Eimsbüttel. Das L’Orient serviert die Geschmacksvielfalt des Morgenlandes. Die kann der Gast auch mit nach Hause nehmen.
Rote Bete mit Schafskäse. Spinat mit Granatapfelkernen. Grüne Bohnen mit Koriander. Kohlrabi mit Safran. Möhren mit Rosenwasser. Falafel und Hummus aus Kichererbsen. Auberginencreme und Oliven oder Ziegenquark mit Walnuss. Das ist die Vielfalt der Küche aus dem Nahen Osten. Serviert in kleinen rechteckigen Schüsseln. Mehr als 30 Sorten. Appetitlich, lecker, abwechslungsreich. Das können nur Mazza sein. Zu genießen im Restaurant L’Orient in Eimsbüttel.
Seit neun Jahren gibt es das Lokal an der belebten Eimsbütteler Einkaufsmeile. Zuerst verfügte es nur über 32 Plätze, als 2012 nebenan ein Laden frei wurde, kamen 40 dazu. Und bei gutem Wetter kann man auch draußen sitzen. Orientalischen Kitsch sucht man vergebens in den langen Räumen mit großen Fenstern zur Straße. Von den gemütlichen Sitznischen dort hat man den besten Blick nach draußen. Gesessen wird auf Holzstühlen oder der gepolsterten Sitzbank, kleine Holztische stehen in Reihe. Eingedeckt ist mit Servietten, Besteck, kleinen Tellern, Gläsern, Kerzen und Vasen mit Blumenschmuck. Kissen, fliederfarbene Wände, Spiegel und Lampenschirme aus Glas sorgen für Akzente.
Moderne libanesische Küche ist das Motto im L’Orient
Fadi Marouk hat sich mit diesem Betrieb und einem 2015 eröffneten zweiten in Ottensen einen Traum erfüllt. Er stammt aus Tripoli im Libanon, seit 2003 lebt er in Hamburg. „Meine Eltern hatten zu Hause Gastronomie, ich bin damit groß geworden.“ Aber der heute 42-Jährige wollte eine eigene Existenz, ging nach Sizilien und arbeitete bei einem Fischer. Der wiederum hatte Verbindungen zu einem italienischen Restaurant in der Hansestadt und empfahl Marouk. „Dann war ich anderthalb Jahre in der Küche und im Service im San Michele am Michel.“ Nach einem kurzen Ausflug in eine Hotelküche in Dubai entschied der Libanese sich endgültig für Hamburg und heuerte bei Hanna Saliba an, dem Urvater der orientalischen Küche an der Elbe.
Moderne libanesische Küche ist das Motto im L’Orient. Kräuter, Gewürze, Aromen, 1001 Nacht – alles gehört zum kulinarischen Ausflug in den Nahen Osten dazu. Schon die Vielfalt der hausgemachten Vorspeisen Mazza ist betörend: frisches Gemüse, Salate, Mousses und Pasten mit Nüssen, Saaten, edlen Ölen und Gewürzen veredelt. „Wenn meine Schwester oder meine Eltern aus dem Libanon nach Hamburg kommen, müssen sie immer etwas mitbringen.“ Zum Beispiel Pfeffer, Korianderkerne oder Kardamom. „Das ist andere Ware als hier“, sagt Marouk.
Fleisch, Fisch und Gemüse kommen vom Hamburger Großmarkt
Unverzichtbar sind auch Rosmarin und Minze, Safran und Vanille sowie die Mischung Ras-El-Hanout („Chef des Ladens“) aus bis zu 25 verschiedenen Gewürzen. Fleisch, Fisch und Gemüse kommen vom Hamburger Großmarkt. Wichtig ist auch die Nelke. Sie hat Marouk sich als Logo für seine Lokale ausgesucht und nicht die Zeder, das Nationalsymbol des Libanon.
An den Mazza kann man sich schon immer satt essen. Aber dann verpasst der Gast die selbst gemachten Lammbratwürste. Oder den Wolfsbarsch auf Oliven-Kräuter-Sauce. Oder die Ente mit Feigen. Oder das Rinderfilet auf Basilikum-Kartoffelpüree mit Wildpilzen und Granatapfel-Sauce. Ein Gericht ist verlockender als das andere, frisch zubereitet, raffiniert gewürzt, ein Augen- und Gaumenschmaus. Zum Glück gibt es verschiedene Menüs, sodass man auch die Vielfalt der Speisen probieren kann.
Ein lobenswerter Zug: Das Dessert geht aufs Haus, zum Beispiel Grieskuchen mit Zimt-Eis und Sesam-Plätzchen. Kein Wunder also, dass das Restaurant stets sehr gut besucht ist. „Wir haben Gäste, die kommen jeden Tag.“ Wer den Geschmack auch zu Hause genießen möchte, für den gibt es Olivenöl und verschiedene Würzmischungen zum Mitnehmen.
Rot- und Weißweine aus dem Libanon
Auch bei den Getränken lässt der Orient grüßen: Schorle mit Granatapfelsirup oder Sekt mit den roten Kernen als Aperitif. Aus dem Libanon kommen einige Rot- und Weißweine im L’Orient. „Der Winzer besucht mich regelmäßig“, erzählt Marouk. Die Besonderheit: Die Reben wachsen auf 2000 Meter Höhe, sind Wind und Wetter ausgesetzt.
53 Angestellte, darunter sein Bruder, hat Marouk an beiden Standorten. „Ich war seit der Eröffnung jeden Tag in der Osterstraße“, sagt der Chef. Meist spricht das Personal arabisch miteinander, im L’Orient arbeiten Libanesen, Syrer, Nordafrikaner und Deutsche.
Fadi Marouk isst am liebsten frisch gemachte Mezze, „möglichst jeden Tag“. Er schätzt aber auch verschiedene Kohlsorten und einen Entenbraten auf deutsche Art zu Weihnachten. Mit seiner Frau, einer Hamburgerin mit libanesischen Wurzeln, spricht er deutsch, mit den drei Kindern arabisch. Sonntags kommt die Familie gern zum Brunch in die Osterstraße. Und raten Sie mal, was dann ganz hoch im Kurs steht?
So läuft die Auswahl
Mezze aus dem Orient, Sushi aus Japan, Pasta aus Italien, Ceviche aus Südamerika: Wenn Menschen aus vielen verschiedenen Ländern zusammenkommen, bringen sie ihre Küche mit. Davon profitiert vor allem Hamburg als Hafenstadt, Verkehrsknotenpunkt, als Tor zur Welt. Es gibt hier unzählige ausländische Restaurants, in jedem Stadtteil finden sich wohl der Grieche oder Italiener um die Ecke. Aber es werden auch Spezialitäten aus Polen oder Portugal, Kuba oder Korea aufgetischt. In dieser Serie stellen wir Ihnen Lokale in Hamburg vor, die weder Pannfisch noch rote Grütze servieren. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
So kommen Sie hin
Restaurant L’Orient Osterstraße 146, www.restaurant-lorient.de, Tel. 43 28 16 51, Mo–Fr 11.30–23 Uhr, Sa/So 10–23 Uhr
HVV Mit der U 2 bis Osterstraße oder Lutterothstraße
Vorspeisen ab 6,90 Euro, Hauptgerichte ab 14,90 Euro, Drei-Gänge-Menü ab 32 Euro, Mittagstisch ab 6 Euro