Unser Genussexperte Gerd Rindchen besucht das Il Tramonto in Lokstedt – und lobt nicht nur Geschmack und Ambiente.

Das „grüne Lokstedt“ wird von vielen Hamburgern gefühlt schon als einer der exotischeren Vororte wahrgenommen. Dabei sind Eimsbüttel und Eppendorf in unmittelbarer Nähe. Aus diesen Stadtteilen stammen auch viele Zugezogene, die mit dem Nachwuchs zwar ins Grüne, aber eben nicht ganz weit nach draußen ziehen wollten.

Unter anderem für diese Klientel, aber auch für die zahlreichen Bewohner der umliegenden Seniorenresidenzen und ihre Besucher ist es höchst erfreulich, dass sie im Herzen Lokstedts, in der beschaulichen Grelckstraße, ein Etablissement vorfinden, das in Bezug auf Qualität und Ambiente auch an der Eppendorfer Landstraße eine blendende Figur abgeben würde.

Die Rede ist vom Il Tramonto. Besitzer Mustafa Uludag und sein Team haben sich mit Leib und Seele der italienischen Küche verschrieben und zelebrieren diese auf erfreulich hohem Niveau. Auch die Öffnungszeiten sind kundenfreundlich: An sieben Tagen in der Woche kann man zwischen 12 und 23 Uhr die komplette Karte genießen, wobei sich wochentags noch ein ausnehmend preiswürdiger Mittagstisch hinzugesellt.

Gerd Rindchen liebt gutes Essen und kennt sich aus mit guten Weinen.
Gerd Rindchen liebt gutes Essen und kennt sich aus mit guten Weinen. © Bertold Fabricius

Italiener in Hamburg: Il Tramonto punktet mit großen Portionen

Was das Restaurant zur Freude der zahlreichen, bunt gemischten Stammgäste inklusive NDR-Prominenz von manchem Edelitaliener in Eppendorf, Winterhude oder den Elbvororten unterscheidet, ist die Größe der Portionen: In den Hautevolee-Läden gibt’s ja gern mal einen Hauch Antipasti und einen so überschaubaren Pastateller, dass der kostspielige Hauptgang hinterher fast zwingend erforderlich ist.

Das wird im Il Tramonto deutlich anders gehandhabt: Wenn man sich nach den sehr anständigen, klassischen Antipasti (11,90 Euro) oder dem perfekt zubereiteten Carpaccio vom Rind mit gebratenen Pfifferlingen und frischem Trüffel (13,90 Euro) für eine der hausgemachten Pasta-Spezialitäten entscheidet, für die das Il Tramonto im Umfeld gerühmt wird, kann man zwar noch einen begehrlichen Blick auf die Fisch- und Fleischauswahl werfen, wird dafür aber in der Regel ein anderes Mal wiederkommen müssen.

Il Tramonto: Preise bewegen sich in angemessenem Rahmen

Köstliche Klassiker unter den Pastagerichten sind die Tagliatelle mit Pfifferlingen in Buttersauce mit frischem Trüffel, Tagliolini mit Flusskrebsen in Hummersauce und gebratenen Jakobsmuscheln oder die aromensatten Band­nudeln mit geschmorten Kalbsbäckchen und Gemüse in Rotweinsauce (alle 16,90 Euro).

Die grundsolide Zubereitungsweise unter Verwendung guter, frischer Zutaten zeichnet auch die saisonal wechselnden Hauptgerichte aus, wobei sich auch hier die Preise in angemessenem Rahmen bewegen. Dies gilt gleichermaßen für die ganze Dorade vom Grill mit Kräutersauce, Saisongemüse und Kartoffeln (19,90 Euro), die zarte Kalbsleber in Buttersalbei gebraten mit Zimt-Rosinen-Apfel-Chutney, Gemüse und Kartoffelpüree (21,90 Euro) oder das imposante Kalbskotelett vom Grill mit Pfeffersauce, Kräuterkartoffel und Saisongemüse (25,90 Euro).

Umfassende Weinauswahl – mit einer Überraschung

Die spannendsten Gerichte finden sich aber zumeist auf der aktuellen, ebenfalls sehr stark saisonal geprägten Tages-Schiefertafel, die von den freundlichen und zugewandten italienischen Servicefachkräften geduldig erläutert werden. Da stehen dann schon mal eine ganze Seezunge oder ein Dry Aged Côte de boeuf aus dem hauseigenen Reifeschrank drauf.

Recht umfassend ist die Weinauswahl, die sich nicht so sehr an die Fans mineralisch straffer, herzhafter Tropfen als vielmehr an die zahlreichen Liebhaber sanfter, runder, weicher und säurearmer Weine wendet. Überraschende Ausnahme: ein knackiger Mosel-Riesling von Kult-Winzer Markus Molitor (Fl. 26,90 Euro).

Beliebtes Restaurant: Im Il Tramonto sollte man reservieren

Einige ordentliche Gewächse werden offen zu fairen Kursen ausgeschenkt, so ein fruchtiger Sauvignon aus dem Friaul und ein kraftvoller Montepulciano vom Top-Erzeuger Tenuta Ulisse (jeweils 0,2 l zu 6,90 Euro, umgerechnet 25,88 Euro pro Flasche). In beiden Fällen kommt man hier sogar günstiger weg, als wenn man die Weine flaschenweise bestellt – dann kosten sie nämlich 29 Euro. Eine sichere Bank sind auch die sizilianischen Rotweine von Cusumano, einem der profiliertesten Erzeuger der Insel (Fl. 27 bis 29 Euro).

Die Qualitäten in dem immerhin schon seit 2004 bestehenden Restaurant haben sich übrigens herumgesprochen, sodass für den Abend eine Reservierung geboten erscheint – so hoch ist die Dichte guter Läden in Lokstedt ja nicht. „Il Tramonto“ heißt zwar übersetzt „Der Sonnenuntergang“. Aber wenn die hier so weiter kochen, wird die Sonne über dieser Stätte der Gastlichkeit noch lange nicht untergehen.