1300 Unterstützer der „Squatting Days“ und der Roten Flora zogen am Nachmittag vom Park Fiction ins Karolinenviertel. Danach wurden Beamte nach Polizeiangaben mit Böllern beworfen.

St. Pauli. Knapp 1300 Menschenhaben nach Polizeiangaben am Sonnabend zu einer Demonstration gegen hohe Mieten und eine profitorientierte Stadtentwicklung zusammengekommen. Die Protestler waren dem Aufruf eines linksalternativen Kongresses zu Gentrifizierung und Wohnraumpolitik, den sogenannten „Squatting Days“-Kongress, gefolgt (Squatting = englisches Wort für Besetzen). Die Demonstration war ohne größere Zwischenfälle verlaufen.

Erst nach dem Ende der Veranstaltung gab es vereinzelt Auseinandersetzungen, als Kleingruppen von Demonstranten weiterzogen. Nach Polizeiangaben versammelten sich auf dem Paulinenplatz 300 bis 400 Personen. Aus dieser Gruppe heraus habe sich ein Spontanaufzug formiert, der sich über die Otzenstraße in die Bernstorffstraße bewegte.

Dabei wurden Böller und Nebeltöpfe gezündet sowie Gegenstände auf die Fahrbahn gezogen. Nachdem die Polizei eingetroffen war, teilte sich dieser Aufzug in mehrere kleinere Gruppen auf. Im Bereich Gilbertstraße/Ecke Carlebachstraße wurden Polizeibeamte mit Böllern beworfen. Daraufhin nahmen Polizeibeamte 25 Personen in Gewahrsam.

Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz, weil sie Ausschreitungen befürchtet hatte. Unterstützt wurden die Hamburger Beamten von zusätzlichen Einsatzkräften aus Bremen und Schleswig-Holstein, wie ein Polizeisprecher sagte. An sensiblen Straßenpunkten – etwa der Zufahrtstraße zur Davidwache – waren Wasserwerfer angerückt.

Für den Abend rechnete die Polizei mit weiteren möglichen Angriffen. „Dies ist der Hauptaktionstag in dieser Woche“, sagte ein Polizeisprecher. Im Vorfeld war befürchtet worden, dass es bereits vor Einbruch der Dunkelheit zu Ausschreitungen kommen könnte. Bis um Mitternacht kam es jedoch nicht zu weiteren Zwischenfällen

Demo auf St. Pauli blieb friedlich

Während der Demonstration waren Zusammenstöße zwischen Polizisten und Demonstranten ausgeblieben. Hin und wieder zündeten Vermummte Feuerwerk oder Böller auf den Dächern von Gebäuden auf St. Pauli, dem Gängeviertel oder der Roten Flora. In Sprechchören und Redebeiträgen forderten die Teilnehmer einen Stopp der „Mietpreisspirale“ und der Vertreibung Alteingesessener und sozial Benachteiligter.

Startpunkt der „Squatting Days“-Demonstration war der Park Fiction an der Bernhard-Nocht-Straße. Die Strecke führt über die Davidstraße auf die Reeperbahn. Dort soll es eine Zwischenkundgebung geben. Nach einem geplanten Rundgang durch das Schanzenviertel endete die Demonstration nach zweieinhalb Stunden im Karoviertel.

Erst vor wenige Tagen hatte es in Altona eine Hausbesetzung gegeben. Zehn Polizisten waren bei der Räumung des Hauses an der Breiten Straße verletzt worden. Die Hausbesetzer hatten sie mit Feuerlöschern, Heizkörpern und einem Waschbecken beworfen. Einen Tag nach den Angriffen auf die Beamten wurde am Freitag gegen zwei der fünf festgenommenen Hausbesetzer Haftbefehl beantragt. Vorwurf: gemeinschaftlicher versuchter Totschlag.