Der Bauherr wehrt sich gegen Anklagen, er habe die Häuser systematisch leer stehen lassen. Sachliche Gründe hätten zur Entscheidung geführt.

Hamburg. Nach Vorwürfen der Initiative „Anna Elbe“, ein Investor hätte zwei Häuser an der Breiten Straße systematisch leer stehen lassen , meldet dieser sich nun selber zu Wort. Es sei von seiner Seite keinesfalls lange auf den nun geplanten Abriss und Neubau hingearbeitet worden, im Gegenteil, er habe die beiden Häuser aus der Gründerzeit erhalten wollen.

„Ich habe die Gebäude erst 2007 bereits in schlechtem Zustand erworben und über meine Architekten selbst das Gespräch mit dem Denkmalamt gesucht, um die Möglichkeit einer Unterschutzstellung der Gebäude zu prüfen“, erklärt Investor Frank Scheffler. Diesem Antrag sei aber nicht zugestimmt worden. Das kann auch das Bezirksamt Altona bestätigen: Das Denkmalschutzamt hätte abgelehnt, weil gründerzeitliche Altbauten in Altona Altstadt nicht als schützenswert betrachtet werden, die Planungen aus der Nachkriegszeit seien in diesem Viertel stilbildend.
Damit, so Bezirksamtssprecherin Kerstin Godenschwege, wären dem Investor natürlich auch die Möglichkeit der Sonderabschreibungen genommen worden bei der Sanierung der maroden Altbauten.

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Dennoch, erklärt Bauherr Scheffler, habe er weiterhin an dem Erhalt der Häuser festhalten wollen. Im Verlauf der weiteren Planungen habe er das aber zunehmend in Frage gestellt und doch einen Neubau in Erwägung gezogen – aus Gründen der „Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit“.

Für eine Baugenehmigung mit Abriss der Häuser stimmte dann letztlich auch die Bezirksversammlung Altona, die in den Jahren davor bislang immer ein Erhaltungsgebot für die Gründerzeithäuser erteilt hatte.
„Die Situation lässt unserer Meinung nach keinen anderen Spielraum“, erklärt Mark Classen von der SPD Altona. „Würden wir die Blockadehaltung beibehalten, wird sich der Leerstand womöglich eher noch fortsetzen.“

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Seit 2006 stehen die Häuser 114 und 116 in der Breiten Straße bereits leer. Der Leerstand wurde im Dezember 2010 an den Bezirk gemeldet, worauf dieser für den Eigentümer der Häuser ein Ordnungswidrigkeitsverfahren verhängte. Da der Eigentümer zunächst festgestellt werden musste, dauerte das wohl auch ein wenig, erklärt Bezirkssprecherin Godenschwege. Kenntnis über ein Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen ihn habe er bis heute nicht, erklärt Investor Scheffler.

Im Moment liegt der ganze Fall „Abriss und Neubau Breite Straße“ beim Wohnungsbaukoordinator Michael Sachs. Denn ein weiteres Problem mit dem geplanten viergeschossigen Neubau gibt es noch: Verkehrsplanungen aus den 50er/60er-Jahren haben für die Breite Straße noch mehr Verbreiterung vorgesehen. (hue)