Anwohner der Alsterchaussee kritisieren den Abriss einer historischen Villa. Bauherr verteidigt die Maßnahme: „Es war unvermeidbar.“
Hamburg. Wenn Lennart Elze aus dem Fenster auf das Nachbargrundstück blickt, dann hat er seit Kurzem freie Sicht. Da, wo vorher eine gediegene Villa stand, liegt nun Bauschutt. Der Abriss ist für Elze eine Niederlage. Monatelang hatte er versucht, den Abriss zu verhindern. Das Bauprojekt an der Alsterchaussee 17 hat ihn zum „Hobby-Juristen“ werden lassen.
Elze ist überzeugt, dass der Abriss der Jugendstilvilla nicht rechtens war. „Mir liegen Gutachten vor, die beweisen, dass für ungefähr 570.000 Euro eine Wiederherstellung möglich gewesen wäre. Der jetzt geplante Neubau ist sicher teurer.“ Elze kennt die Baupläne und weiß, dass der Neubau höher und größer werden soll, als es die Villa war. Er befürchtet deshalb, dass sich das Bild der Alsterchaussee durch den Neubau ganzheitlich verändern wird.
+++ In den Villenvierteln wächst der Unmut +++
Elzes Wut richtet sich vor allem gegen den Bauherrn, der anonym bleiben möchte. Dieser verteidigt den Einsatz der Abrissbirne. Er spricht von Schädlingsbefall und Mängel in der Statik und der Gebäudesubstanz. „Der Abriss ist unvermeidbar gewesen“, sagt er.
Der historische Wert der Villa sei zudem lange nicht so groß gewesen, wie man auf den ersten Blick hätte annehmen können. „Nur die Fassade war noch ein typisches Jugendstilelement.“ Vieles andere sei bei lange zurückliegenden Umbaumaßnahmen schon zerstört worden.
Der Bezirk bestätigt die Aussage des Bauherrn: „Der Antrag ist ordnungsgemäß gestellt worden“, so Stephan Glunz, Sprecher des Bezirksamtes Eimsbüttel. Der Neubau erfülle auch die städtebauliche Erhaltensverordnung, nach der neue Gebäude von Größe und Stil her ins Bild der Straße passen müssen.
Elze aber bleibt bei seiner Meinung. Er ist sichtlich geknickt. „Ich habe das Gefühl, dass hier bei dem Bauantrag ohne nachzufragen der Stempel drauf gesetzt wurde.“ Eine Vermutung, die offenbar auch andere Menschen umtreibt. An der Alsterchaussee hängen seit Kurzem Spruchbänder mit Aufrufen zum Protest. In Pöseldorf ein doch eher seltenes Bild.