Neustadt. Immer dienstags stellt das Abendblatt Hamburgs beste und beliebteste Gastronomen vor. Heute: das Casse-Croûte in der Neustadt.
Ist das Kunst oder kann das weg? Michael Zrnos Antwort kann nur erstere sein. Der Gastronom und Betreiber vom Casse-Croûte an der Büschstraße zwischen Gänsemarkt und Colonnaden sammelt Originale und zeigt sie gern im Restaurant. Und was dort auf den Tisch kommt, muss sich hinter den Werken an den Wänden nicht verstecken.
„Einen kleinen Snack miteinander genießen“, bedeutet Casse-Croûte umgangssprachlich auf Französisch. Der Name setzt sich zusammen aus dem Verb „casser“ = brechen und dem Nomen „croûte“ = Kruste.
Fester Platz in der Hamburger Gastro-Szene
Von außen sieht das Restaurant in dieser Seitenstraße etwas unscheinbar aus. Aber seit mehr als 20 Jahren hat es seinen Platz in der Hamburger Verpflegungs-Szene. Drinnen ist die Atmosphäre warm und gemütlich. Viel Holz, viel Braun, Bilder, Spiegel, leere Flaschen in den Fenstern. Im Bistro mit 30 Plätzen sitzt man an rustikalen Hochtischen, beobachtet die Köche in der offenen Küche und das Tresen-Personal bei der Arbeit. Hier geht es laut, leger und lebendig zu. Im angrenzenden Restaurant finden 50 Gäste Platz. Weiß eingedeckte Tische, Stoffservietten, hochwertiges Besteck, Kerzen auf den Tischen, Holzstühle und bequeme Lederbänke lassen den Raum gediegen wirken.
Geschäftsleute sitzen mittags hier, um beim Essen etwas zu besprechen. Paare oder Freunde machen sich einen schönen Abend. „Unser Publikum ist sehr gemischt“, sagt Zrno, der noch drei andere gastronomische Betriebe in der Stadt verantwortet. „Es kommen Gäste vor und nach der Oper, zufällig nach dem Einkaufsbummel und eben auch gezielt. Wir haben viele Stammkunden.“ Zum Beispiel Gerne-Esser aus Dänemark. Und weil so viele unserer nordischen Nachbarn das Casse-
Croûte besuchen, präsentiert sich das Lokal im Internet auch mit einer Homepage auf Dänisch.
Mittags-Kellnerin Cornelia Kunter kennt fast alle, die zu dieser Tageszeit kommen, mit Namen. Zum Beispiel den Gast, der an jedem Werktag Punkt 13 Uhr erscheint und immer am selben Tisch sitzt. Wenn er Urlaub macht, meldet er sich ab, damit der Platz anderweitig vergeben werden kann. „Conni ist seit 18 Jahren im Casse-Croûte und sucht den Gästen auch schon mal das Essen aus, wenn sie meint, die Bestellung passt nicht zu ihnen“, so der 38 Jahre alte Betreiber.
Die Klassiker gibt es auch in klein, um Platz für eine Käseplatte zu lassen
Und in der Tat fällt die Auswahl schwer, so viele neue Gerichte und Klassiker stehen auf der etwa alle sechs Wochen wechselnden Karte. Das Fleisch vom Wiener Schnitzel ist zart, saftig und dünn, die Panade knusprig wie die dazu servierten Bratkartoffeln. Der Coq au vin rouge glänzt appetitlich dunkelrot in seiner Soße, die Bandnudeln dazu sind auf den Punkt, die Karotten haben noch Biss. Hinzu kommen die ewigen Renner Königsberger Klopse, Kalbsleber mit Apfel und Zwiebeln, Spargel im Frühling und die am Tisch tranchierte Gans von November bis Weihnachten. Hausmannskost auf hohem Niveau und „fine dining“ wie Austern, Thunfischtatar und Weinbergschnecken. Die Klassiker werden auch als kleine Portionen angeboten, damit noch Platz im Magen ist für eine Käseplatte oder ein Eierlikörparfait.
In der offenen und doch kleinen Küche hat seit zwölf Jahren Christian Möller das Sagen. Zusammen mit sieben Kollegen, darunter ein Franzose und ein Brite, zaubert der 37-Jährige die variantenreiche Verpflegung. „Ich esse unsere Gerichte gern, aber auch mal Sushi“, sagt der Rheinländer. Seine heimliche Spezialität kommt deshalb auch aus seiner Heimat: Rheinischer Sauerbraten, selbst eingelegt, mit Rotkohl und Kartoffelpüree. „Stammgäste fragen regelmäßig, wann es den Braten wieder gibt.“
Die Weinkarte umfasst 160 Positionen aus Deutschland, Italien, Frankreich und Spanien. Die Preise beginnen bei knapp 30 Euro pro Flasche, die offenen Weine gibt es ab 4,50 für 0,1 Liter.
Michael Zrno hat einige Semester Kunstgeschichte studiert und freut sich, wenn er mit seinen Gästen über die im Restaurant präsentierte Kunst ins Gespräch kommt. Im Bistro hängen Pop-Art-Werke von André Saraiva hinter Glas, im Restaurant fällt der „Alte Schinken“ auf von Stefan Strumbel, den auch Karl Lagerfeld sammelt. „Mich fasziniert die Symbiose aus exklusiver Gastronomie und hochwertiger Kunst“, sagt der Hamburger. Die ist ihm im Casse-Croûte gelungen.
Rezept COQ AU VIN ROUGE (für vier Personen)
2 Freilandhähnchen zerteilt
2 Côtes du Rhône
1/4 Knollensellerie
2 Karotten
2 Stangen Lauch
2 mittelgroße Zwiebeln
1 Lorbeerblatt
10 Pfefferkörner schwarz
1 Bd. Rosmarin
1 Bd. Thymian
2 Knoblauchzehen
Gemüse grob schneiden und 24 Stunden im Rotwein einlegen. Hähnchenteile scharf anbraten, mit der Marinade auffüllen und ca. 1 Std. köcheln lassen. Dann das Hähnchen rausnehmen und die Sauce mit dem Gemüse pürieren, ca. 150 g Butter mit aufmixen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Mit frischen Bandnudeln servieren.
Casse-Croûte Restaurant Bistro Büschstraße 2, Tel. 34 33 73,
www.casse-croute.de, Reservierung empfohlen
Parken rund um den Gänsemarkt, mit U-Bahn oder Bus bis Haltestelle Gänsemarkt
Vorspeisen beginnen bei 7,90 Euro, Hauptgerichte ab 10,90 Euro, Desserts ab 2,90 Euro (eine Kugel Eis). Drei-Gänge-Überraschungsmenü vegetarisch 27,90 Euro, mit Fisch oder Fleisch 35,90 Euro