Essen. Backöfen können Stromschlucker sein. In Zeiten hoher Energiepreise trifft es viele Haushalte. Die wichtigsten Spartipps, die größten Irrtümer.
Nachhaltigkeit ist ein Monster. Wer umweltverträglicher leben möchte, das Klima schützen und achtsamer mit Ressourcen umgehen will, steht in der Regel wie der Ochs vorm Berg: Bei Tausenden Verbesserungsvorschlägen fällt es schwer, den Anfang zu finden. Eine Möglichkeit ist, mit kleinen Schritten zu beginnen, sich auf einen Themenbereich zu konzentrieren und für sich eine Lösung zu finden. Fangen wir also klein an: Backen in der Weihnachtszeit.
Stromschlucker: Backöfen verbrauchen viel Energie
Und siehe da: Der Backofen ist ein teurer Stromschlucker. Die Verbraucherzentrale NRW hat errechnet, dass ein Zwei-Personen-Haushalt im Schnitt zehn Prozent des gesamten Stromverbrauchs im Jahr für Kochen und Backen aufwendet. Wer im Backofen backt, verbraucht in etwa doppelt so viel Strom wie beim Kochen auf der Herdplatte. Ein Rechenbeispiel: Läuft der Backofen in der Woche vier Stunden, sind das im Jahr Stromkosten von 84,50 Euro nur für das Backen, legt man den gedeckelten Preis von 40 Cent pro Kilowattstunde zugrunde. Für Haushalte mit geringerem Einkommen ist das viel Geld, denn es ist nur ein Posten.
Jede eingesparte Kilowattstunde Strom bedeutet in Zeiten massiv angestiegener Energiepreise bares Geld. Doch mehr noch ist es angesichts eingesparter CO2-Emissionen ein Beitrag zum Klimaschutz. Wie aber geht Energiesparen beim Backen? Das Ziel dabei ist: Weniger Wärme soll verloren gehen, vorhandene Wärme soll besser genutzt werden.
Vor dem Backen: Nicht vorheizen, Backofen leer räumen
Der Spartipp, der laut Experten am meisten bringt: Verzichten Sie wenn möglich auf das Vorheizen des Backofens. Im Raum stehen Einsparungen von bis zu 20 Prozent Energie. Tatsächlich aber raten selbst aktuelle Backrezepte dazu, vorzuheizen. Der Hintergrund: Weil sich die Länge der Aufheizphase von alten oder neuen Backöfen-Modellen stark unterscheidet, wird nur deshalb ein Vorheizen empfohlen, damit alle bei einer gewissen Gradzahl mit dem Backen beginnen. So kann verlässlich eine Zubereitungszeit angegeben werden.
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Das Vorheizen aber sei ökologisch und auch ökonomisch nicht mehr zeitgemäß, sagt Harald Seitz, Ökotrophologe und Sprecher des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE). Moderne Backöfen seien extrem schnell auf Temperatur. Aufbackbrötchen, Kuchen, Fertigpizzen, Aufläufe, Braten oder Schmorgerichte könnten daher schon während der Aufheizphase in den Backofen kommen.
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Das Problem dabei: Wird eine Vorheizzeit empfohlen, aber nicht befolgt, können sich Verbraucher nicht mehr auf die Verpackungsangaben verlassen. Dann müsse man nach Gefühl oder Augenschein entscheiden, wann die Speisen gar oder kross sind, raten Experten. Hier helfen Gar- oder Backtabellen.
„Eigentlich aber kann fast immer auf das Vorheizen verzichtet werden“, urteilt die Verbraucherzentrale NRW. Allerdings gibt es Ausnahmen. Bei empfindlichen Speisen wie Blätterteig, Plätzchen oder aber Filets sollte die Garzeit bei entsprechend hohen Temperaturen starten, damit sie besser gelingen. Noch ein Tipp, der eigentlich eine Binse ist: Wer den Backofen nutzt, sollte ihn vorher ausräumen. Nicht genutzte Backbleche oder Auflaufformen, die mit den Lebensmitteln ebenfalls aufgeheizt werden, sind Energiefresser.
Wenn der Backofen läuft: Wie Sie die Wärme ideal nutzen
Strom sparen lässt sich vor allem auch dadurch, die Funktionen eines modernen Backofens sinnvoll zu nutzen.
Der wichtigste Tipp: Beim Backen und Braten sollten Verbraucher möglichst Umluft oder Heißluft statt Ober- und Unterhitze nutzen. Bei der Umluft-Funktion wird die Wärme durch einen Ventilator schneller und gleichmäßiger im Inneren des Backofens verteilt. Bei der Heißluft wird direkt vor dem Ventilator ein Heizstab erhitzt. Beide Funktionen sparen Energie: „Die Temperatur kann meist 20 bis 30 Grad Celsius tiefer eingestellt werden kann, ohne dass sich die Backzeit verlängert“, sagt BZfE-Experte Seitz. Der große Vorteil von Umluft wie auch von Heißluft: Mit diesen Funktionen können zwei oder sogar mehr Bleche gleichzeitig auf mehreren Ebenen gebacken werden.
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Ein Beispiel: die klassische Fertigpizza. Die effizienteste Backmethode ist hier Umluft oder Heißluft mit Unterhitze ohne Vorheizen. Mit dieser Pizza-Funktion werden die Böden von Pizza oder Flammkuchen besonders kross. Die Pizza sollte dabei im unteren Drittel des Backofens gebacken werden. „Das spart über 20 Prozent Energie gegenüber der ineffizientesten Methode Ober- und Unterhitze mit Vorheizen“, sagt BZfE-Experte Seitz.
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Geld und Strom spart aber auch das: Mit der Restwärme des Backofens lassen sich Speisen fertiggaren. „Bei Gerichten, die länger als 40 Minuten im Ofen garen müssen, kann der Ofen in der Regel bereits fünf bis zehn Minuten vor dem Ende der angegebenen Garzeit ausgeschaltet werden“, rät das BZfE. Die Restwärme des Ofens kann auch dazu verwendet werden, um Gefriergut aufzutauen oder um Brot für Paniermehl zu trocknen. Dritter Spartipp: Gerichte gleichzeitig backen. Verschiedene Gerichte können im Backofen neben- und übereinander zubereitet werden. Brot und Kartoffeln zum Beispiel. Ganz so problemlos aber ist das nicht, warnen Experten. Beide Speisen sollten möglichst die gleiche Garzeit haben und die gleiche Temperatur benötigen. Außerdem besteht die Gefahr, dass sich die Aromen der Gerichte gegenseitig beeinflussen.
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Generell gilt, dass die Backofentür beim Braten nicht öfter als notwendig geöffnet werden sollte. Der Ofen verliert so keine Temperatur und braucht keine Energie zum Nachheizen. Sinn macht es auch, statt eines Backblechs einen Rost zu nutzen, wenn etwa eine Auflaufform erwärmt werden soll. Das Blech heizt sich mit auf und bindet so Wärme, bei einem Rost ist der Verlust geringer. Ein Tipp für Brat- oder Schmorgerichte: Wird eine Glasabdeckung benutzt, verkürzt sich die Garzeit, was Energie spart.
Nach dem Backen: Pyrolyse nur bei großer Verschmutzung
Hersteller von Backöfen werben oft mit der sogenannten Pyrolysefunktion. Verstanden wird darunter eine Funktion zur Selbstreinigung: Der Backofen heizt auf etwa 500 Grad Celsius auf. Durch die extreme Hitze sollen anhaftende Verschmutzungen im Inneren zerfallen, der Ofen wird quasi ausgebrannt. Die „Reinigung auf Knopfdruck“ ist jedoch sehr energieintensiv und sollte nach Ansicht von Experten nur in dringenden Fällen gewählt werden. Pro Reinigung kann die Pyrolyse Stromkosten von bis zu drei Euro kosten, berichtet das Verbrauchermagazin Ökotest.
Energieeffizienz: Wie Sie einen sparsamen Backofen finden
Die Wahl eines neuen Elektrobackofens sollte ausschließlich auf ein Gerät der Energieeffizienzklassen A+, A++ oder A+++ fallen, rät die Verbraucherzentrale NRW. Im Handel werden am häufigsten Backöfen der Klassen A und A+ angeboten. Achten sollten Verbraucher nicht auf die Effizienzklasse allein, sondern auf den konkreten Stromverbrauch. Denn Vorsicht: A-Geräte können bis zu 30 Prozent mehr Strom als A+-Geräte verbrauchen.
Überhaupt gibt es große Unterschiede. Ein besonders effizienter Backofen mit A+++ hat nur einen Stromverbrauch von rund 0,4 Kilowattstunden pro Stunde. Ein sehr alter Backofen verbraucht manchmal bis zu 1,7 Kilowattstunden Strom.
Einen Hinweis auf den Stromverbrauch liefert das EU-Energielabel für Backöfen, das Elektrogeräte in farblich markierte Energieeffizienzklassen einteilt: Grün bedeutet sparsam. Doch Vorsicht: Backöfen und Kochfelder werden oft als „Herd“ in einem Gerät verkauft. Die Angaben auf dem EU-Energielabel beziehen sich nur auf den Backofen, so Verbraucherschützer. Sie raten auch dazu, einen Backofen mit dreifach verglasten Türen zu wählen. Je besser die Isolation, desto geringer der Energieverbrauch.
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