Finanztest hat Sparangebote der Postbank untersucht. Das Ergebnis: Die Bank verschlechtert Angebote laufend – ohne Nachricht an die Kunden.

Die Postbank bietet eine Fülle verschiedener Sparkonten und denkt sich immer wieder neue aus. „Einträglich“ – so der Begriff aus der Postbank-Werbung – sind die Sparkonten vor allem für die Bank selbst. Warum, beschreibt die Stiftung Warentest in der Juli-Ausgabe ihrer Zeitschrift Finanztest. Bei jeder Gelegenheit setzt die Postbank die Zinsen herunter und schraubt an den Bedingungen. Viele Sparer dürften das erst spät bemerken.

„Bis zu 1,7 Prozent p. a. für bis zu sechs Monate“ gibt es zurzeit für Neukunden, die sich im Rahmen der Extra-Spargeld-Aktion für die Sparcard direkt entscheiden. Von den 1,7 Prozent ist 1 Prozentpunkt als Bonus deklariert, der zum aktuellen Basiszins von 0,7 Prozent hinzukommt.

Der Basiszins ist allerdings variabel. Von den 1,7 Prozent aus der Werbung ist nur der Bonus von 1 Prozent für die gesamte Laufzeit sicher. Noch vor wenigen Monaten lag der Basiszins für die Sparcard viel höher als 0,7 Prozent: Mit 1,6 Prozent gehörte sie im großen Zinstest, den Finanztest im Januar veröffentlichte, zu den attraktivsten Sparangeboten. Seitdem hat die Postbank den Basiszins zweimal kräftig gesenkt.

Weiterer Haken des Angebots: Der Bonuszins von 1 Prozent entfällt ab dem Zeitpunkt, zu dem der Sparer von der Anlagesumme auch nur einen Euro abhebt. Er hat also ein verkapptes sechsmonatiges Festgeld.

Anspruch auf den Bonus haben auch Bestandskunden der Postbank, wenn sie einen „Bonusgutschein“ ausfüllen, ihn an die Postbank senden und bis Ende Juni neues Geld auf ihr Sparcard-Konto überweisen. Für solche Kunden sind die Bonusregeln aber besonders tückisch: Sie müssen in der zweiten Hälfte des Jahres 2013 nicht nur die neu eingezahlte Summe ruhen lassen. Mehr noch: Sie dürfen auch den Betrag nicht anrühren, der schon vorher auf dem Sparcard-Konto war und überhaupt nicht von der Sonderverzinsung profitiert. Tun sie es doch, ist der Bonus für die weitere Zeit verloren.

Überraschung für Besitzer des Dax-Sparbuchs

Die Postbank entwickelt nicht nur fortwährend neue Angebote, sondern schraubt auch fleißig an den Konditionen älterer Sparangebote.

Die Bedingungen sind von vornherein so gestrickt, dass sie eher dem Anbieter als dem Anleger nutzen. Entwickeln sich die Kapitalmärkte zugunsten des Sparbuchbesitzers, „bessert“ die Postbank nach. Oft registrieren Sparer erst bei der jährlichen Zinsgutschrift, was die Bank zu ihrem Nachteil in der Vergangenheit geändert hat. Eine Nachricht über die neuen Bedingungen erhalten sie nämlich nicht.

Eine Überraschung werden zum Beispiel Besitzer des Dax-Sparbuchs erleben. Ein Neuabschluss ist seit Anfang 2010 nicht mehr möglich, aber alte Konten laufen weiter. Die Basisverzinsung des Dax-Sparbuchs ist jetzt mit 0,05 bis 0,2 Prozent je nach Anlagesumme nur noch unbedeutend. Wichtiger war für die Kunden aufgrund der guten Börsenentwicklung aber der „Dax-Bonus“. Sie bekamen als Bonus ursprünglich die Hälfte des Wertes, um den der Index im Vergleich zum Vormonat zugelegt hat.

Seit dem 1. April 2013 ist die Teilhabe von 50 auf 25 Prozent des Wertzuwachses reduziert. Der Dax-Anstieg im selben Monat um 1,08 Prozent brachte Anlegern gerade einmal 0,27 Prozent als Bonus. Und obwohl jeder Monatsbonus nur ein Zwölftel zur Jahresrendite beiträgt, hat die Postbank außerdem eine Obergrenze von 3 Prozent pro Monat eingeführt. Die griff zuletzt im Juni 2012, als der Dax mehr als 10 Prozent zulegte.

Auch das Börsensiegerkonto wurde durch die unerwartete Entwicklung der Aktien- und Zinsmärkte zu einem attraktiven Angebot, auch bei diesem Sparbuch ist der Basiszins nicht mehr der Rede wert. Und auch hier hat die Postbank den börsenabhängigen – wöchentlich ermittelten – Höchstbonus gestutzt: Von 5 Prozent auf 3 Prozent.

Finanztest-Tipps

Geldanlage. Die aktuelle „Extra-Spargeld-Aktion“ kann sich nicht mit den besten Angeboten aus dem monatlichen Zinstest von Finanztest messen (siehe www.test.de/zinsen), weil die 1,7 Prozent Zinsen für ein halbes Jahr nicht garantiert sind. Gleichzeitig haben Sparer sechs Monate keinen Zugriff auf ihr Geld, wenn sie den im Gesamtzins enthaltenen Bonus behalten wollen.

Kontrolle. Wenn Sie eines der Postbank-Sparkonten besitzen, sollten Sie es ab und zu kontrollieren. Manche sind inzwischen so schlecht verzinst, dass eine Umschichtung ratsam ist. Fragen Sie in einer Postbank-Filiale nach den aktuellen Bedingungen. Unter www.postbank.de steht nicht immer alles Wichtige.

Weitere wichtige Themen in der Juli-Ausgabe von Finanztest: Tests und Reports: Praxistest Baufinanzierung, Versicherungsbeiträge absetzen, Berufsunfähigkeitsversicherung, Krankentagegeldversicherung für gutverdienende Arbeitnehmer und Selbstständige, Unter der Lupe: Netto-App fürs Bezahlen mit dem Handy, Marktplatz: Empfehlenswerte Fonds, die besten Zinsen