Hamburg. Unser Genussexperte Gerd Rindchen hat das Delta Bistro in der Sternschanze besucht – und schwärmt von saftigen Steaks und der Weinkarte.

Das Restaurant, auf das sich unser Auge heute richtet, ist das Delta Bistro in der Lagerstraße auf dem alten Schlachthofgelände im Herzen der Stadt. Der Laden ist berühmt für ausgezeichnete Fleischqualitäten – aber auch das, was aus dem Meer kommt, muss sich nicht verstecken.

Bei der Produktqualität hat das Delta Bistro sozusagen „Heimvorteil“, ist es doch ein legitimer Abkömmling der Firma Delta Fleisch, eines international renommierten Spezialitäten­lieferanten für die gehobene Gastronomie. Daraus erklärt sich auch die etwas unorthodoxe Lage im ersten Stock eines Gastronomie-Abholmarktes.

Delta Bistro: Fleisch spielt hier die erste Geige

Aber wer erst mal den Markt passiert, die Treppe erklommen und sich vom freundlichen Servicepersonal hat an den Tisch geleiten lassen hat, taucht rasch ein in die ganz eigene Welt dieses erfreulichen Etablissements. Fleisch spielt hier die erste Geige, und so besteht das Publikum mehrheitlich aus konservativen reiferen hellhäutigen Herren (mehr HSV als St. Pauli), die sich selig über diverse Steakvarianten hermachen.

Ein Klassiker ist das Rib Eye, das es in den Variationen 600 g (52,90 Euro), 400 g (39,90 Euro) oder als „Lady’s Cut“ mit mickrigen 250 g (28,90 Euro) gibt. Ich schätze auch sehr das klassische, würzige 300-g-Rumpsteak (36,50 Euro), das mit einem gerüttelt Maß leckerer geschmorter Zwiebeln daherkommt.

Ansonsten orientiert sich die Steakpreisliste am Modell des Volkswagenwerkes („Basispreis 26.450 Euro, Preis der getesteten Version 47.117,33 Euro“) – das heißt: Alle Beilagen wie die exzellenten Bratkartoffeln (4 Euro), die nostalgisch-leckeren Speckböhnchen (4 Euro) geriebener Meerrettich (2 Euro), Salate (je 4 Euro) oder Pfefferrahmsoße (3 Euro) kosten extra. Anders stellt sich die Sache beim hier zu Recht beliebten Wiener Schnitzel vom Kalb dar: Hier sind im angemessenen Preis von 28,90 Euro bereits Bratkartoffeln und Gurkensalat inkludiert.

Günstige Vorspeisen und guter Wein

Die Portionen sind recht üppig und machen die Wahl einer Vorspeise nicht zwingend erforderlich – was schade ist, denn das scharfe Beef-Tatar (18,90 Euro) oder das asiatisch angehauchte Thunfisch-Tatar (15,50 Euro) genießen Kultstatus. Seafoodfreunde genießen es, dass sie das Sixpack der edlen Bouzigues-Austern mit Schalottenvinaigrette hier noch für 23,90 Euro genießen können – woanders kostet eine Auster mittlerweile gern mal sieben Euro pro Stück – oder erfreuen sich an einem saftig auf der Haut gebratenen Kabeljaufilet mit gebratenem grünen Spargel und Kartoffelsoufflé (25,50 Euro).

Gut sortiert, fair kalkuliert und mit spannenden, unbekannten Entdeckungen aufwartend kommt die Weinkarte daher. So gibt es hier die Weine von Nahe-Shootingstar Marcus Hees aus Auen am Soonwald (Weißburgunder 34 Euro, Riesling € 35 Euro), ein bekannter und sonst stets recht hochpreisiger Klassiker wie die 2015er Riesling Spätlese „Geheimrat J“ wird für erstaunliche 35 Euro offeriert, einen perfekt gereiften, hochklassigen 2012 Chianti Classico von Candialle kann man für 9,90 Euro sogar als 0,2-l-Schöppchen genießen. Beeindruckend auch die Auswahl spanischer Spitzengewächse und das Argentinien-Sortiment: Wer sich für den 2016er Kaiken Ultra Cabernet Sauvignon (39 Euro) entscheidet, macht nichts falsch.