Wilstorf. Im „Leuchtturm“ am Außenmühlenteich kommt viel frischer Fisch auf den Tisch. Der Küchenchef liebt das Spiel mit den Aromen.

Was den Hamburgern nördlich der Elbe die Außenalster, ist den Harburgern der Außenmühlenteich als Sport- und Erholungsgebiet: joggen, radeln, spazieren gehen, ein Tretboot mieten und sogar im Freibad ein paar Bahnen schwimmen. Auch wer einkehren und etwas Wohlschmeckendes zu sich nehmen möchte, ist dort richtig. Auf in den „Leuchtturm“.

Das Lokal mit Blick aufs Wasser ist ein mediterraner Schatz an diesem kleinen norddeutschen See. Im gelben Gebäude mit den großen Fenstern finden rund 100 Gäste in drei Räumen Platz. Fliesenfußboden, ockergelbe Wände sowie Holztische und Stühle sorgen für ein gemütliches Ambiente. Die weißen Stoffservietten werden von großen silberfarbenen Hummern zusammengehalten, auf den Tischen stehen Kerzen und frische Blumen. Die Bilder an den Wänden zeigen Schiffe und maritime Szenen sowie natürlich Leuchttürme von verschiedenen Küsten.

„Wir sind mediterran-hanseatisch“, sagt Frank Wiechern. Er ist der Besitzer des Lokals und hat es 2008 eröffnet. „Vorher hatte ich ein Restaurant Leuchtturm in Hittfeld, aber das war zu klein“, sagt der 48-Jährige. Wo heute sein Betrieb steht, gab es vor zehn Jahren nur ein baufälliges Fachwerkhaus. Der Bezirk Harburg hatte die Liegenschaft ausgeschrieben, Wiechern bekam den Zuschlag, ließ das Gebäude abreißen und plante alles neu. „Ich konnte alles genau nach meinen Vorstellungen bauen lassen“, so der Harburger.

Tuna in Sesamkruste mit Pulpo und
Seafood-Frühlingsrolle
Tuna in Sesamkruste mit Pulpo und Seafood-Frühlingsrolle © HA | Andreas Laible

Zum Beispiel den lichtdurchfluteten Saal für 250 Personen, der aber auch durch Zwischenwände geteilt werden kann. Oder die verschiedenen Terrassen. Oder die diversen Küchen für Restaurant- und Saalbetrieb, für die Vorbereitung und das Catering-Geschäft. „Wir haben hier am Wochenende Hochzeiten oder große Gesellschaften, aber gleichzeitig kann man im Restaurant ungestört speisen“, sagt Wiechern.

Der Chef ist als gelernter Koch und Absolvent der Hotelfachschule der kulinarische Impulsgeber. Nach der Ausbildung im Landhaus Meinsbur in Bendestorf folgten Stationen in Frankfurt und der Schweiz sowie auf verschiedenen Kreuzfahrtschiffen. „Da habe ich mein Styling gefunden, und es wurde Zeit, sich selbstständig zu machen.“

Rund 30 Mitarbeiter hat das Restaurant, Wiecherns Ehefrau Betty ist zuständig für den Service, die Deko und das Organisatorische. Seit vier Jahren ist Küchenchef Alexander Aude dabei. Der Mann aus Güstrow hat schon im Drei-Sterne-Restaurant Bareiss in der Feinschmecker-Hochburg Baiersbronn gekocht und schätzt die familiäre Atmosphäre im „Leuchtturm“. „Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich“, sagt der 33-Jährige. „Unser À-la-carte-Angebot ist sehr gut, und bei den Speisen für die Familienfeiern kann ich immer wieder neue Akzente setzen.“

Fünf Fleischgerichte, dreimal Vegetarisches, aber vor allem Fisch werden in der offenen Küche zubereitet. Die schwimmenden Gesellen kommen von Hamburger Händlern, aber auch direkt aus Dänemark sowie Frankreich und präsentieren sich dem Gast im Rohzustand frisch und appetitlich in einer Theke auf Eis. Frank Wiechern verarbeitet ganze Fische, „Schalen von Krustentieren sowie Gräten sind die Basis für einen sehr schmackhaften Fond.“

Der Chef kombiniert gerne Aromen und Zutaten auf dem Teller. So ist ein hauchdünn geschnittenes Rinder-Carpaccio die Basis für den perfekt gegarten Seeteufel. Auf dem Spargel-Parmesan-Risotto daneben thront eine Gamba. Außerdem auf dem Teller: Pilze, Jus und Basilikumpesto. Zum wunderbar gegrillten Tuna in der raffinierten Sesamkruste kommen Pulpo und eine hausgemachte Seafood-Frühlingsrolle. Als Beilagen werden Bananen-Lauch-Sojagemüse, Avocado-Tatar, Ingwer und gelber Rettich serviert. Und beim Dessert ist Frühling angesagt. Erdbeer-Sorbet wird begleitet von einem Holunderblüten-Süppchen und einer ausgebackenen Holunderblüte, in Harburg am Außenmühlenteich selbst gesammelt.

Dessertvariation à la „Leuchtturm“ mit
Halbgefrorenem
Dessertvariation à la „Leuchtturm“ mit Halbgefrorenem © HA | Andreas Laible

Fleisch bekommt das Restaurant von regionalen Erzeugern, Spargel wird in der Heide gestochen, Kräuter, Salat, Tomaten und Kartoffeln liefert der Biohof Overmeyer im Seevetaler Ortsteil Emmelndorf. „Es macht mir einfach Freude, aus frischen und guten Produkten etwas zu kochen“, sagt Frank Wiechern. Seiner Kundschaft gefällt das, das Restaurant ist stolz auf die vielen Stammgäste, zu denen auch zahlreiche Hamburger von nördlich der Elbe gehören.

Auf der Weinkarte stehen um die 150 Positionen aus Deutschland, Europa und Übersee. Die günstigste Flasche liegt bei 32 Euro, dazu gibt es eine Flasche Mineralwasser. Die offenen Tropfen beginnen bei acht Euro für 0,2 Liter. Verkostungen veranstaltet Wiechern auch gern in seiner Weingrotte im Backsteingewölbe, dort können sich bis zu 20 Reben-Freunde tummeln.

Und noch eine Leidenschaft hat der Chef: Grappa. Um die 50 Sorten finden sich auf dem Digestifwagen, darunter seine eigene Abfüllung Marc de Moscatell vom Weingut Ca’n Vidalet auf Mallorca. „Weil die Spirituose aus Spanien kommt, darf sie nicht Grappa heißen“, sagt Wiechern. Aber sie wird im Restaurant auch flaschenweise für zu Hause verkauft und ist der ganze Stolz des mediterranen Hanseaten aus Harburg. Wie überhaupt der ganze „Leuchtturm“.

Leuchtturm, Außenmühlendamm 2

www.leuchtturm-harburg.de