Duisburg. Abnahmevertrag mit Staatskonzern sichert Bau einer Großbatterie in Duisburg. Der Bahn-Deal im Detail und was Unipers Datteln 4 damit zu tun hat.

Direkt neben dem Kohlekraftwerk in Duisburg-Walsum baut die Steag-Tochter Iqony einen großen Stromspeicher für die Deutsche Bahn. Der Staatskonzern will damit seinem Ziel, mit möglichst viel Ökostrom zu fahren, ein Stück näherkommen. Es ist das erste von mehreren an diesem Standort geplanten Zukunftsprojekten der Steag, das klare Konturen annimmt. Weitere sollen folgen, haben zuletzt aber Rückschläge hinnehmen müssen.

Das frühere Gelände der Zeche Walsum am Rhein hat eine besondere Bedeutung für den Essener Energiekonzern. Hier will die Steag vorexerzieren, wie sich ein Kohlestrom-Erzeuger zum grünen Energiekonzern wandeln kann. Am Schacht Walsum will das Essener Unternehmen einen Großelektrolyseur bauen und aus ihm den benachbarten Stahlkonzern Thyssenkrupp mit Wasserstoff versorgen. Das Kohlekraftwerk könne man zu einem Gaskraftwerk umbauen und später mit grünem Wasserstoff betreiben, sagte Steag-Chef Andreas Reichel unlängst unserer Redaktion.

Zweifel bei Thyssenkrupp verzögern Steags Wasserstoffproduktion

Doch insbesondere der Aufbau einer Wasserstoffproduktion für Thyssenkrupp hängt in der Luft. Eigentlich sollte Steag bereits ab 2025 dem Stahlwerk den designierten Energieträger der Zukunft liefern, doch der Bau der DRI-Anlage verzögert sich, zudem droht er deutlich teurer zu werden. Und zuletzt wurden in der Essener Thyssenkrupp-Zentrale auch noch Zweifel laut, ob die Anlage überhaupt noch fertig gebaut werden solle. Vor diesem Hintergrund sagte Steag-Chef Reichel im Interview: „Wir können ein solches Großprojekt nur umsetzen, wenn klar ist, dass es betriebswirtschaftlich tragfähig ist. Dazu gehört auch, dass wir sicher sein können, Abnehmer für den Wasserstoff zu haben. Aus technischer Sicht könnten wir sofort starten.“

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Für die ins Spiel gebrachte Umrüstung des Kohlekraftwerks in ein klimafreundlicheres Gaskraftwerk, das später mit Wasserstoff laufen könnte, fehlen noch die gesetzlichen Voraussetzungen. Die Umrüstung wäre deutlich günstiger und schneller umsetzbar als ein Neubau, betonte Reichel. Doch diese Möglichkeit müsste erstens noch in das von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) geplante Kraftwerkssicherheitsgesetz aufgenommen und das Gesetz zweitens verabschiedet werden. Danach sieht es nach dem Bruch der Ampel nun nicht mehr aus.

Umso erleichterter ist man im Konzern, dass die grüne Steag-Tochter Iqony nun bei ihrem geplanten Großspeicher einen entscheidenden Schritt vorangekommen ist. Sie und die DB Energie haben einen Abnahmevertrag für den in Walsum zu speichernden Strom unterzeichnet, der den Bau der Anlage und den Betrieb zumindest für fünf Jahre absichert.

Deutsche Bahn: Ökostrom-Speicher reicht für drei Millionen ICE-Kilometer

Die geplante Anlage hat eine Gesamtkapazität von 200 Megawatt (MW), von denen die Bahn 140 MW für ihre Züge haben will. Das reicht für rund drei Millionen ICE-Kilometer, erklärt DB-Energie-Chef Florian Reuter. Die Batterien werden in Dutzenden Containern installiert – direkt neben dem Kohlekraftwerk. Den Strom erhalten sie aber nicht aus dem Kraftwerk nebenan, sondern aus dem Netz, wenn mehr Grünstrom hineinfließt als aktuell verbraucht wird.

Die Großbatterie soll 2026 in Betrieb gehen und der Bahn bis mindestens 2031 Ökostrom liefern. Großbatteriespeicher sollen neben dem Neubau von Gaskraftwerken entscheidend dazu beitragen, die Stromversorgung beim Umstieg auf Grünstrom zu sichern. Sie sollen einspringen, wenn zu wenig Wind weht und die Sonne nicht scheint. Die Speicherung erneuerbarer Energien gilt langfristig als Königsweg.

Siemens-Tochter Fluence baut für Iqony die neuartige Batterieanlage

Bauen soll die Großbatterie die Siemens-Tochter Fluence, die nach eigenen Angaben weltweit bereits Speicher mit einer Kapazität von insgesamt 1,1 Gigawatt installiert hat. Die Duisburger Anlage hat eine Leistung von 50 MW. „Es handelt sich um einen Vier-Stunden-Speicher, der insofern in Summe rund 200 Megawattstunden (MWh) an Grünstrom aufnehmen und nach Bedarf bereitstellen kann“, erläutert Iqony-Manager Christian Karalis. Bisher in Deutschland gängig seien zwei Stunden Speicherzeit. Mit dieser Anlage sei Iqony Pionier in Deutschland. Iqony will weitere Großbatteriespeicher auch an anderen Kraftwerksstandorten bauen.

Energiekonzern Steag - Chef Andreas Reichel
Die Steag Iqony Group setzt auf den Ausbau Erneuerbarer Energie und auf den Bau von Stromspeichern. © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Die Bahn will ihren Strom bis 2030 zu 80 Prozent aus erneuerbaren Quellen beziehen, bis 2040 komplett klimaneutral sein. Seit Jahren wirbt sie bereits damit, im Fernverkehr schon zu 100 Prozent grün zu fahren. Das stimmt freilich nur rechnerisch, weil entsprechende Ökostrom-Zertifikate zugekauft werden, in der Praxis saugen die Züge ihren Strom dort aus dem Netz, wo sie gerade fahren. Eine Hauptquelle ist nach wie vor das umstrittene Kohlekraftwerk Datteln 4, was mit den Klimazielen der Bahn schwer vereinbar ist.

Bahn ersetzt fossile Stromverträge durch Ökostrom-Kontrakte

Deshalb ersetzt die Bahn seit Jahren auslaufende Verträge mit fossilen Kraftwerken durch Grünstrom-Kontrakte, kommt so inzwischen auf einen Anteil der Erneuerbaren von 68 Prozent. So früh wie möglich würde DB Energie auch auf den Kohlestrom aus Datteln verzichten. Eigentümerin Uniper hat inzwischen den Verkaufsprozess des umstrittenen Kraftwerks gestartet. Das hatte die EU als Bedingung für den Staatseinstieg vor zwei Jahren verfügt. Ob die Bahn im Zuge dessen aus ihrem Vertrag herauskommt, ist offen.