Berlin. Aus Italien kommt immer mehr Falschgeld nach Deutschland. Die Qualität der Blüten ist nicht sonderlich hoch. Trotzdem ist der Schaden immens.

Mit Skadi hat der Mann nicht gerechnet. Als er den inneren Bereich des Flughafens Köln/Bonn verlassen will, sieht er sich dem Schäferhund gegenüber. Skadi arbeitet für den Zoll und hat an diesem Mittwoch Ende Juni den richtigen Riecher. Der Mann trägt 8000 Euro Bargeld bei sich, was kein Problem ist – die rund 70.000 Euro Falschgeld im Koffer aber schon.

Immer wieder gelingt es Zoll und Polizei, größere Mengen an Blüten sicherzustellen. Manchmal schlagen Bargeldspürhunde wie Skadi an oder eine Stichprobenkontrolle ist erfolgreich. So etwa im April 2023, als ein Mann am Flughafen Frankfurt aufflog, der 2085 gefälschte 100-Euro-Noten im Gepäck hatte. Im gesamten vergangenen Jahr stellte das Bundeskriminalamt (BKA) in Deutschland Falschgeld im Nennwert von 19,6 Millionen Euro sicher, Tendenz steigend.

Falschgeld: So erkennt man die falschen Blüten

Im ersten Halbjahr 2024 zog die Bundesbank 38.600 falsche Scheine im Wert von 2,4 Millionen Euro aus dem Verkehr, ein Plus von 29 Prozent im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2023. „Für die Steigerung sorgten leicht erkennbare Fälschungen besonders bei den 10-Euro- und 20-Euro-Banknoten“, sagte Burkhard Balz, im Vorstand der Bundesbank unter anderem zuständig für Bargeld. Falsche Fuffziger machten mit rund 37 Prozent den Großteil der Scheine aus. Gut 30 Prozent waren Zwanziger.

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Falschgeld lässt sich in der Regel recht schnell erkennen, weil ihnen wichtige Sicherheitsmerkmale fehlen. Der Rand der echten Scheine ist geriffelt, was sich leicht fühlen lässt. Es gibt bei den größeren Werten oben rechts auf der Vorderseite ein Fenster. Dort lässt sich durch den Schein hindurchsehen. Unten links ist der Wert des Scheines in grün aufgedruckt. Wer den Schein kippt, sieht, wie ein grüner Streifen über diese „Smaragdzahl“ läuft. Oft ist das Papier auch zu dick oder der Aufdruck ist unscharf. Wer einen gefälschten Schein bekommt, sollte ihn umgehend zur Polizei bringen.

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Falschgeld kommt vor allem aus Italien

Die Blüten kommen vor allem aus Italien, wie das BKA in seinem Jahresbericht 2023 schreibt. Die Ermittler sprechen von organisierter Kriminalität. Aus dem Bankenumfeld heißt es, gerade in Italien gebe es Strukturen, die genug Geld und Kontakte hätten, um Geld in großem Stil zu drucken und auch europaweit zu vertreiben. Es gibt sogar den Begriff Neapel-Stil. Mehr als drei Viertel des in Deutschland gefundenen Falschgeldes werde mittlerweile über das Internet angeboten, schätzt das BKA. Online bestellt, mit Bitcoin bezahlt, per Post oder Kurier geliefert. Auch Druckvorlagen, Anleitungen und Geräte zur Herstellung sind demnach online verfügbar.

Auch Bulgarien spielt offenbar eine Rolle. Einem Team des ZDF gelang es, mit Falschgeldhändlern in Sofia und Plovdiv sprechen. Die Polizei hebt immer wieder Fälscherwerkstätten aus, stellt Falschgeld in Millionenwert sicher. Der für organisierte Kriminalität zuständige Mann im Innenministerium sagt in dem Beitrag, er denke, in Bulgarien hätten sie die besten Hersteller von Falschgeld und falschen Dokumenten der Welt. Ein bisschen Stolz klingt mit.

Die Täter geben sich immer weniger Mühe

Dennoch sind solche Werkstätten eher die Ausnahme. Statt Fälschungen aufwändig mit Spezialtinte auf Spezialpapier zu drucken, das dem Original möglichst ähnelt, werden die meisten Scheine einfach kopiert, wie es aus dem Umfeld der Europäischen Zentralbank heißt. Sicherheitsmerkmale etwa Hologramm und Silberstreifen, Smaragdzahl und Wasserzeichen werden schlicht ignoriert.

Die Qualität nehme ab, stellen die Experten denn auch fest. Der Grund: Warum etwas kompliziert fälschen, wenn auch einfach ausreicht? Die Täter müssen ihre falschen Fuffziger schließlich nur einmal loswerden, dann haben sie ihren Schnitt gemacht – sei es über das Wechselgeld oder, weil sie teure Waren mit dem Falschgeld bezahlen konnten.

Falschgeld
Gegen das Licht wird deutlich: Der obere 50-Euro-Schein ist echt, der untere eine Fälschung. © DPA Images | Franziska Gabbert

Abzockmasche: Opfer werden über Kleinanzeigen kontaktiert

Die Polizei stellt immer mehr sogenannte Rip Deals fest, Abzockgeschäfte. Bei den Tätern handele es sich um organisierte kriminelle Gruppe, heißt es beim BKA. Sie arbeiten vor allem in Belgien, den Niederlanden und Italien, suchen aber europaweit etwa in Kleinanzeigen nach Opfern, etwa Menschen, die eine teure Uhr verkaufen wollen.

Die Täter locken dann zum Beispiel in ein teures Café in Mailand oder ein vornehmes Hotel, zeigen die Kaufsumme in echten Scheinen in bar in einem Rucksack, und tauschen diesen dann nach dem Kauf trickreich gegen einen Rucksack voller Blüten aus.

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Auch immer mehr Kinogeld befindet sich im Umlauf

In den vergangenen Jahren fanden die Ermittler immer mehr Movie Money (Kinogeld). Die Scheine sehen wie echte Euro-Scheine aus, es befindet sich aber der Aufdruck „MovieMoney“ darauf. Beliebt sind auch sogenannte Urlaubsscheine mit entsprechenden Aufdrucken wie „Faksimile“, kyrillischen oder türkischen Schriftzeichen in einer Ecke. Alle sind kein Spielgeld. Sie herzustellen ist verboten, sie in Verkehr zu bringen, ist strafbar.

Trotz der hohen kriminellen Energie der Fälscher ist es wenig wahrscheinlich, in Deutschland im normalen Alltag eine Blüte zu bekommen. Das liegt zum einen an der Menge, die im Umlauf ist. Im ersten Halbjahr waren es neun von 10.000 Scheinen. Zum anderen hilft Technik und Erfahrung. Geldautomaten, die nur auszahlen, sind mit frischem Geld der Bundesbank bestückt. Die Geräte, an denen auch Scheine eingezahlt werden können, erkennen zuverlässig Falschgeld. Und wer im Supermarkt kassiert oder an Kaufhauskassen, erkennt Fälschungen in der Regel sofort. Denn die Beschäftigten gehen täglich mit Bargeld um und sind meist geschult.