Hamburg. Neue Fahrbahnen, neue Bushaltestellen, neue Radfahrstreifen auf vier Kilometer Länge. Doch die Mega-Sanierung sorgt auch für Protest.
Risse in der Fahrbahn, notdürftig geflickte Absenkung: Das Hamburger Straßennetz gilt seit Jahren schon als arg marode. Rund 70 Millionen Euro steckt Hamburg daher seit Kurzem jährlich in die Sanierung. Etwa doppelt so viel wie noch vor einigen Jahren. Doch der Sanierungsrückstau dürfte nach Einschätzung der Experten im Landesbetrieb Straßen Brücken und Gewässer (LSBG) erst um 2018 aufgeholt sein. Um das zu schaffen, gehen die Planer neue Wege und bündeln Maßnahmen, die sonst über viele Jahre gestreckt wurden. Das spare Geld und Zeit, argumentiert LSBG-Geschäftsführer Hans-Jochen Hinz.
Eines der spektakulärsten und zugleich größten dieser Bündelungsprojekte startet nun am 7. März im Westen der Stadt in Bahrenfeld. Auf der Hauptverkehrsachse zwischen Stresemann-und Luruper Hauptstraße saniert der Landesbetrieb auf gut vier Kilometern die Fahrbahnen und teils auch die darunterliegenden Unterkonstruktionen. Insgesamt acht Bushaltestellen werden dabei ebenfalls umgebaut, sodass sie für ältere oder behinderte Menschen besser benutzbar sein sollen. Zudem werden Radfahrstreifen auf Fahrbahnen verlegt und Fahrspuren verschwenkt. Im Bereich der Kreuzung Bahrenfelder Chaussee/Von-Sauer-Straße fällt beispielsweise eine Fahrspur weg, um Platz für eine Bushaltestelle auf der Straße zu bekommen. Dort sei der Verkehrsfluss nicht mehr so stark, weil viele Autos vorher Richtung Autobahn abfahren, argumentieren die Planer.
Insgesamt zehn Maßnahmen sollen dabei mehr oder weniger innerhalb einer fünfmonatigen Bauzeit umgesetzt werden, sagt Hinz. Rund elf Millionen Euro wird diese Sanierung kosteten, geschätzte fünf Millionen weniger, als wenn man die Arbeiten wie früher einzeln und über mehrere Jahre hinweg in Auftrag gegeben hätte. Während der Bauzeit bis voraussichtlich Juli wird der Verkehr im Einbahnverkehr durch die Baustelle geführt. Umleitungen gibt es für die anderen Richtungen über benachbarte Straßen. „Das wird erst zu Staus führen, aber dann ruckelt es sich erfahrungsgemäß zurecht“, so Hinz
Tatsächlich ist dieser Straßenzug zwischen Bahnunterführung und Altonaer Volkspark stark befahren. In Kraftfahrzeugen und in Bussen werden dort jeden Tag bis zu 70.000 Menschen bewegt, schätzt man im Landesbetrieb.
Doch bei aller Bündelung – ohne Protest geht es auch bei dieser Baustelle nicht. Zwei neuralgische Punkte sind es vor allem, die schon Zorn erregt haben. So sollen für mehr Platz auf Straßen und Gehwegen im Bereich der Luruper Chaussee rund 40 Bäume gefällt werden. Allerdings sollen als Ausgleich dort und in Nebenstraßen auch 30 wieder neu angepflanzt werden. Viel heftiger aber noch ist der Unmut über die geplanten Veränderungen im Bereich der Bahrenfelder Chaussee zwischen Autobahn und Regerstraße. Gewerbebetriebe und auch die Bezirksfraktion der Altonaer CDU werfen den Planern mangelnde Rücksicht auf die dortigen Geschäfte vor. Grund: Um Radfahrstreifen auf die Fahrbahn verlegen zu können, sollen dort Stellplätze wegfallen, die außerhalb der Stoßzeiten meist von Kunden zum Parken genutzt werden. Laut Landesbetrieb handelt es sich dabei um etwa 20 Parkplätze, die aber durch 14 an anderer Stelle ersetzt werden sollen. In „Abwägung aller Vorteile dieser Planung für die Gesamtmaßnahme“ habe man sich zu diesem Schritt entschieden, sagt LSBG-Geschäftsführer Hinz. „Jede Adresse bleibt zudem während der gesamten Bauzeit anfahrbar“, verspricht er.