Berufsunfähigkeit günstig versichern: Finanztest zeigt, wie Berufsunfähigkeitsversicherungen bezahlbar werden und welche Anbieter überzeugen.
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung braucht jeder. Sie bewahrt Menschen vor dem finanziellen Absturz, wenn sie aufgrund von Krankheit oder nach einem Unfall dauerhaft nicht mehr in ihrem Beruf arbeiten können. Sie erhalten dann monatlich die in ihrem Vertrag festgelegte Rentenzahlung. In ihrer aktuellen Untersuchung nennt die Zeitschrift Finanztest viele sehr gute Tarife und zeigt, wie Kunden den Schutz bezahlbar machen können.
Im Test von 75 Angeboten liegen die Premiumtarife von vier Versicherungsgesellschaften ganz vorne: Aachen Münchener, Europa, Hannoversche und VHV. Finanztest hat aber nicht nur die Versicherungsbedingungen geprüft, sondern auch die Preise für drei Modellkunden abgefragt: Das günstigste sehr gute Angebot für den Diplomkaufmann kommt von der Hannoverschen. Dort zahlt er mit Todesfallschutz 748 Euro im Jahr. Wird er berufsunfähig, erhält er bis zum 67. Geburtstag eine monatliche Rente von 2 000 Euro. Andere Angebote sind teilweise fast 1 000 Euro teurer.
Wer eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließt, sollte sich zunächst an der Qualität der Angebote orientieren. Nur so ist sichergestellt, dass der Versicherer die vereinbarte Rente im Ernstfall auch wirklich zahlt. Mittlerweile verzichten die meisten Anbieter auf die „abstrakte Verweisung“: Sie können einen berufsunfähigen Kunden dann nicht auf einen anderen Beruf verweisen, der seiner Ausbildung und Erfahrung entspricht, und ihm dadurch die Rente verweigern.
Wichtig ist auch eine Nachversicherungsgarantie, die es Kunden erlaubt, ihre Rente ohne erneute Gesundheitsprüfung aufzustocken, etwa wenn sie heiraten oder bei Einkommenssteigerungen.
Je risikoreicher der Beruf, desto teurer
Je risikoreicher der Beruf, desto mehr Beitrag müssen Kunden aufbringen. Das macht die Absicherung für viele kaum noch bezahlbar. So ist der Schutz für die anderen beiden Modellkunden, den Industriemechaniker und die Arzthelferin, auch teurer als für den Diplomkaufmann, weil sein Risiko berufsunfähig zu werden geringer ist.
Trotzdem nennt Finanztest für den Industriemechaniker und die Arzthelferin geringere Beiträge. Das liegt an zwei Punkten: Beide verdienen oft weniger als Diplomkaufleute. Deshalb hat Finanztest eine geringere Rente vorgegeben. Die Rente soll helfen, den bisherigen Lebensstandard zu wahren. Außerdem haben die Tester nur eine Laufzeit bis zum 60. Geburtstag angesetzt, um den beiden Modellkunden Beispiele für bezahlbare Policen zu zeigen.
Der Industriemechaniker zahlt beim günstigsten sehr guten Anbieter Huk-Coburg 489 Euro im Jahr. Noch preiswerter ist die Internettochter des Versicherers, Huk24, mit 471 Euro. Aber beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung ist ein Internetanbieter vielleicht nicht jedermanns Sache. Die Arzthelferin zahlt beim günstigsten sehr guten Versicherer Europa 229 Euro jährlich.
Für eine optimale Laufzeit bis zum 67. Geburtstag müssten diese beiden Modellkunden bei Huk Coburg und Europa sehr viel mehr zahlen: 847 Euro und 418 Euro im Jahr.
Es geht auch günstiger
Das Beispiel zeigt: Es gibt Möglichkeiten, den Preis zu drücken. Allerdings müssen Kunden achtsam vorgehen. Im Fall der verringerten Laufzeit heißt das: Versichert sich eine Arzthelferin nur bis zum 60. Geburtstag, muss sie im Ernstfall sieben Jahre bis zur Altersrente ohne monatliche Zahlung überbrücken. Sei es, dass sie bis dahin genug Erspartes hat, dass ihr Partner einspringen oder sie trotz Berufsunfähigkeit noch in einem anderen Job arbeiten kann.
Kunden können auch zwei Verträge mit unterschiedlichen Laufzeiten kombinieren, etwa einen Vertrag bis zum 60. Geburtstag mit einem zweiten bis zum Beginn der Altersrente mit 67 Jahren. Auch das kann Beiträge sparen, weil die Versicherer gerade Laufzeiten ab 60 teuer machen. Tritt die Berufsunfähigkeit erst spät ein, kann die Rente aus dem zweiten Vertrag reichen, weil vorher vielleicht genug Zeit bleibt, Vermögen anzusparen.
Eine weitere Stellschraube ist die Rentenhöhe. Die Rente soll im besten Fall so hoch sein, dass jemand auch bei Berufsunfähigkeit keine finanziellen Abstriche machen muss. Doch es kann sinnvoll sein, die Rente ein wenig zu reduzieren, um den Schutz erst bezahlbar zu machen. Wichtig ist in diesem Fall ein Vertrag mit Nachversicherungsgarantie.
Finanztest-Tipps
Wichtig. Sie müssen von Ihrer Arbeitskraft leben? Dann brauchen Sie einen Schutz für den Fall der Berufsunfähigkeit, damit Sie finanziell abgesichert sind.
Sehr gut. Spitze im Test sind die Premiumtarife von AachenMünchener, Europa, Hannoversche und VHV. Besonders günstig sind für die Finanztest-Modellkunden die Hannoversche (Diplomkaufmann), und die Europa (Arzthelferin). Sehr günstig für den Industriemechaniker sind Huk24 und Huk Coburg.
Richtig. Holen Sie mehrere Angebote parallel ein. Vergleichen Sie die Druckstücknummer der Versicherungsbedingungen mit der in der Finanztest-Tabelle. Nur so stellen Sie sicher, dass Sie den getesteten Tarif erhalten und keinen schlechteren.
Hilfreich. Mit der Checkliste unter www.test.de/bu-checkliste können Sie die Bedingungen weiterer Tarife schrittweise selbst durchgehen. Die Checkliste Berufsunfähigkeitsversicherungen kostet 3 Euro.
Den vollständigen Test finden Sie in Finanztest 7/2013 und im Internet (www.test.de/berufsunfaehigkeit).
Weitere wichtige Themen in der Juli-Ausgabe von Finanztest: Tests und Reports: Praxistest Baufinanzierung, Versicherungsbeiträge absetzen, Krankentagegeldversicherung für gutverdienende Arbeitnehmer und Selbstständige, Sparangebote der Postbank, Unter der Lupe: Netto-App fürs Bezahlen mit dem Handy, Marktplatz: Empfehlenswerte Fonds, die besten Zinsen