Hagen. Die Suche nach qualifiziertem neuen Lehrpersonal hält Südwestfalens Schulleiter auch während der Sommerferien auf Trab. Auf der Internetseite Lehrereinstellungen Online (Leo) des NRW-Schulministeriums sind derzeit im Regierungsbezirk Arnsberg 37 ausgeschriebene Stellen zu finden.
Südwestfalens Schulleitungen sind auf Personalsuche: 37 Vollzeit- und 98 Vertretungsstellen sind derzeit im Regierungsbezirk Arnsberg ausgeschrieben. Besonders in den naturwissenschaftlichen Fächern fehlt qualifiziertes Personal. Direktoren jagen sich Bewerber ab, manche Schule setzt sogar Headhunter ein.
Paradiesische Zustände gibt es bei der Jobsuche momentan für Lehrer, die gerade mit ihrem Referendariat fertig geworden sind und die sogenannten Mint-Fächer studiert haben - also Mathe-, Ingenieur-, Natur- und Technikwissenschaften. Aber auch in anderen Fächern stehen die Chancen nicht schlecht, sich gleich zwischen mehreren Angeboten entscheiden zu können. „Es sind im Moment nicht genügend Leute auf dem Markt. Das hat strukturelle Probleme. Die Ausbildung in NRW ist auf einem sehr hohen Stand, aber es gibt viel Abwanderung", berichtet Berthold Paschert von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) NRW.
Weniger Bewerber im ländlichen Südwestfalen
Während angehende Lehrer sich weniger Sorgen um ihre Zukunft machen müssen, kämpfen besonders Schulleiter in ländlichen Regionen um die besten Bewerber. „Wir haben einen Standortnachteil gegenüber den Ruhrgebietsstädten oder dem Rheinland. Es ist schon ein ziemlicher Aufwand, passende Kandidaten zu finden. Im Prinzip sind die Bewerber ja nicht schlecht, aber sie bekommen halt auch andere Angebote", berichtet Michael Pütz, Schulleiter des Christian-Rohlfs-Gymnasiums in Hagen. So hat er vor kurzem mit einer Diplom-Chemikerin einen Dreijahresvertrag abschließen können, aber „dann hat ihr eine andere Schule einen unbefristeten Vertrag angeboten", so Pütz.
Ihr Personal abgedeckt hat gerade das Ursulinengymnasium in Werl. „Es war schon ein wenig Hin- und Herschieberei nötig, aber wir haben unseren Bedarf gedeckt", berichtet der stellvertretende Schulleiter Georg Kümpel. Regionsbedingte Bewerberschwierigkeiten sieht er in Werl zwar nicht, „aber dennoch ist es schwieriger geworden in den letzten Jahren. Wir können nicht mehr alles abdecken."
In ländlicheren Gegenden Südwestfalens wird es zunehmend schwieriger, Bewerber zu finden. „Es gibt natürlich die regionalen Unterschiede, die durch die Attraktivität bedingt sind", meint Berthold Paschert von der GEW.
Schritt gewagt
Den Schritt aufs Land gewagt hat Marc Eigendorf, der aus dem Kölner Raum nun ins Sauerland gekommen ist. Am Rüthener Friedrich-Spee-Gymnasium unterrichtet der 27-Jährige die Fächer Geschichte, Deutsch und Philosophie. „Auf fast alle Bewerbungen erfolgte eine Einladung", berichtet der junge Lehrer. „Ich konnte eigentlich frei auswählen, wo ich hinwollte." Die meisten seiner Kollegen seien in einem Job untergekommen. Dabei wären nicht nur Mangelfächer, sondern eigentlich alle Bereiche gleich gefragt gewesen.
Die 37 offenen Stellen teilen sich folgendermaßen auf: 5 Hauptschullehrer, 7 Realschullehrer, 13 Lehrer für die Gesamtschule, 9 für Gymnasien und 3 Lehrer für Berufskollegs werden gesucht. Insgesamt gibt es in NRW derzeit 264 offene Lehrerstellen, davon gibt es die meisten im Regierungsbezirk Düsseldorf (130). Nur fünf Stellen sind es hingegen im Regierungsbezirk Münster.
Für den Vertretungsunterricht werden in Südwestfalen noch 98 Lehrer gesucht, in ganz NRW sind es knapp 700. „Der Einstellungsprozess läuft noch bis Ende der Sommerferien. Bei der Suche braucht ein Schulleiter jetzt schon einmal einen längeren Atem, weil nun mal weniger Leute mit der Ausbildung fertig geworden sind als benötigt werden", räumt Christoph Söbbeler von der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg ein.
16 000 Referendare
Wie die GEW mitteilt, sind derzeit 16 000 angehende Lehrer im Referendariat. „Aber ob diese die gefragten Fächer abdecken oder in NRW bleiben, das warten wir auch gespannt ab", so Berthold Paschert. Berthold Paschert von der GEW NRW.