Rotherbaum. Die Karte bietet quasi alles – von Frikadellen bis Kaviar. Claas-Henrik Anklam nennt das Konzept modern, weltoffen, grenzenlos.

Hamburg mondän. Eigentlich ein Widerspruch zur hanseatischen Zurückhaltung, die in der Stadt zum guten Ton gehört. Aber auf das Restaurant Henriks trifft das Attribut zu. Hier speisen frühere Bürgermeister, Ex-Senatoren und aktuelle Wirtschaftsbosse. Hier verkehrt ein ehemaliger HSV-Kicker, dessen geschiedene Ehefrau noch immer für Schlagzeilen sorgt. Die Damen, die zu Gast sind, haben Handtaschen dabei, die schon mal einen vierstelligen Eurobetrag wert sind. So kosmopolitisch und wohlhabend geht es zu im edlen Ambiente an der Moorweide.

Das Henriks ist modern und könnte so auch in London oder New York (be)stehen. Große Fenster, viel Licht, eine fulminante Bar, einige Hochtische, stylish und dennoch gemütlich. Unter der Decke hängen 88 handgefertigte Lampen. Im begehbaren Weinschrank mit zwei Klimazonen liegen rund 2000 Flaschen Rot- und Weißwein sowie Champagner. Ein 2002er Roederer Cristal Brut in der Größe Methusalem (sechs Liter) stünde mit 9696,96 Euro auf der Rechnung, der teuerste Rotwein ist für gut die Hälfte zu haben. Viel Angeber-Potenzial.

Neben dem Henriks betreibt Anklam eine Kantine

Die Tische sind weiß eingedeckt mit Gläsern, Kerzen, Ser­vietten und dezentem Blumenschmuck. Gesessen wird auf der langen Lederbank an der Wand oder auf schwarzen, ledergepolsterten sesselartigen Stühlen. In Glasvitrinen stehen Weinflaschen, zum Beispiel die eigenen Henriks-Abfüllungen bekannter Winzer. Die Berkel-Aufschnittmaschine kommt zum Einsatz, wenn Iberico-Schinken oder toskanischer Trüffelschinken bestellt werden. Und der Blick in die Küche ist ohnehin offen: Wer am „Stammtisch“ erhöht und gegenüber sitzt, kann alles genau beobachten.

Dezente Kapernnote: Das Rindertatar ist mager und frisch gehackt. Dazu gibt es unter anderem ein Wachtelei.
Dezente Kapernnote: Das Rindertatar ist mager und frisch gehackt. Dazu gibt es unter anderem ein Wachtelei. © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez

Claas-Henrik Anklam hat den Betrieb vor vier Jahren eröffnet. „Wir machen moderne, grenzenlose, weltoffene Küche“, sagt der 42-Jährige, der aus Gehrden bei Hannover stammt und fast zehn Jahre lang im Landhaus Scherrer am Herd Verantwortung trug. 2006 eröffnete er mit zwei Partnern das Restaurant Tarantella und verkaufte vor fünf Jahren seine Anteile. Nun hat er sein eigenes Lokal mit seinem Namen im Hamburger Haus der Softwarefirma SAP, für die Anklam auch die Kantine betreibt.

Manche Kunden kommen sogar viermal in der Woche

130 Plätze stehen zur Verfügung, bei gutem Wetter außerdem eine lauschige Terrasse. An sieben Tagen ist Betrieb, es kommen Geschäftsleute, Models, Touristen aus Skandinavien und der Schweiz oder in Hamburg lebende ausländische Mitbürger. Die Speisekarte bietet etwas für jeden Geschmack: Hühnerfrikassee und Frikadellen im Mittagstisch, Kaviar, Austern und feine Steaks in der normalen Auswahl.

„Wir bereiten das zu, was die Gäste und wir selbst gern essen“, sagt der Chef. „Manche Kunden kommen viermal in der Woche, wollen immer an ihrem Tisch sitzen und bestellen immer ihr Leibgericht.“ Selbstredend kennt An­klam fast alle Stammgäste mit Namen, kommt zum Plausch an den Tisch, steht beim Abschied an der Tür. „Wir wollen unsere Gäste zufriedenstellen und berücksichtigen ihre Gewohnheiten.“

Während das Mittagsangebot wöchentlich neu kommt, wechselt die Standardkarte bis zu sechsmal im Jahr und berücksichtigt auch Saisonware. Außerdem werden Tagesempfehlungen am Tisch ausgesprochen. Aber Gerichte wie das Wiener Schnitzel, Tatar vom Rind oder der Hummer-Burger sind Dauerbrenner. Das Tatar hat nur eine leichte angenehme Kapernnote, das Fleisch ist mager, frisch gehackt und nicht matschig. Dazu gibt es Crème fraîche, ein Wachtelei, geröstetes Brot, Gurken-Relish und essbare Blumendeko.

Zartes Hummerfleisch im weichen Brioche

Üppig: Das Fleisch von einem halben Hummer steckt im Burger, der mit Süßkatroffel-Pommes gereicht wird
Üppig: Das Fleisch von einem halben Hummer steckt im Burger, der mit Süßkatroffel-Pommes gereicht wird © Marcelo Hernandez

Der Hummer-Burger ist eine üppige Portion – zum Preis von 44,90 Euro. Im weichen Brioche und obenauf liegt das zarte Fleisch eines halben Krustentiers, begleitet von fein geschnittenem Salat, Aioli, Avocado und Tomate. Außerdem kommen noch knusprige Süßkartoffel-Pommes plus zwei Dips auf den Tisch, alles extra in kleinen Schalen, damit es auf dem Teller manierlich und lecker bleibt.

Rund 30 Angestellte arbeiten im Henriks, Küchenchef David Witzig ist von Anfang an dabei. „Mir gefallen die Atmosphäre und die Abwechslung“, sagt der Schweizer vom Bodensee. Die eher rustikale Mittagskarte und das feine Abendangebot, das sei ein Spagat, der Spaß mache, sagt der 41-Jährige.

Die Zutaten kommen von Hamburger Händlern und aus der Region, wie zum Beispiel das Wild. Enten und Gänse werden in Schleswig-Holstein gezüchtet, die Zentrale der Porzellanmarke sitzt in Bargteheide. Die Weinkarte ist umfangreich, für offene Tropfen beginnen die Preise bei 4,50 Euro für 0,1 Liter. Die günstigste Flasche kostet 22,90 Euro.

Claas-Henrik Anklam und sein Team sind Prominenz-erprobt und gerne Gastgeber für Menschen, die nicht auf das Geld achten müssen oder wollen. „Unser Geheimnis ist, dass wir mit Liebe dabei sind“, sagt der Chef. Und die ist eigentlich nicht in Euro und Cent aufzurechnen.

Henriks Tesdorpfstraße 8

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