Hamburg. Das Restaurant auf der Fleetinsel ist seit Wochen geschlossen. Dahinter steckt mehr als eine bloße Renovierung.

Das Restaurant Rialto an der Michaelisbrücke gehörte zur Mittagszeit zu den beliebtesten Adressen in der Hamburger Innenstadt. Besonders in den Sommermonaten waren die Außenplätze mit Blick auf das Fleet heiß begehrt. Anwälte, Unternehmer und Politiker ließen sich beispielsweise Wiener Schnitzel, das dort Kultstatus genießt, schmecken. Seit einigen Wochen ist das Rialto, das vor rund 30 Jahren eröffnet wurde, allerdings „wegen Renovierung“ geschlossen. Doch dahinter verbirgt sich weit mehr als nur eine Frischzellenkur für ein in die Jahre gekommenes Restaurant.

15 Jahre lang hatte Tim Seidel das Lokal betrieben. Diese Ära ist nun beendet. Vor dem Landgericht Hamburg ist nach Abendblatt-Informationen eine Räumungsklage der Fleetinsel GmbH – das sind die Vermieter – gegen die Monarc UG, deren Geschäftsführer Seidel ist, anhängig. Auf Anfrage äußerte sich der Gastronom nicht.

Gute Nachricht für Besucher des Restaurants Rialto

Aber es gibt auch eine gute Nachricht. Die neuen Betreiber stehen bereits in den Startlöchern – und hier kommt das legendäre Café Paris an der Rathausstraße ins Spiel. Nach der Renovierung und Neueröffnung wird das Rialto gemeinsam von André Ramforth und Holger Sturm betrieben. Der 45 Jahre alte Unternehmer Sturm ist auch der geschäftsführende Gesellschafter des Cafés Paris an der Rathausstraße, das in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag feiert. Erst vor zwei Jahren war der Geschäftsmann dort eingestiegen.

Im Abendblatt-Gespräch bestätigte Sturm: „Mein Geschäftspartner André Ramforth und ich werden künftig das Rialto betreiben. Das Lokal ist eine Institution, die wir wieder im alten Glanz aufleben lassen wollen.“

Der Name Rialto wird bestehen bleiben

Der Name wird bestehen bleiben und das Konzept weitgehend auch: „Unser Ziel ist es, den Gästen wieder beste Qualität zu bieten, und dazu gehört natürlich das exzellente Wiener Schnitzel“, sagt André Ramforth. Die Küche werde weiterhin einen „deutsch-französischen Touch und ein gehobenes Niveau“ haben, verspricht Holger Sturm. Die beiden neuen Betreiber setzen auf das bewährte Team rund um Restaurantleiter Sascha von Kruszynski, der für die vielen Stammgäste bereits seit mehr als zehn Jahren eines der Gesichter des Lokals ist.

Das Restaurant Rialto an der Michaelisbrücke.
Das Restaurant Rialto an der Michaelisbrücke. © Andreas Laible

Beim Treffen in der Bel Etage des Cafés Paris ist Ramforth und Sturm anzumerken, wie die beiden sich auf ihr neues Lokal freuen, das im Sommer rund 75 Außensitzplätze bietet: „Es gab zahlreiche Interessenten für die Fläche, und wir sind dankbar dafür, dass die Vermieter uns ausgewählt haben. Unser Anliegen ist es, dass die Gäste sich wohlfühlen und natürlich wiederkommen. Deshalb müssen Küche und Service erstklassig sein“, sagt Sturm. Die Vermieter der Immobilie in bester Lage in der Neustadt sind der Hamburger Stararchitekt Jan Störmer (Störmer Murphy and Partners) und Hans-Jochen Waitz.

Tee-Großhändler mit Leidenschaft für Gastronomie

Es gibt eine Herausforderung für die beiden Gastronomen: Sie besteht darin, die Gäste auch in den Abendstunden, wenn die City wie leer gefegt wirkt, für das Rialto zu begeistern. Nun wird aber erst einmal saniert: Es wird eine neue Küche eingebaut, die alten Leitungen werden erneuert und die Fenster ausgetauscht. „Auch die Inneneinrichtung gestalten wir ein wenig um, aber natürlich bleibt der Stil des Rialto erhalten“, sagt André Ramforth.

Sturm betreibt auch das Wasserschloss in der Speicherstadt, das eine „Event­location“, Teekontor und Restaurant in einem ist und von André Ramforth geleitet wird. Holger Sturm ist ein typisch hanseatischer Kaufmann, der sich lieber im Hintergrund hält. Er ist ein erfolgreicher Tee-Großhändler (Intertee Handelsgesellschaft) mit Sitz in Norderstedt, der dort rund 100 Mitarbeiter beschäftigt. Das Unternehmen beliefert sogar Kunden in Australien.

Sturm lächelt: „Gastronomie ist meine Leidenschaft. Mich begeistern Objekte, die sowohl von der Architektur als auch von ihrer Historie her etwas Besonderes sind.“ Seit einem Jahr ist Sturm nach Abendblatt-Informationen mit 25 Prozent auch an Mutterland beteiligt. Das Hamburger Unternehmen ist auf Delikatessen spezialisiert. Zu den Produkten, die ausschließlich von Manufakturen hergestellt werden, zählen Obstbrände, Tees, Marmeladen, Olivenöl, Pralinen und hausgebackene Kuchen, die in den drei Mutterland-Läden in Hamburg und einem Geschäft in Büsum verkauft werden.

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An den Hamburger Standorten an der Ernst-Merck-Straße und an der Eppendorfer Landstraße sind Cafés angeschlossen. Zu dem Unternehmen gehört auch das legendäre Restaurant Cöllns an der Straße Brodschragen nahe dem Rathaus. Das einstige Austernlokal mit der mehr als 180-jährigen Tradition hatte Mutterland-Gründer Jan Schawe 2017 wiedereröffnet.

Und Holger Sturm ist umtriebig: Auch die 1923 gegründete traditionsreiche Kaffeerösterei Burg – mit eigenem Kaffeemuseum in der Speicherstadt und dem Stammhaus am Eppendorfer Weg – wurde vor sechs Jahren von dem Unternehmer übernommen. Als Nächstes steht nun die Neueröffnung des Rialto auf dem Programm. Sie ist für Mitte April geplant.