauma und starb im Dezember 2015 – eine Woche nach der Einlieferung in ein Krankenhaus.
„Ein unglaublicher Vorgang“
Währenddessen streiten Mitarbeiter des Jugendamtes mit der Sozialbehörde darüber, ob bestimmte Vorschriften bereits zu der Zeit galten, als Tayler noch lebte oder ob sie erst nach der Vorstellung des Jugendhilfeinspektionsberichts eingeführt wurden.
In dieser Auseinandersetzung stellt sich nun die Gewerkschaft Ver.di vor die Jugendamtsmitarbeiter. „Es geht vorrangig nicht um die Verbesserung der Strukturen, sondern um das Verschieben von Verantwortung auf die, die sich wenig wehren können“, sagt Ver.di-Fachbereichsleiterin Sieglinde Frieß. Sie moniert vor allem den Umstand, dass die Öffentlichkeit noch vor den Mitarbeitern des Jugendamts über die Ergebnisse der Jugendhilfeinspektion informiert wurde. „Dies ist ein unglaublicher Vorgang, der in einem kollegialen und wertschätzenden Umgang nie passieren dürfte“, sagt Frieß.
Zudem sprechen die betroffenen Mitarbeiter aus Altona der Jugendhilfeinspektion die Unabhängigkeit ab, weil sie Teil der Sozialbehörde ist. Stattdessen fordern sie die Einsetzung unabhängiger Wissenschaftler für die Aufarbeitung entsprechender Todesfälle bei Kindern, die unter staatlicher Obhut standen.