Hoheluft-Ost. Die Poletto Winebar wird mittags zum Weinrestaurant. Inhaber Remigio Poletto berät gern bei der Auswahl der guten Tropfen.

Hier in dieser Gegend in Hamburg sollte man nicht verhungern oder verdursten. Supermärkte, Cafés, Delikatessengeschäfte, Restaurants zuhauf. Und dazwischen ein Etablissement voller Lebensfreude, guter Laune und süffiger Weine. So hat sich die Poletto Winebar einen festen Platz in der Hamburger Gastroszene erobert.

„Ich wollte schon lange so ein Lokal führen“, sagt Remigio Poletto, der seit mehr als 20 Jahren in Hamburg lebt, früher mit Cornelia Poletto verheiratet war und immer noch mit einem liebenswürdigen Akzent Deutsch spricht. Im Oktober 2009 war die Zeit reif, stimmten die Umstände. Der Italiener aus dem Friaul nahe Udine und sein Kompagnon Luigi Franca eröffneten ihre Bar und erfüllten sich damit einen Lebenstraum. „Ein Ort, wo man entspannt Wein trinken kann und dazu vielleicht Schinken, Salami, Käse oder Oliven isst, wollten wir sein“, sagt der 54-Jährige. „Aber schnell wollten die Gäste richtige Speisen, die Küche wurde immer wichtiger. Jetzt sind wir auch ein Weinrestaurant.“

Zumindest mittags. Da können die Gäste an weiß eingedeckten Tischen Platz nehmen. Am Abend wird auf diese Förmlichkeit verzichtet. Da stehen Gläser, Pfeffer, Salz, Olivenöl und die Kerze sowie Gläser für Wein und Wasser direkt auf dem Tisch.

Viel Braun, Holz und gedämpftes Licht empfängt den durstigen und vielleicht hungrigen Weinfreund. Gleich fällt der Blick auf die veritable Bar und die hohen Tische mit Hockern und Sitzbänken. Über dem Tresen hängen viele Gläser und sind alte hölzerne Weinkisten gestapelt, eine richtige italienische Kaffeemaschine dampft vor sich hin. Die Spiegel, Bilder und Weinflaschen sorgen im ganzen Restaurant für Akzente. Links vom Eingang zieht sich der Wintergarten hinter großen Fenstern entlang der Straßenfront. Und die riesige italienische Aufschnittmaschine beeindruckt ebenso wie die klimatisierte Weinstube für die offenen Tropfen.

Das Tiramisu wird mit hausgemachten
Cantuccini gemacht
Das Tiramisu wird mit hausgemachten Cantuccini gemacht © HA | Marcelo Hernandez

Neben dem großen Gastraum gibt es noch die Toscana-Lounge. Dort sind die Wände grün tapeziert, aus den Lautsprechern kommt keine Musik. „Wer sich in Ruhe unterhalten möchte, nimmt dort Platz“, sagt Poletto. 80 Gäste fasst das Restaurant, noch mal so viele Plätze gibt es draußen auf dem Eckgrundstück Eppendorfer Weg/­Curschmannstraße.

Schnell hat sich die Winebar zum Treff für Freunde eines guten Tropfens und Fans italienischer Lebensart eta­bliert. 350 Positionen bieten die beiden Chefs an, 50 deutsche, 50 französische, 250 aus Italien. Zwei Drittel sind Rotweine, „aber deutsche Weißweine liegen gerade sehr im Trend“, so der Fachmann, der gerne Gewächse aus Frankreich trinkt. Im Angebot sind auch 25 offene Weine, die Preise beginnen bei 4,50 Euro für 0,15 Liter und 19,90 Euro für eine Flasche. Ein besonderer Barolo oder Brunello können aber auch schon mal einen vierstelligen Preis aufrufen.

Remigio Poletto berät seine Kunden gern bei der Weinauswahl, stellen Neues und Besonderes vor. „Ich kenne viele Weinanbaugebiete und nahezu alle Winzer persönlich. Ich weiß etwas über deren Philosophie, Familie und Hintergrund, da kann ich zu jedem Wein etwas erzählen.“ Und ja, so etwas schätzen die Gäste.

Aber auch das Essen, das in der Küche unter Leitung von Chefkoch Robert Krusche zubereitet wird. Zum Beispiel das Venere Risotto mit schwarzem Reis aus dem Piemont mit gebratenem Pulpo. Die Körner haben noch den richtigen Biss, und doch schmeckt die Speise samtig-sämig-schlotzig nach Parmesan und Rotwein und Süden. So wie Risotto sein soll. Dabei kommt der 28-Jährige aus Thüringen, hat die italienische Küche aber schon so verinnerlicht, dass alle ihn „Roberto“ nennen.

„Mit gefällt die Kombination von Wein und Speisen“, sagt Krusche, der seit vier Jahren für Poletto arbeitet und auch selbst Wurst herstellt. Oder bekannte Desserts verändert. Sein Tiramisu macht er nicht mit Löffelbiskuits, sondern mit hausgemachten Cantuccini – saftig und knusprig zugleich.

Am liebsten setzt der Küchenchef Schmorgerichte wie Osso Buco oder langsam köchelndes Tomatensugo auf. Selbst isst er gern ein Steak mit Salat, während sein Chef für Krustentiere und rohen Fisch, zum Beispiel als Ce­viche, schwärmt. „Aber auch gern unsere Käse- und Aufschnitt-Variationen, die wir direkt aus Italien bekommen“, sagt Poletto.

Aber auch die Region kommt bei Lieferungen zum Zuge. Spargel bezieht das Lokal aus Buchholz, Tomaten aus den Vier- und Marschlanden, Erdbeeren aus einem großen Betrieb in Delingsdorf, Forellen und Bio-Kartoffeln der Sorte Linda aus der Heide. Die Karte wechselt saisonal, das Mittagsangebot wöchentlich.

Rund 15 Kräfte in Küche und Service kümmern sich um die Gäste, von denen viele oft vorbeischauen. Denn je später der Abend, desto besser die Stimmung. „Gegen 21.30 Uhr werden die Musik lauter und das Licht gedimmt“, so Poletto. „Und oft wird auch spontan getanzt.“ Oder geplant, wenn von Oktober bis April etwa fünfmal die Tanzparty „Zuka zuka lopo lopo“ ansteht. Diese findet auch regelmäßig in der Weinbar-Dependance in Wellingsbüttel statt.

Remigio Poletto bezeichnet das Lokal in Eppendorf als sein Zuhause. „Es ist ein Stück von mir, hier habe ich meine Wünsche und Vorstellungen umgesetzt.“ Sonntags macht er Pause von der Weinbar, dann stehen seine zweite Frau und die sechsjährige Tochter im Mittelpunkt. Aber montags dreht sich dann alles wieder um süffigen Wein und das italienische Lebensgefühl.

Poletto Winebar Eppendorfer Weg 287

www.poletto-winebar.de

Vorspeisen ab 6,50 Euro, Haupt­gerichte ab 14,50 Euro, Dessert ab 7,50 Euro