Drei Wohnhäuser aus der Gründerzeit sind seit langer Zeit unbewohnt und von außen verriegelt. Bürgerinitiativen wittern den baldigen Abriss.
Hamburg. Die Breite Straße in Altona ist nicht gerade bekannt für ihre architektonischen Schönheiten. Nur auf Höhe der Hausnummern 112 bis 116 sind noch drei der letzten Schätze aus der Gründerzeit zu finden. Doch die im Jahr 1887 erbauten Wohnhäuser stehen seit mehr als eineinhalb Jahren leer, eine Ordnungswidrigkeit laut Hamburgischem Wohnraumschutzgesetz. Bürgerinitiativen sind empört.
Der Verein Mieter helfen Mietern zeigte dem Bezirk Altona den Leerstand der Häuser bereits am 18. November 2010 an. "Seitdem hat sich nichts getan“, meint Marc Meyer aus der Rechtsabteilung des Vereins. Die Häuser seien lediglich verriegelt worden. Darüber ist Jurist Meyer entsetzt: "Die Wohnhäuser verwahrlosen seitdem. Sie hätten jedoch innerhalb von sechs Monaten nach Anzeige wieder der Vermietung zugeführt werden müssen.“ Der Bezirk sieht sich in dem Fall machtlos: "Das Ordnungswidrigkeitenverfahren gegen den Eigentümer wurde am 13. Dezember 2010 eingeleitet und ist noch nicht abgeschlossen“, sagt Sprecherin Kerstin Godenschwege.
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Hinter dem langjährigen Leerstand befürchtet die Initiative "Anna Elbe", die gegen die Privatisierung öffentlichen Raumes kämpft, bereits eine Strategie. "Das wäre nicht der erste Fall, in dem alte Gebäude systematisch entmietet werden, um sie dann vergammeln und abzureißen zu lassen“, meint eine Sprecherin. "Eine Abrissgenehmigung wurde bisher nicht erteilt“, erwidert Bezirkssprecherin Godenschwege. Doch dem traut "Anna Elbe" nicht: "Das haben wir schon häufiger zu hören bekommen und dann waren die Häuser doch weg“, so die Sprecherin der Initiative.
Ihre Sorge begründet "Anna Elbe" mit den Planungen des Architekturbüros Heyden und Hidde. Auf dessen Internetseite ist bereits vom Projekt eines Neubaus mit mindestens zwölf Wohnungen und fünf Townhouses an der Breiten Straße die Rede. "Bislang steht noch nicht fest, wo genau uns welche Fläche zur Verfügung steht“, sagt Tilman Heyden, einer der zwei Geschäftsführer. Auch wann die Umsetzung erfolgen solle, sei noch offen. "Die Diskussion, dass alte Häuser um jeden Preis erhalten bleiben müssen, unterstütze ich nicht“, sagt Heyden. Neue Wohnhäuser hätten viele Vorteile gegenüber Altbauten, wie etwa besseren Lärmschutz und geringeren Energiebedarf. "Wir sind dennoch bemüht, in unseren Projekten die Qualität alter Häuser zu erhalten, sie aber nach modernen Erkenntnissen auszustatten“, erklärt der Architekt.
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Ob die Gründerzeithäuser an der Breiten Straße 112-116 dem Neubau der Architekten weichen müssen, ist noch nicht entschieden. Zu laufenden Verfahren könne der Bezirk Altona keine Aussagen machen, heißt es. Die Initiative "Anna Elbe" habe kürzlich unter Beteiligung von 58 Altonaer Bürgern einen Antrag auf Denkmalschutz für die drei alten Wohnhäuser bei der Kulturbehörde eingereicht. "Schließlich wurden sie nach den Entwürfen der Architekten Schaar & Hintzpeter erbaut, die auch die Köhlbrandtreppe und die heutigen Zeisehallen entworfen haben. Sie stehen unter Denkmalschutz“, so die Sprecherin.
Die Kulturbehörde erkennt in den Häusern jedoch keinen Denkmalwert: "Der Fokus der Denkmalpflege liegt im betroffenen Bereich der Breiten Straße bewusst nicht auf den Bauten des 19. Jahrhunderts, sondern vielmehr auf den historisch bedeutenden und zugleich stadtbildprägenden Neuplanungen der Wiederaufbauphase nach dem Zweiten Weltkrieg", teilt Stefan Nowicki, Sprecher der Kulturbehörde, mit. Nicht alle historischen Bauten in der Stadt könnten unter Schutz gestellt werden. "Eine entsprechende Auskunft wurde dem Hauseigentümer bereits vor vier Jahren mitgeteilt", so Nowicki.