In Altona wird mit zwei Grundstücken seit Jahren spekuliert. Das führt zu Unmut. Die Bezirkspolitiker sind verärgert – und machtlos.
Hamburg. Die Geschäftsführer der beiden Immobilien-Unternehmen ließen sich gern ablichten: Mit einem symbolischen ersten Hammerschlag setzten sie den Abriss alter Gebäude im markanten Dreieck Von-Sauer-Straße/Bahrenfelder Chaussee in Szene. 170 Appartements für Studenten wollten die beiden Investoren bauen, außerdem Einzelhandelsflächen und weitere 143 Wohnungen. 64,5 Millionen Euro wolle man investieren, hieß es – im April 2013. Die alten Häuser sind längst weg, aber einen Baubeginn hat es dort immer noch nicht gegeben, obwohl es eigentlich im Oktober desselben Jahres schon hätte losgehen sollen. Mehr noch: Das 7600 Quadratmeter große Areal mitten im prosperierenden Stadtteil Bahrenfeld wurde gerade wieder an einen neuen Investor weiterverkauft. Das dritte Mal, wie es aus der Altonaer Bezirkspolitik heißt.
Noch länger fristet auch das ähnliche große Grundstück an der Ecke Stresemannstraße/Kieler Straße ein Schicksal als Brachfläche – obwohl es eine ebenso prominente Lage hat. Früher gab es dort einmal eine BMW-Niederlassung, dann kaufte vor knapp zehn Jahren der umstrittene Immobilienkaufmann Burim Osmani das Grundstück. Mal sollten dort Büros gebaut werden, dann wieder ließ er einen Architekten ein Hotelgebäude entwerfen. Gebaut aber wurde nie. Er sei nur benutzt worden, um das Grundstück aufzuwerten, klagte der Planer später in einem Interview mit der „Hamburger Morgenpost“. Schließlich wurde das Areal an die Hanseatic Holding in Hildesheim verkauft, die rund 400 Wohnungen bauen wollte, ebenfalls zu großen Teilen als geförderte Studentenwohnungen.
Das war 2012, später zogen jugendliche Punks auf das Gelände und bauten dort Hütten und Zelte. Im Herbst 2013 suchte der Bezirk auf Druck des Investors schließlich hastig nach einem neuen Ort für die obdachlosen Jugendlichen. In Kürze werde gebaut, hieß es zur Begründung der Eile. Doch auch dort hat sich bis heute kein Bauarbeiter sehen lassen.
Dieser lange Stillstand auf den beiden großen Grundstücken mitten im Bezirk führt nun zu heftigem Unmut in der Bezirkspolitik. Der ständige Weiterverkauf von zentralen Grundstücken würde schließlich den Wohnungsbau immer weiter verteuern, kritisiert etwa der Altonaer Linken-Politiker Robert Jarowoy. „Wir genehmigen immer wieder Bauvorbescheide – und dann wird doch wieder verkauft, um Gewinn zu machen.“
Auch der SPD-Fraktionschef in der Bezirksversammlung Altona, Thomas Adrian, sieht die Entwicklung kritisch. „Ich mache mir natürlich Sorgen um die städtebauliche Entwicklung“, sagt er. Allerdings beharre der Bezirk weiter darauf, dass bei beiden Projekten auch ein großer Anteil von Sozialwohnungen gebaut werde. „Davon rücken wir nicht ab“, so Adrian, der sich allerdings optimistisch zeigte, dass es bei beiden Projekten in Kürze Fortschritte geben könnte. Ähnlich optimistisch äußert sich auch Altonas Grünen-Fraktionschefin Gesche Boehlich. Es seien wieder Verhandlungen notwendig gewesen zwischen den Investoren und dem Bezirk, bei denen es vor allem um den geförderten Wohnungsbau gegangen sei. „Doch nun sind wir auf dem Weg“, hofft auch sie.
Ob aber der von der Stadt geforderte soziale Wohnungsbau sich preisdämpfend auf alle Wohnungen auswirkt, dürfte fraglich sein. Seit Projektentwickler bei Neubauvorhaben 30 Prozent geförderte Wohnungen mit einplanen müssen, werde es für die übrigen 70 Prozent aller Mieter und Käufer von Neubauwohnungen teurer, heißt es in einer aktuellen Studie des Immobilien-Dienstleisters Grossmann&Berger.
Denn die vom Senat geforderten günstigen Wohnungen zu langfristig festgelegten Preisen seien in Planung und Bau ähnlich teuer wie alle anderen Wohnungen auch. „Weil sie in der Vermietung aber weniger einbringen, muss der Projektentwickler bei den Mietern und Käufern der anderen Wohnungen den Mindererlös mit höheren Preisen kompensieren“, heißt es in der Studie. Und das dürfte vor allem dann gelten, wenn der Grundstückspreis im Laufe der Zeit immer weiter steigt.
Die Grünen in der Bürgerschaft hatten daher vor zwei Jahren schon einen Spekulationsstopp gefordert. „Wir müssen den Zwischenverkauf von Grundstücken unterbinden, weil dadurch die Mieten steigen“, forderte Grünen-Bauexperte Olaf Duge. Eine Forderung, die auch für private Grundstücke gelten sollte, aber bisher nicht umgesetzt wurde.