Hamburg. Weil lange zu wenig in den Straßenbau investiert wurde, wird kräftig gebaut. Wo es in den kommenden Monaten eng wird.

Baustellen, Straßensperrungen, Umleitungen, Staus – Hamburgs Straßen werden in den kommenden Monaten massiv repariert und erneuert. Kaum hat diese Woche zum Beginn der Frühjahrsferien an der Stresemannstraße das bisher größte Straßensanierungsprojekt begonnen, kündigen sich im Westen der Stadt weitere Baustellen an: Am kommenden Montag startet auch der Umbau der nicht weit entfernten zentralen Kreuzung Königstraße/Holstenstraße/Reeperbahn, der bis weit in den Juni reicht. Im August dann wird der Lessingtunnel mehr als ein Jahr lang für eine umfangreiche Sanierung gesperrt – eine weitere Baustelle in Altona, durch das sich Autofahrer wegen der Arbeiten an der Autobahn A 7 ohnehin schon auf der Suche nach Schleichwegen quälen.

Aber auch im Osten Hamburgs sind zeitgleich etliche Baustellen angekündigt: So sollen laut ADAC beispielsweise im Wallringtunnel vom 1. August bis immerhin 31. Oktober 2017 Fahrbahnen für Sanierungsarbeiten teilweise gesperrt werden. „Das wird alles wehtun“, sagt Carsten Willms, verkehrspolitischer Sprecher des ADAC Hansa, der damit rechnet, dass auch in den kommenden zehn Jahren weiter mit einer ähnlich hohen Zahl von Straßenbaustellen in Hamburg zu rechnen sei. „Die Fehler der Vergangenheit holen uns jetzt ein“, meint Willms in Anspielung auf versäumte Sanierungsarbeiten.

An der Stresemannstraße gab es jetzt schon einmal einen Vorgeschmack auf das, was zu erwarten ist: Vor allem am Montag war der Verkehr stark beeinträchtigt. „Es hatte sich ein Rückstau fast bis zur Elbgaustraße gebildet“, sagt Jens Hamann von der Verkehrsleitzentrale. Am Nachmittag habe sich die Lage dann aber schon etwas entspannt. Und auch am Dienstag hätten Autofahrer lediglich an der Baustelle, nicht aber auch auf den Umleitungen im Stau gestanden.

Die Verkehrsbehörde versichert, dass man trotz der vielen Baustellen die Beeinträchtigungen „so gering wie möglich“ halten wolle. So gebe es innerhalb der aktuellen Baustelle im Verlauf von Stresemannstraße und Bahrenfelder Chaussee eine Einbahnstraßenregelung sowie Hinweisschilder für Umleitungen. Auch für den Autoverkehr im Bereich Reeperbahn/Königstraße auf St. Pauli werde mindestens ein Fahrstreifen je Fahrtrichtung während der gesamten Bauzeit offen bleiben.

Die Zeit der Staus dürfte dennoch nicht vorbei sein: 105 Kilometer Fahrbahnen hatte Hamburg 2015 saniert. 2016 sollen es ähnlich viele sein. „Wir wollen dieses Tempo in diesem Jahr halten“, kündigt Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof (SPD) an. So plant der Senat derzeit mit jährlichen Ausgaben von rund 70 Millionen Euro für das Straßennetz.

Zum Vergleich: Unter dem schwarz-grünen Senat steckte die Stadt dem ADAC zufolge lediglich 25 Millionen Euro pro Jahr in die Straßensanierung. Von dem Autofahrerverein kommt daher auch eher Beifall als Protest zu den derzeit vielen Straßenbaustellen in Hamburg. Mit seinem Sanierungsprogramm nehme die Hansestadt eine Spitzenposition im bundesweiten Vergleich ein, sagt ADAC-Verkehrsexperte Willms. „Das gefällt uns“.

An mancher Planung – wie bei der Stresemannstraße – hatte der Verein sogar mitgewirkt. In fünf Monaten werden dort von der Fahrbahnsanierung bis zum Radwegbau gleich mehrere Projekte zusammengefasst: „Lieber ein paar Monate Schmerzen als viele Jahre immer wieder“, so Willms.

Kritik übt sein Verein allerdings in manchen Details. So müsse das Personal in den zuständigen Bezirken und Ämtern aufgestockt werden, fordert Willms. Denn nur so könne das anspruchsvolle Sanierungsprogramm auch zeitgerecht umgesetzt werden. Auch bei der Baustellen-Koordination gebe es gelegentlich ein Problem. Wer beispielsweise von Stade nach Kiel quer durch Hamburg fahren wolle, müsse im Internet bei gleich drei Baustellenportalen von drei Bundesländern nachschauen, ob seine Fahrt im Stau enden könnte.

Gleichwohl sieht ADAC-Mann Willms kaum Alternativen zur jetzigen massiven Straßensanierung in Hamburg. Denn sonst bestehe die Gefahr, dass Straßen und Brücken noch maroder würden und eine normale Sanierung nicht mehr reichen würde. Dann müssten in absehbarer Zeit wegen massiver Schäden wohl Straßen und Brücken auch komplett gesperrt werden. Willms: „Und das tut dann richtig weh, dann geht nix mehr.“ Den Autofahrern bleibe daher nur die Hoffnung auf wieder bessere Zeiten. Willms: „Da muss man jetzt durch.“