Berlin. Von der Wertentwicklung am Aktienmarkt profitieren, mit möglichst geringem Risiko: Das geht mit ETF. Eine Vorsorgeexpertin gibt Tipps.

Ist die Rente noch sicher? Was können Versicherte privat tun, um im Alter auch finanziell sorgenfrei leben zu können? Sandra Klug ist Altersvorsorge- und Rentenexpertin bei der Verbraucherzentrale Hamburg. An dieser Stelle beantwortet sie regelmäßig Fragen zu den Themen private Vorsorge und Rente. Heute: alles über einen der wichtigsten Bausteine für die private Altersvorsorge – den ETF.

Frau Klug, sprechen Menschen über Altersvorsorge, fällt oft das Wort ETF. Was ist das eigentlich?

Sandra Klug: ETF steht für Exchange Traded Fund. Das heißt nichts anderes als börsengehandelte Fonds. Diese Fonds bilden einen bestimmten Index ab. Da gibt es keinen aktiven Fondsmanager, sondern es wird lediglich passiv ein Index nachgekauft beziehungsweise abgebildet. In Bezug auf Deutschlands wichtigsten Aktienindex Dax werden in einem dazugehörigen ETF lediglich die Aktien der 40 größten Unternehmen Deutschlands gekauft. Das macht es sehr schlank.

Wie teuer sind ETFs denn?

ETFs kosten in aller Regel zwischen 0,15 bis maximal 0,4 Prozent pro Jahr Verwaltungskosten. Den Abzug der Kosten bekommen Anleger und Anlegerinnen gar nicht direkt mit. Die Fondsgesellschaft entnimmt sie aus dem Fondsvermögen.

Das ist im Vergleich zu anderen Vorsorgeformen günstig?

Sehr günstig. Bei aktiv gemanagten Fonds liegen die Verwaltungskosten zwischen 1,2 und 2 Prozent. Dazu kommen Ausgabeaufschläge, die noch gezahlt werden müssen, wenn man den Fonds kauft. Wenn man sich Versicherungsprodukte anguckt, liegen die Kosten noch deutlich höher: Verwaltungskosten der Versicherung und Abschluss- und Vertriebskosten kommen noch on top.

Was bedeutet ausschüttend und thesaurierend?

Aktien erwirtschaften Dividenden, die ausgeschüttet werden, zum Beispiel auf das eigene Girokonto. Oder die Gewinne verbleiben in dem Fonds und werden wieder angelegt. Das nennt man dann thesaurierend.

Alle cleveren Tipps von Frau Klug

Was ist die bessere Wahl?

Wenn man ansparen möchte, ergibt es Sinn, die thesaurierende Variante zu nehmen. Ansonsten müsste man sich um das Wiederanlegen der Ausschüttung selbst kümmern. Sind Menschen schon in einer Lebensphase, in der sie eine Rente beziehen oder auch aus andere Gründen Liquidität benötigen, kann auch ein ausschüttender ETF sinnvoll sein.

Es gibt Tausende ETFs: Wie finde ich den richtigen für mich?

Mehr als 2300 ETFs gibt es laut Stiftung Warentest. Da ist es nicht ganz leicht, den richtigen für sich zu finden. Zunächst können Interessierte über bestimmte Dinge nachdenken. Das Erste, was man sich klarmachen muss, ist, dass der Hinweis, die Vorsorge so breit wie möglich aufzustellen, auch für ETFs gilt. Die Basis sollte also ein weltweit investierender ETF sein. Der Klassiker ist ein ETF auf den MSCI World. Möchten sich Anlegerinnen und Anleger noch breiter aufstellen, können sie diesen um Schwellenländer erweitern. Darüber hinaus können sie sich noch überlegen, wie und ob die eigenen Investments Nachhaltigkeitskriterien unterliegen sollen. Alle Kriterien hier zu nennen, ist kaum möglich, auch hier hilft es, sich unabhängigen Rat zu holen.

Wie wichtig ist das Fondsvolumen eines ETFs?

Es ist sinnvoll, als Basisanlage einen Fonds zu wählen, der ein bisschen älter ist und ein bestimmtes Volumen besitzt. Die großen und älteren Fonds werden seltener wieder geschlossen und haben Kostenvorteile. Bei dem eigenen Depotanbieter gibt es allerdings nicht unbedingt alle infrage kommenden Fonds. Bei der Wahl des eigenen Depots können sich Anlegerinnen und Anleger auch nach dem ausgesuchten Fonds orientieren. In jedem Fall sollten sie auch bei der Auswahl des Depots die Kosten dafür im Blick behalten. Bei der Hausbank ist ein solches Depot in der Regel teurer als bei Direktbanken oder auch bei Neobrokern.

Ist es sinnvoll, den ETF zu verkaufen, wenn er mal drastisch im Minus ist, sagen wir 30 Prozent?

Nein. ETFs sind eine Sparform, die langfristig zu betrachten ist. Es ist völlig normal, dass an der Börse die Kurse auf- und abgehen. Das sollte keine Panik auslösen. Je länger Anlegerinnen und Anleger investieren, desto sicherer wird diese Anlage. Der Rückblick auf den MSCI World zeigt, dass die Anlage nach 14 Jahren immer im Plus war, egal, wann sie gekauft wurde.

Gibt es ETFs, von denen Sie abraten?

Grundsätzlich kann man sagen: Je kleiner ein Anlageuniversum ist, desto risikoreicher wird auch ein Fonds. Erstmal ist es also sinnvoll, sich breit aufzustellen. Wenn Anlegerinnen und Anleger dann aber eine Nische für sich entdecken, in die sie gerne investieren würden, ist dagegen nichts einzuwenden. Aber es ist nicht sinnvoll, irgendeinen Nischen-ETF als Basisanlage zu nehmen.