St. Georg. Jede Woche stellt das Abendblatt Hamburgs beliebteste Restaurants vor. Heute das Cox an der Langen Reihe in St. Georg.
Ja, sind wir denn hier in Paris? Nein, mitten in St. Georg. Lange Reihe und Greifswalder Straße. Seit mehr als 20 Jahren versprüht das Restaurant Cox den Charme wie ein Bistro in der französischen Hauptstadt und begeistert mit Gerichten, die das gewisse Etwas haben. „Wir wollen ein Ort sein, wo alles zueinanderpasst“, sagt Holger Dankenbring. Er ist Gesellschafter und für die Küche verantwortlich, Tilo Moldt als zweiter Inhaber kümmert sich um den Service. Zuerst gab es nur den Gastraum an der Greifswalder Straße, wo ganz früher eine Schmiede und später ein Friseur waren. Der Raum an der Langen Reihe, vormals eine Fischhandlung, kam hinzu. Jetzt hat das Restaurant 110 Plätze, bis zu 30 Beschäftigte kümmern sich um Küche und Service.
Egal, von welcher Seite man das Lokal betritt, der jeweils großzügig gestaltete Tresen fällt auf mit opulentem Blumenschmuck, einer großen Schale mit Zitrusfrüchten und vielen Flaschen im Hintergrund. Der Raum an der Greifswalder Straße ist näher an der Küche, damit lebendiger und auch für größere Gruppen geeignet. Zur Langen Reihe hin gibt es eine Empore und mehr Nischen für vertrauliche Gespräche.
Imposante Säulen, Terrazzo-Fußboden und große Fenster
Die Wände sind cremefarben, die weinroten Sitzbänke haben Patina. Weiße Kugellampen, Spiegel, dezente Wandlampen und viel dunkles Holz sorgen für eine einladende Atmosphäre. Auf den Bistrotischen liegen weiße Tischdecken und Servietten, Gläser und Besteck warten auf ihren Einsatz. Die imposanten Säulen und der Terrazzo-Fußboden passen perfekt zueinander, große Fenster geben den Blick zur jeweiligen Straße frei.
Das Restaurant heißt übrigens wie ein Lokal in Amsterdam, außerdem ist Cox ein holländischer Vorname. Vorbesitzer Herbert Menzer und seine Frau Lena waren begeisterte Fans der niederländischen Metropole.
„Jeder soll bei uns auf der Karte etwas finden“, sagt Dankenbring. Viele Stammgäste kommen aus dem Viertel, dazu nach der Vorstellung Theatergänger aus dem nahen Schauspielhaus und natürlich Hamburg-Besucher, denn das Cox bekommt auf den Internetplattformen durchweg gute Noten. Es gibt auch einen Mittagstisch, und alle zwei Wochen wechselt die übersichtliche Karte. „Wir halten sie lebendig, bei uns gibt es keine Gerichte, die immer im Angebot sind.“ So sind die geschmorten Calamaretti mit körnig-würzigem Risotto gefüllt, das Ratatouille sowie das giftgrüne Basilikum-Öl schmecken nach Süden. Die rundum braun gebratene Lammbratwurst im Schweinenetz hat Fenchelrisotto mit Minze und Tomatenkompott als Begleiter, in der angenehm pikanten Wurstmasse schmecken Koriander und auch Fenchel durch. Und welche Gewürze sind noch drin? Dankenbrings Geheimnis.
Privatkoch für den US-Botschafter
Das zeichnet nämlich die Wurst aus: Der Küchenchef hat sie selbst gemacht. „Ich komme aus Stöckse bei Nienburg und habe dort mit 16 eine Schlachterlehre begonnen.“ Eine Ausbildung zum Koch im Fürstenhof in Celle schloss sich an. Und dann begann für den heute 50-Jährigen die Wanderzeit: zwei Jahre London als Privatkoch in der Residenz des US-Botschafters und beim Küchengott Anton Mosimann, der vor fünf Jahren zur Hochzeit von William und Kate das Menü zubereitete. Drei Monate Arosa in der Schweiz, eine kleine Auszeit in den USA, zwei Jahre Nürtingen bei Stuttgart in einem 25-Plätze-Betrieb.
„Dann wollte ich wieder in den Norden, aber nicht den gastronomischen Betrieb der Familie übernehmen“, sagt Dankenbring. Also Hamburg, das Restaurant Prem, die Insel, das Jena Paradies. „Hier machte sich meine Schlachterlehre bezahlt, denn wir verarbeiteten ganze Lämmer.“
Diese Expertise hat er sich als Herrscher über Pfannen und Töpfe im Cox bewahrt. Neben der Lammbratwurst ist auch die Blutwurst selbst gemacht. „Das ist eines unserer Markenzeichen.“ Und Dankenbring verarbeitet möglichst immer noch das ganze Tier. „Ein Rind hat ja nicht nur Filet.“ Außerdem habe Hamburg ein gebildetes Publikum. „Die Leute wissen, was Kutteln sind.“
Die Weinkarte verzeichnet gut 60 Tropfen
Aus Schleswig-Holstein kommen Lämmer und Bioland-zertifizierte Highland Cattle sowie andere Fleischwaren, Gemüse von einem Großmarkt-Händler und aus der Nähe von Bremen, Fisch von der Hamburger Hafenkante. „Gute Produkte, gutes und frisch zubereitetes Essen, gutes Preis-Leistungs-Verhältnis“ sind das Credo im Cox. Und die Küche achtet auf Saisonangebote. „Spargel gibt es jetzt, Grünkohl nur im Winter. Erdbeeren und Kirschen verarbeiten wir, wenn deutsche Ware da ist“, sagt Dankenbring. Die Weinkarte verzeichnet gut 60 Tropfen aus Deutschland, Europa und Übersee, die günstigste Flasche liegt bei 24,50 Euro für 0,75 Liter. Offen kommen 0,2 Liter Rot oder Weiß ab 5,50 Euro ins Glas.
Der Küchenchef hat drei Kinder und sagt, das Cox sei wie eine Familie. „Wir arbeiten gern als Team, mögen und respektieren uns. Der Service wird nicht zusammengestaucht, in der Küche gibt es kein Geschrei.“ Also eher deutsche Gelassenheit statt französischen Temperaments. Aber sonst ist es schon ein bisschen wie Paris. Très bon.
Restaurant Cox Lange Reihe 68/Greifswalder Str. 43, Telefon 040-24 94 22
Parken in der Umgebung, U- und S-Bahn bis Hauptbahnhof, Buslinie 6 bis Gurlittstraße
Vorspeisen ab 7 Euro, Hauptgerichte ab 17,50 Euro, Dessert ab 8 Euro