Düsseldorf. Arbeitgeber sehen Branche mit 450.000 Beschäftigten vor Tarifrunde im Sinkflug. IG Metall hält 7 Prozent Lohnerhöhung für angemessen.

Die nächste Tarifrunde in Nordrhein-Westfalens stärkstem Industriezweig, der Metall- und Elektrobranche mit rund 450.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, naht und leicht werden die Verhandlungen nicht. Während die Arbeitgeber ein ziemlich düsteres Bild von der Lage in und den Aussichten für die rund 2100 Betriebe zeichnen, sieht die Industriegewerkschaft die Welt noch ganz anders und hält die Forderung nach sieben Prozent mehr Lohn und Gehalt für völlig gerechtfertigt.

„Ohne eine echte Trendwende drohen hierzulande im Ergebnis viele Standorte der Metall- und Elektroindustrie in wenigen Jahren abgehängt zu werden“, warnt Johannes Pöttering, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie Nordrhein-Westfalen (METALL NRW).
„Ohne eine echte Trendwende drohen hierzulande im Ergebnis viele Standorte der Metall- und Elektroindustrie in wenigen Jahren abgehängt zu werden“, warnt Johannes Pöttering, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie Nordrhein-Westfalen (METALL NRW). © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Johannes Pöttering, Hauptgeschäftsführer des Branchen-Dachverbandes Metall NRW, präsentiert die jüngsten Zahlen - und die sehen nicht gut aus. Die Metall- und Elektroindustrie befinde sich in außerordentlich schwierigen Zeiten, heißt es vom Arbeitgeberverband am Dienstag. Dass dies nichts mit Geklapper vor den am 12. September startenden Tarifverhandlungen zu tun hat, will der Verband Metall NRW mit neuesten Zahlen des Statistischen Landesamtes belegen: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sanken demnach Produktion (minus 8,8 Prozent), Aufträge (minus 7,9 Prozent) und Umsätze (minus 7,7 Prozent). Aus Sicht der Arbeitgeber besorgniserregend.Die nächste Tarifrunde in Nordrhein-Westfalens stärkstem Industriezweig, der Metall- und Elektrobranche mit rund 450.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, naht und leicht werden die Verhandlungen nicht. Während die Arbeitgeber ein ziemlich düsteres Bild von der Lage in und den Aussichten für die rund 2100 Betriebe zeichnen, sieht die Industriegewerkschaft die Welt noch ganz anders und hält die Forderung nach sieben Prozent mehr Lohn und Gehalt für völlig gerechtfertigt.

Johannes Pöttering, Hauptgeschäftsführer des Branchen-Dachverbandes Metall NRW, präsentiert die jüngsten Zahlen - und die sehen nicht gut aus.

„Die bislang ausbleibenden Reaktionen der Politik auf die desaströse Lage sind enttäuschend.“

Johannes Pöttering
Hauptgeschäftsführer Metall NRW

Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2018 liege die Produktion sogar um 21 Prozent niedriger (IT.NRW). Alarmierend: Immer häufiger meldeten Betriebe der Branche Personalabbau. Die schwere konjunkturelle Krise treffe mit einer strukturellen zusammen: Hohe Energiepreise, lähmende bürokratische Auflagen - immer mehr Unternehmen investierten lieber im Ausland als am Standort Deutschland. „Die bislang ausbleibenden Reaktionen der Politik auf die desaströse Lage sind enttäuschend“, sagt Pöttering.

IG Metall: Branche kommt von hohem Niveau bei Umsätzen und Aufträgen

Hier herrscht durchaus Einigkeit mit der Industriegewerkschaft Metall (IGM). Im Gegensatz zu der Frage, ob in dieser Situation die von der IGM ausgerufene Forderung nach sieben Prozent mehr Entgelt gerechtfertigt sind. Die Lage in den Betrieben habe sich im Frühjahr in Bezug auf Jobauf- und -abbau, Auftragslage und Umsätze deutlich besser dargestellt als es die von Metall NRW veröffentlichten Zahlen nun widerspiegelten, sagt IGM-NRW-Sprecher Mike Schürg. Zudem sei das Jahr 2023 in Bezug auf Umsätze „ein sehr gutes gewesen“.

Arbeitgeberpräsident: „Forderung unverhältnismäßig hoch“

Arbeitgeberpräsident Arndt Kirchhoff hatte die Forderung der Gewerkschaft für die kommende Tarifrunde im Sommer bereits als „unverträglich hoch“ bezeichnet. Pöttering warnt nun sogar, dass höhere Arbeitskosten die Wettbewerbsnachteile noch verschärfen würden und weitere Jobs gefährden könnten. Die Tarifpartner haben am 12. September zum Start der Verhandlungen in Aachen offenkundig viel zu besprechen.