Altstadt. Das Restaurant “Le Plat du Jour“ serviert „einfache Küche“ – was bei Gillardeau-Austern und Entenbrust ein wenig untertrieben klingt.
Eiffelturm, Notre Dame, Mona Lisa, Champagner, Austern, Moulin Rouge, Champs-Élysées – Paris ist eine Reise wert. Aber die Stadt der Liebe ist von Hamburg gut 900 Kilometer entfernt. Schneller geht ein Besuch im Le Plat du Jour um die Ecke vom Rathausmarkt (Dornbusch 4). Und dann macht man flugs und bequem einen kulinarischen Ausflug in die französische Kapitale.
Seit mehr als 20 Jahren gibt es das Lokal in der Hamburger Altstadt. „Gute Küche, aber einfach“ ist das Motto. Unkompliziert werden Produkte, die der Markt zu bieten hat, in dieser Brasserie zubereitet. Das Restaurant ist das Werk von Jacques Lemercier. Der heute 82-Jährige holte 1973 mit der L’Auberge française an der Rutschbahn das Savoir-vivre an die Elbe, bekam wenige Jahre später einen Michelin-Stern. Die Gäste nahmen lange Wartezeiten für einen Tisch in Kauf, um dann frische Froschschenkel aus Lyon zu verspeisen. 1993 entschied Lemercier, dass die Zeit reif war für ein Bistro. Er überließ das Lokal im Grindel seinem Oberkellner und eröffnete am Dornbusch Le Plat du Jour.
Durch das große Fenster sieht man von der Straße den Tresen, ein paar Stufen geht es hoch ins Lokal. Die eng beieinanderstehenden Holztische sind mit weißen Papierdecken, rot karierten Servietten, Besteck und Gläsern eingedeckt. Gesessen wird auf Stühlen aus Holz. Schwarz-Weiß-Fotos, Spiegel und Lampen an den Wänden, schwarze und weiße Bodenfliesen, das Französisch sprechende Personal und die geschäftige Atmosphäre vermitteln das Gefühl, mitten in Paris zu sein.
Terrasse mit 30 Plätzen
40 Plätze gibt es oben, 30 im Séparée unten. Meist ist alles ausgebucht, für den Mittag und den Abend wird eine Reservierung dringend empfohlen. Im Sommer lockt die Terrasse mit 30 Plätzen. Geschäftsleute, Entscheider aus dem Rathaus, Stadtbummler und Touristen vor allem aus Dänemark lassen sich gern von Franck, Makrem oder den anderen Kellnern bedienen. „Wer etwas zu besprechen hat, sitzt lieber unten in der Businessclass. Oben geht es eher um sehen und gesehen werden“, sagt Dominique Robert Lemercier. Er ist der Sohn von Gründer Jacques und seit vergangenem August der gute Geist des Ladens. „Es ist schön, wieder hier zu sein“, so der 62-Jährige. „Ich kenne die Mannschaft schon lange, mag die Atmosphäre.“
Sommelier gelernt
Geboren ist der Gastgeber in Rouen, er hat seine Karriere in der Gastronomie nach eigenem Bekunden als 13-Jähriger begonnen. „Mein Großvater hatte in Dieppe eine Bar. Dort habe ich geholfen und auch Fisch verkauft.“ Von der Pike auf lernte Dominique Lemercier Koch, Kellner und Sommelier, verdiente sein Geld in Hongkong und Australien, Maskat und Las Vegas. „Ich habe Spaß an meinem Beruf, schätze meine Gäste und engagiere mich mit Leidenschaft für gute Produkte.“
Und das jetzt also hier in Hamburg. 25 Mitarbeiter kümmern sich um Küche und Service, viele sind schon lange im Haus und auch ein Grund für die Gäste, immer wiederzukommen. Auf der Karte stehen französische Klassiker wie Fischsuppe, hausgemachte Pâtés, Scampi à la provençale und der Käseteller. „Crème brûlée, Lachstatar und die Kalbsnieren mit Dijonsenfsauce dürfen wir nie aus dem Angebot nehmen“, weiß Lemercier
Schmeckt wie Bretagne
Auf einer Tafel werden wechselnde Spezialitäten angeboten, denn Plat du Jour heißt schließlich Tagesteller oder -gericht. So werden die Gillardeau-Austern mit Schalotten, Zitrone und einer Rotweinessig-Vinaigrette serviert. Frisch aus dem Atlantik schmecken sie eindeutig nach mehr. Das Kabeljaufilet kommt perfekt gegart mit Linsen sowie Spinatpüree auf den Tisch, die Entenbrust auf Sellerie-Remoulade wird im Haus gebeizt und luftgetrocknet, ist zart und würzig. Und auch der Crêpe – ein fluffiger Pfannkuchen mit Apfelspalten und Calvados – schmeckt wie in der Bretagne.
Lebensmittel wie Entenbrust, Foie gras und Wein kommen direkt aus Frankreich, Ziegenkäse aus Schleswig-Holstein, Fisch und Fleisch von Hamburger Händlern, mit denen seit Jahren Geschäftsbeziehungen bestehen. „Wir vertrauen einander“, sagt der Sohn des Gründers. Auf der Weinkarte stehen rund 40 Positionen, die günstigste Flasche kostet 18,50 Euro, für 5,50 Euro hat man 0,2 Liter offen im Glas.
Dominique Lemercier hat immer ein Notizbuch zur Hand, in dem er Ideen für Rezepte und das Restaurant notiert. „Man muss immer Neues ausprobieren und gleichzeitig das Alte bewahren.“ Er selbst isst gern deutsche und französische Hausmannskost wie Kalbsbrust, Labskaus oder Grünkohl. Den Gästen bereitet das Plat du Jour aber einen Genuss ganz à la Paris. Die lange Fahrt für ein Diner im Nachbarland muss man nicht jedes Mal antreten.
Le Plat du Jour Dornbusch 4