Wer sich wirklich wohl in seinen vier Wänden fühlen will, sollte unbedingt auf Schadstoffe achten, die viele Gegenstände ausgasen können.
Wenn die Tage früh dunkel werden, ist es daheim auch Zeit für Kerzen, ein bisschen mehr Dekoration oder kuschelige Decken, um es sich gemütlich zu machen. Oder wir nutzen die kalte Jahreszeit, um neue Möbel, Teppiche oder Bettdecken und Kissen anzuschaffen. Doch, Achtung: Wer sich dabei wirklich wohl in seinen vier Wänden fühlen will, sollte unbedingt auf Schadstoffe achten, die viele Gegenstände ausgasen können.
Denn der Innenraumluftqualität kommt eine immer größere Bedeutung zu, weil wir laut einem WHO-Bericht mittlerweile 90 Prozent unserer Zeit in Innenräumen verbringen (WHO 2013). Wohngifte aber sind noch immer ein Problem: „Leider sehen wir keine wirkliche Verbesserung bei dem Einsatz von bedenklichen Stoffen. Ein bestimmter Stoff wird vielleicht weniger eingesetzt, dafür kommt ein neuer, unbekannter dazu“, sagt Dr. Marike Kolossa vom Umweltbundesamt. Tatsächlich können es unzählige Substanzen sein, die wir tagtäglich einatmen. „Symptome, wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schlafstörungen werden oftmals nicht auf Anhieb mit belasteter Raumluft in Verbindung gebracht. Denn viele Substanzen sind völlig geruchslos und somit nicht bewusst wahrnehmbar“, erklärt die Expertin. Weniger bedenklich erscheinen zunächst Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen oder Augen- und Schleimhautreizungen – manche Schadstoffe stehen aber sogar im Verdacht, auf Dauer krebserregend oder erbgutschädigend zu wirken. In der Fachwelt spricht man bereits vom sogenannten „Sick Building Syndrome“, einer neuen Krankheit, die durch Wohngifte hervorgerufen wird.
Augen auf beim Möbel-Kauf
„Während es für die Luft- und Schadstoffbelastung draußen viele Richtlinien gibt, sind wir in unserer Wohnung selbst verantwortlich.“ Daher rät Kolossa dazu, bei allem, was man sich ins Haus holt, genau auf das Material und verwendete Substanzen zu achten: „Was schon beim Kauf nach Chemie riecht, ist fast immer auch gesundheitsbedenklich.“
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Doch für den Laien ist es nicht leicht, die bedenklichen Substanzen zu erkennen. Zunächst handelt es sich um sogenannte organische Verbindungen (VOC), dazu gehören Lösemittel, Terpene und höhere Aldehyde. Sie kommen in Holzwerkstoffen, Klebern, Lackierungen oder Beschichtungen vor. Ein weiterer Schadstoff-Vertreter ist das Formaldehyd, das oftmals aus Lattenrosten, Spanplatten oder Sofas emittiert. Es kann Augen- und Schleimhäute belasten, bis hin zur chronischen Entzündung der Nasenschleimhaut. Die berühmt-berüchtigten Weichmacher sind inzwischen in Kinderspielzeug verboten, finden sich aber noch immer in PVC-Böden, Wandfarben und Lacken.
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Elektrogeräte dünsten Chemikalien aus
Am bedenklichsten sind „Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe“ (PAK), die das Umweltbundesamt zu den krebserregenden Stoffen zählt. Sie sind in Parkettkleber oder Teerpappe verarbeitet. Chemikalien dünsten auch neue Elektrogeräte aus, vor allem solche, die bei Betrieb heiß werden. Dabei sind es nicht nur neue Materialien oder Gegenstände, die gesundheitsbedenklich sind, sondern auch in alten Holzteilen oder Dachstühlen können als krebserregend eingestufte Stoffe, wie Pentachlorphenol (PCP) oder Lindan schlummern.
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Bei höherer Raumtemperatur und Luftfeuchte steigen die Emissionswerte an. „Erschwerend kommt hinzu, dass die heutige moderne Bauweise, die immer weniger Wärmeverlust als Ziel hat, zu immer dichteren Gebäuden und Räumen führt, wodurch die Luftwechselrate reduziert wird und so schlechte Luft in der Wohnung förmlich stehenbleibt“, erklärt Prof. Dr. Andreas Schütze vom Lehrstuhl für Messtechnik an der Universität des Saarlandes. Schütze forscht an Messgeräten, die VOCs erfassen können: „Die sind heute noch in der Entwicklung, aber sie wird es sicher in ein paar Jahren für den Hausgebrauch geben.“ Bis dahin sind verlässliche Gütesiegel hilfreich, mit denen viele Möbel, Elektrogeräte und Matratzen mittlerweile versehen sind. Sie garantieren Schadstofffreiheit oder zumindest eine geringere Belastung.
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Richtiges Lüften kann helfen
Abgesehen von der Empfehlung, die Schadstoffe gar nicht erst ins Heim zu lassen, empfiehlt das Umweltbundesamt kräftiges Lüften. „Gesundheitsintensive Stoffe ebenso wie nicht wahrnehmbare, aber gesundheitsbelastende Emissionen lassen sich gut weglüften“, sagt Kolossa. Außerdem rät sie dazu, mindestens ein Mal wöchentlich feucht zu wischen, da sich mittel- oder schwerflüchtige Chemikalien mit Staub verbinden: „Die meisten Staubsauger pusten genau diesen Staub nur in die Luft und verteilen so das Problem.“
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Richtiges Lüften heißt in dem Fall in der kälteren Jahreszeit: 5 bis 10 Minuten Stoßlüftung beziehungsweise Querlüften, denn dauerhaft gekippte Fenster würden dafür sorgen, dass Wände und Decken auskühlen, wodurch sich wiederum Kondenswasser bilden kann. Das kann Schimmelbildung verursachen – einer der häufigsten Krankmacher in der Wohnung. Schimmelsporen lauern manchmal schon im Neubau, wenn Feuchtigkeit zuvor nicht ausreichend abziehen konnte.
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Aber auch mangelnde Wärmedämmung an Außenwänden oder Feuchtigkeit hinter Tapeten können das Problem hervorrufen. Schimmel sollte unverzüglich entfernt werden. Hier rät das Umweltbundesamt, nur kleinere Stellen selbst mit Handschuhen und Mundschutz zu reinigen. Größerer Befall macht einen Fachmann nötig. „Wer sich der möglichen Schadstoffquellen bewusst ist, der kann auch aktiv etwas dagegen tun“, sagt die Fachfrau.
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Zurück zur heimeligen Dekoration und Duftkerzen oder auch Raumluftsprays: „Für Duftprodukte könnten 3000 verschiedene Stoffe eingesetzt werden, wovon nur circa 100 untersucht sind und 28 davon als allergieauslösend eingestuft sind.“ Aus Studien wisse man, dass viele der Duftstoffe mit dem Körper interagieren würden. Auch Billigkerzen aus Paraffinwachs könnten beim Abbrennen gesundheitsgefährdendes Schwefeldioxid abgeben.
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