Hamburg. Zu Gast ist diesmal Katrin Hinrichs aus Hamburg. Die Sexologin ist Abendblatt-Lesern durch den „Ich frage für einen Freund“-Podcast bekannt.

Was haben Wein und Sex gemeinsam? „Viel“, sagt die Hamburger Sexologin Katrin Hinrichs, selbst leidenschaftliche Rotwein-Trinkerin und heute zu Gast in unserer Reihe „Vier Flaschen“. Gemeinsam mit Weinkenner Michael Kutej, Riesling-Liebhaber Lars Haider und Apfelsaftschorlentrinker Axel Leonhard testet sie Weine, die irgendwie etwas mit Liebe und Partnerschaft zu tun haben – und ja: So etwas gibt es tatsächlich.

Love Respect „für den Spaß am Beginn eines Treffens“

Los geht es mit Love Respect, einem Secco von Eric Manz, einem der bekanntesten Winzer Deutschlands. Ein Secco ist ein sprudelnder Wein, der nicht ganz so viel Kohlensäure und Druck hat wie ein Sekt (und deshalb dankenswerterweise auch nicht unter die Sektsteuer fällt). Dieser besteht aus den drei Rebsorten Sauvignon Blanc, Scheurebe und Silvaner, schmeckt nach Holunder, Cassis und roter Stachelbeere – und ist für Katrin Hinrichs ein Wein „für laue Sommerabende, für den Spaß am Beginn eines Treffens“.

Katrin Hinrichs ist Sexualtherapeutin mit Praxis in Hamburg.
Katrin Hinrichs ist Sexualtherapeutin mit Praxis in Hamburg. © Michael Rauhe | Michael Rauhe

Tatsächlich würde er den Secco sowohl am Anfang als auch am Ende eines Abends empfehlen, so Kutej, „er belebt, macht wach, ist spritzig“. Und die Verbindung zur Arbeit der Sexualtherapeutin ist selbstverständlich auch da: „Liebe und Respekt sind die Basis für nachhaltig guten Sex. Jeder hat seine Bedürfnisse, und darauf muss man achten“, sagt Hinrichs, die zusammen mit dem Autor Hajo Schumacher auch einen eigenen Podcast hat („Ich frage für einen Freund“, zu hören online unter www.abendblatt.de).

Frauen schätzen Männer, die sich mit Wein auskennen

Flasche Nummer zwei kommt vom Weingut Geil, es ist ein Riesling Rosengarten aus dem Jahr 2020, und die Frage, warum Kutej sie für diese Runde ausgesucht hat, erübrigt sich. Die Frage, die sich – zumindest für Axel Leonhard – stellt, ist, ob man so einen Wein bei einem ersten Treffen mit einer Frau/einem Mann servieren sollte: „Ich würde sicherheitshalber die Flasche so hinstellen, dass man das Etikett nicht sofort sieht“, sagt Hinrichs. Sie als Frau würde einen Mann, der ihr diesen Riesling ausschenken würde, auf jeden Fall fragen, „ob der Name Programm für den Abend ist“.

Grundsätzlich schätze sie aber – wie viele Frauen – Männer, die sich mit Weinen auskennen, „das ist ganz erotisch“. Insbesondere wenn der Wein so gut schmecke, wie der von Geil, der etwas Zitronig-Cremiges habe. Noch schöner ist es, wenn man zu einer guten Flasche Wein eine sehr gute Geschichte erzählen kann.

Der beste Chardonnay bisher – mit teurem Haken

Michael Kutej gelingt das bei Nummer drei, einem Chardonnay von dem österreichischen Top-Winzer Michael Malat, mit einem Namen, der täuscht: Er heißt „Sex una tribus“, aber das hat nichts mit dem zu tun, was Hinrichs beruflich macht. Die drei Worte stehen für die Nummer der Fässer, aus denen der Wein kommt, „es waren die Fässer sechs, drei und eins“, sagt Kutej und ist damit mitten in der Geschichte. Er ist auf einer Reise zusammen mit ein paar Weinfreunden auf die Idee gekommen, Malat ein paar Fässer von seinem Chardonnay abzukaufen.

Diese vier Flaschen wurden in Folge 69 mit Katrin Hinrichs verkostet.
Diese vier Flaschen wurden in Folge 69 mit Katrin Hinrichs verkostet. © Silkes Weinkeller | Silkes Weinkeller

Was sich gelohnt hat: „Das ist sicher der beste Chardonnay, den wir bei den Vier Flaschen bisher getrunken haben“, sagt Lars Haider. Und Axel Leonhard ergänzt, dass es „schon irre ist, wie cremig und karamellig der schmeckt“. Kutej behauptet, dass es nicht leicht sei, außerhalb klassischer Chardonnay-Anbauländer wie Frankreich oder den USA (Kalifornien) einen solche Qualität zu finden – aber das muss er vielleicht auch sagen, schließlich ist er Österreicher … Und einen Haken hat der „Sex una tribus“ auch: Die Flasche kostet fast 45 Euro.

Ein besonderes Etikett mit samtigen Inhalt

Katrin Hinrichs spricht derweil darüber, dass „80 Prozent des Schmeckens über das Riechen kommen“, lobt die Sinnlichkeit von guten Weingläsern und stellt dann begeistert fest, dass das Etikett der letzten Flasche ganz anders ist als die Etiketten, die man sonst so kennt: „Streicht mal rüber“, fordert sie ihre Mittester aus, und tatsächlich streicheln dann vier erwachsene Menschen eine Weinflasche, deren Etikett „so samtig ist wie der Inhalt“: Der Grand Renfort Sélection du Propriétaire 2019 aus Südfrankreich schmeckt nach Kaffee und Kirsche, er wird am Ende der Lieblingswein der Sexologin sein.

Riesling-Liebhaber Lars Haider (v.l.), Apfelsaftschorlentrinker Axel Leonhard und Weinkenner Michael Kutej verkosten vier Weine.
Riesling-Liebhaber Lars Haider (v.l.), Apfelsaftschorlentrinker Axel Leonhard und Weinkenner Michael Kutej verkosten vier Weine. © HA | Ha

„Mit dem Alter bekommt der Wein eine Reife, man weiß, was man hat“, sagt Hinrichs und betont, dass Alter und Leidenschaft sich nicht ausschließen müssen: Menschen, die sich mit 70 neu verlieben würden, hätten genauso guten Sex wie Paare Mitte 40, die länger zusammen seien. Ein gutes Glas Wein könne „quasi als Vorspiel“ hier wie dort helfen: „Denn das Wichtigste beim Sex ist, dass sich die Beteiligten entspannen können. Ohne Entspannung geht gar nichts.“

Wein im 10-Minuten-Test und ein Podcast auf der „Europa“

Die „Vier Flaschen“ können Sie sich auch unter www.abendblatt.de/podcast anhören oder auf dem YouTube-Kanal des Hamburger Abendblatts ansehen. Im Wechsel mit der bekannten, etwa 90 Minuten langen Folge gibt es alle zwei Wochen eine schnelle Variante: In maximal 9:59 Minuten testen Kutej, Haider und Leonhard eine Flasche Wein, die unter zehn Euro kosten muss, und die am Ende mit Punkten von eins bis zehn bewertet wird.

Und dann gibt es noch eine News: Die „Vier Flaschen“ gehen im August an Bord! Zu Gast im Podcast, den wir auf der MS „Europa“ aufzeichnen, ist Drei-Sterne-Koch Kevin Fehling. Wer bei der exklusiven Kurzreise (12. bis 14. August) im Rahmen des hochkarätigen Gourmet-Events „Europa’s Beste“ dabei sein will, findet die weiteren Infos dazu unter www.abendblatt.de/leserreisen.