Neustadt. Die Brasserie und Bar an den Hohen Bleichen hat von kleinen Delikatessen bis zum Menü ein reiches Portfolio.
Geld abheben, Einzahlungen, Beratungen über einen Kredit waren gestern. Die ehemalige Kassenhalle der Hypothekenbank Hamburg AG an den Hohen Bleichen ist jetzt ein Genuss-Ort. Statt Bankgeschäfte zu tätigen, wird dort gegessen und getrunken, gelacht, gefeiert und manchmal auch ein Vertrag unterschrieben. Und der Name für die Brasserie und Bar lag sehr nahe: Die Bank. 2005 hatte Dirk von Haeften die Idee für dieses Lokal im Stadtpalais, das die Hypothekenbank 1897 vom Berliner Baurat Wilhelm Martens als repräsentatives Gebäude errichten ließ. 100 Jahre diente der stattliche Bau als Bankdomizil.
Durch die Eingangstür am freundlichen Pförtner vorbei, einige Steinstufen hinauf, dann die Tür mit der Aufforderung „stossen“ bewegen: Und es öffnet sich ein 400 Quadratmeter großer Raum mit acht mächtigen Säulen. Unter der acht Meter hohen Decke hängen zwei prächtige Kronleuchter. Rechts die Fensterfront zur Straße, links der fulminante Tresen mit sehr vielen Flaschen im Hintergrund. Rund 200 Spirituosen und Liköre hat die Bar im Angebot. 60 Plätze warten auf Menschen, die einen Drink nehmen und nur eine Kleinigkeit essen möchte.
Altbundespräsident schaut regelmäßig vorbei
Dahinter befindet sich das Restaurant mit 160 Plätzen: schlicht, pur, gradlinig. Und wenn es voll ist, wird es laut. An den Wänden wenige großformatige Fotos, Sprüche zum Thema Geld, ein umlaufender Fries mit Zahlen wie Kontonummern. Der Holzfußboden ist dunkel, Stühle und Sitzbänke sind mit braunem Leder bezogen. Die runden und eckigen Tische sind weiß eingedeckt. Blumen fehlen, überall funkeln Teelichter in grünen Glashaltern. Ein ehemaliger Tresor dient als Garderobe, der andere als Lager für Rotwein-Raritäten. Die hinteren Fenster eröffnen den Blick auf die Außenterrasse mit Holzboden und großen Sonnenschirmen. Dort im ruhigen Innenhof haben noch einmal 60 Gäste Platz.
Das Thema Geld wird konsequent verfolgt: An der Tür zur Damentoilette hängt eine alte Fünf-Pfund-Note mit dem Konterfei von Queen Elizabeth II., bei den Herren weist ein dänischer 100-Kronen-Schein mit dem Bild des Komponisten Carl Nielsen den Weg. Das Restaurant wirkt kosmopolitisch, es könnte ebenso eine angesagte Location in London, Paris oder New York sein. Das ist auch das Werk von Ina Krug (40).
Sie unterstützt Dirk von Haeften seit 2013 in der Bank als Geschäftsführerin. „Wir freuen uns über unser großes Hamburger Stammpublikum und die internationalen Gäste“, sagt sie. Die Stuttgarterin hat Tourismus in Freiburg studiert, war mehr als sechs Jahre lang die stellvertretende Geschäftsführerin bei Karlheinz Hauser auf dem Süllberg und widmete sich dann einem Hotelprojekt namens The Great Getaway in Marrakesch, bevor sie bei der Bank einstieg.
„Wir machen leichte zeitgemäße Küche“
Mittags zum Menü „Schalterpause“ kommen viele Geschäftsleute aus der Umgebung. Ein häufiger Gast ist Altbundespräsident Christian Wulff, der im Haus seine Anwaltskanzlei hat. Abends sind viele Touristen da, aber auch Hamburger, die Freunden von auswärts ein Restaurant von Welt zeigen und sie zeitgemäße Brasserie-Küche probieren lassen möchten.
Dafür verantwortlich ist Küchendirektor Thomas Fischer. Der 47-Jährige hat in seiner Heimatstadt Frankfurt gelernt, zehn Jahre lang im Saarland gearbeitet und dann zwölf Jahre auf Sylt in den Küchen vom Landhaus Nösse und dem Gogärtchen zugebracht, bevor er 2010 in die Bank kam. „Wir machen leichte zeitgemäße Küche und orientieren uns an der französischen Brasserie-Küche“, sagt Fischer, der eng mit Küchenchef Henning Wulf zusammenarbeitet. „Und ich koche auch noch jeden Tag selbst.“
Renner ist das Tunasashimi
Ein Renner im Restaurant ist das Tunasashimi: zarter roher Fisch, der auf der Zunge zergeht und von einer Sesamvinaigrette würzig begleitet wird. Für angenehme Schärfe sorgen Wasabigurken und eingelegter Ingwer. Als veritables Hauptgericht geht der rosa gebratene Rücken vom Salzwiesenlamm durch. Das Fleisch ist zart und auf den Punkt gegart, das provenzalische Gemüse hat noch Biss, Ziegenfrischkäse, Tomate und Basilikumjus sind feine und interessante Begleiter.
Die Speisekarte wechselt etwa alle sechs Wochen und berücksichtigt die Saison. „Aber immer geben muss es das Wiener Schnitzel, Rindertatar und Steak frites“, sagt Ina Krug. Mittags sind auch mal Rinderroulade, Königsberger Klopse oder Kalbfleisch-Frikadellen im Angebot. „Die Gäste lieben gut gemachte Hausmannskost“, so Thomas Fischer. Geflügel bezieht die Küche häufig aus Frankreich, anderes Fleisch von Hamburger Händlern, das Gemüse vom Großmarkt und aus dem Alten Land. Insgesamt 60 Mitarbeiter, davon 21 in der Küche, kümmern sich um die Wünsche der Gäste.
Günstigste Flasche kostet 29 Euro
Die Champagner- und Weinkarte umfasst rund 220 Positionen aus Deutschland, Europa und Übersee. Die günstigste Flasche kostet 29 Euro, 0,2 Liter offen gibt es ab 8,50 Euro im Glas. Hochzeiten und runde Geburtstage werden gern in der Bank gefeiert, Firmen buchen das Restaurant für Präsentationen. Essen, trinken, lachen und genießen – das Geld ist in dem Lokal gut angelegt.
Die Bank Hohe Bleichen 17