Klausmartin Kretschmer wollte das Konzert der Hamburger Hip-Hop-Band Fettes Brot in der Roten Flora unterbinden und erteilte Hausverbot. Das Konzert fand trotzdem statt, rund 1200 Zuhörer kamen.

Hamburg. Trotz Wirbels im Vorfeld ist die Hip-Hop-Band Fettes Brot am Sonntagabend mit eineinhalbstündiger Verspätung in der „Roten Flora“ in Hamburg aufgetreten. Nach Polizeiangaben verfolgten rund 600 Zuhörer das Konzert im Gebäude am Schulterblatt, weitere 600 Menschen versammelten sich vor der Flora. Das Konzert wurde auf die Hauswand des „Haus 73“ übertragen. Der Eigentümer der Roten Flora, Klausmartin Kretschmer, hatte den geplanten Auftritt in dem Stadtteilkulturzentrum zuvor untersagt und ein Hausverbot erteilt.

Während das Konzert laut Polizei friedlich verlief, sei es nach Ende zu mehreren Einsätzen gekommen. Vor der Flora skandierten Aktivisten wiederholt ein Bleiberecht für die Lampedusa-Flüchtlinge, außerdem wurden Bilder von Polizeieinsätzen rund um das Kulturzentrum an die Hauswand projiziert. Gegen 23.15 Uhr seien auf dem Vordach der Roten Flora bengalische Feuer gezündet worden. An der Stresemannstraße habe es mehrere vorläufige Festnahmen gegeben.

Polizei: Zivilrechtliche Auseinandersetzung

Martin Vandreier, Boris Lauterbach und Björn Warns von Fettes Brot wollten bei dem Auftritt ihr neues Album „3 is ne Party“ vorstellen. Gleichzeitig hatten sie betont, dass sie ein Zeichen setzen wollten. „Wir unterstützen die Flora als Kulturstätte. So ein neues Entertainment-Zentrum am Schulterblatt braucht kein Mensch“, so Boris Lauterbach, genannt König Boris, gegenüber der „Hamburger Morgenpost“ über aktuelle Pläne des Eigentümers für ein Veranstaltungszentrum.

Besitzer Klausmartin Kretschmer hat zuvor laut der Band Hausverbot erteilt und Strafanzeige "wegen der drohenden Straftat eines Hausfriedensbruchs" gestellt. Der Eigentümer erwartet, dass die Polizei sich schützend vor das Gebäude stellt und das Trio nicht reinlässt.

Dazu erklärte am Sonnabend Polizeisprecher Holger Vehren: "Nach unserer Bewertung handelt es sich hierbei um eine zivilrechtliche Auseinandersetzung, bei der vorrangig die Zivilgerichte und nicht die Polizei zuständig sind." Zugleich bestätigte er "den Eingang eines Schreibens von Herrn Kretschmer, das sich mit einem am morgigen Sonntag stattfindenden Konzert in der Alten Flora befasst".

Eine Aktivistin der "Roten Flora" sagte, man habe die Bestätigung erhalten, dass Fettes Brot Hausverbot bekommen habe. Die Band selbst war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Der Wirbel um den geplanten Auftritt der Hip-Hopper ist nicht der erste Disput zwischen Kretschmer und den Hausbesetzern. Zuletzt war bekannt geworden, dass Kretschmer die "Rote Flora" zu einem sechsstöckigen Kulturzentrum mit Konzerthalle ausbauen will. Die Linksautonomen hatten die Pläne als grotesk bezeichnet, Widerstand angekündigt und erklärt: "Nach 24-jähriger nichtkommerzieller Nutzung des Hauses als besetztes politisches Projekt steht dessen Fortbestand nicht im Ansatz zur Disposition."

In einer eiligen Pressemitteilung am Freitagabend hatte Gert Baer von Baer & Baer Consulting, mit dem der Immobilienkaufmann Kretschmer seine aktuellen Nutzungspläne für einen sechsgeschossigen Neubau mit Konzerthalle, Gastronomie, Büros und Läden gemeinsam entwickelt, bereits geschrieben, Kretschmer wolle an diesem Sonnabend bei den zuständigen Polizeidienststellen Strafanzeige mit dem Ziel eines Hausverbots gegen die drei Bandmitglieder stellen.

Der Eigentümer hatte der Band nach eigenen Angaben die Nutzung der Roten Flora für ihr Konzert zu Promotionszwecken gegen Zahlung einer Nutzungsgebühr angeboten. Das habe das Trio jedoch abgelehnt. In der Vergangenheit sind häufiger Künstler wie Jan Delay in der Roten Flora aufgetreten. Auch die Hamburger Band Deichkind gab vor dem Kulturzentrum bereits ein Konzert.