München/Essen. RWTH-Studie zeigt für Musterhäuser in Essen und München, ab wann Wärmepumpen und Solardächer im Vergleich zu Gas wie viel Geld und CO2 sparen.
Die Energiewende im Heizungskeller war eines der Aufregerthemen im vergangenen Jahr: Der Vorstoß des grünen Bundeswirtschaftsministers Rober Habeck für eine möglichst schnelle Abschaltung alter Gas- und Ölheizungen und den Einbau von Wärmepumpen bereits ab 2024 ging politisch nach hinten los. Viele Eigenheimbesitzer fühlten sich über Nacht dazu gezwungen, eine neue Heizung zu kaufen und damit überfordert. Nach heftiger Kritik ist der größte Zeitdruck raus. Warum es sich trotzdem auch finanziell nach wenigen Jahren lohne, auf klimaschonende Heizungen umzusteigen, will nun der Essener Energiekonzern Eon mit einer Studie der RWTH Aachen zeigen.
Dabei haben die Wissenschaftler für verschiedene Häusertypen in Essen und München ausgerechnet, wie teuer eine Wärmepumpe, optional in Verbindung mit Solaranlage und Batteriespeicher, im Vergleich zum Einbau einer neuen Gasheizung ist. Weil die nachhaltigeren Heizsysteme in der Anschaffung deutlich teurer sind als fossile Heizungen, aber auf Anhieb die Verbrauchskosten senken, hat die RWTH berechnet, wann diese Vorteile die höheren Anschaffungskosten ausgleichen. Sprich, ab wann Eigenheimbesitzer Geld sparen, wenn sie sich heute für den Einbau einer mit Grünstrom betriebenen Heizungsanlage entscheiden. Je nach Alter des Hauses ist das nach elf bis 15 Jahren der Fall – früher als viele in einer Umfrage geschätzt haben.
Eon setzt als größter Energiehändler auf Stromheizungen und Solardächer
Das von Eon erhoffte Ergebnis der Studie fasst Deutschlandchef Filip Thon so zusammen: „Nachhaltige Energielösungen rentieren sich deutlich schneller als man denkt.“ Man verstehe das auch als „Entscheidungshilfe“ für Menschen, die vor der Frage stehen, ob und wenn ja, welche neue Heizung sie kaufen wollen. Dies freilich nicht ganz uneigennützig: Eon verkauft strombasierte Lösungen, also Wärmepumpen mit Solaranlagen auf dem Dach und Speicher, ist zudem einer der größten Hersteller und Händler von Wallboxen für Elektroautos.
„Kauf und Betrieb einer Wärmepumpe mit Photovoltaik-Anlage können bei einem unsanierten Haus aus den 1990ern schon nach elf Jahren günstiger sein als die Kosten für eine neue Gasheizung“, betont Eon-Manager Thon. Um das mit den Erwartungen der Menschen vergleichen zu können, hat Eon dazu eine Umfrage bei YouGov in Auftrag gegeben. In der gab jeder vierte Befragte an, keine Ahnung zu haben, jeder dritte schätzte, dass es deutlich länger dauere, bis sich eine Wärmepumpe rechnet.
Die RWTH Aachen hat das für verschiedene Haustypen in Essen und München durchgerechnet. In Essen sitzt der Gesamtkonzern, in München die deutsche Vertriebstochter. Bei einem Einfamilienhaus von 1980 in Essen rechnet sich demnach eine Wärmepumpe mit eigener Solaranlage im Vergleich zu einer neuen Gasheizung nach zwölf Jahren. Danach sparen die Eigentümerinnen und Eigentümer rund 3200 Euro pro Jahr an Energiekosten, mit einem Batteriespeicher rund 3500 Euro. Weil auch der Geld kostet, sind die höheren Anschaffungskosten dann aber erst nach 13 Jahren ausgeglichen. Berücksichtigt werden alle Energiekosten fürs Heizen Warmwasser und den Haushaltsstrom.
RWTH-Studie für Eon: Wärmepumpe spart Tausende Euro Energiekosten pro Jahr
Bei einem Reihenhaus aus 1990 sind die Daten ähnlich, bei einem Einfamilienhaus dauert es rund zwei Jahre länger, weil es insgesamt weniger Energie frisst, also auch eine Gasheizung sparsamer läuft. Die vergleichsweise niedrigen Energiekosten sinken mit Wärmepumpe, Solaranlage und Speicher aber jährlich um 72 Prozent auf nur noch 815 Euro. Die nicht für den Gedbeutel, aber fürs Klima wichtige Senkung des CO2-Ausstoßes ist den RWTH-Berechnungen zufolge noch größer: Im Reihenhaus von 1990 zum Beispiel ließen sich die Treibhausgas-Emissionen mit Wärmepumpe, Photovoltaik-Anlage und Batteriespeicher im Vergleich zur Gasheizung um 84 Prozent senken.
Auch interessant
Eon-Deutschlandchef Thon konstatiert, viele Menschen in Deutschland seien wegen der politischen Debatten rund um das Heizungsgesetz verunsichert. Nach Habecks Ankündigung vor gut einem Jahr, alte Öl- und Gasheizungen müssten bereits ab 2024 ausgetauscht werden, kam es zunächst zu Panikkäufen von Gasheizungen, aber auch zu einem Boom von Wärmepumpen. Der ist inzwischen ins Gegenteil umgeschlagen: Weil nun zunächst die Städte Wärmepläne aufstellen und klären sollen, welche Straßen auch mit Fernwärme versorgt werden können, haben die allermeisten Hausbesitzer mehr Zeit. Der Verkauf von Wärmepumpen ist daraufhin eingebrochen, im ersten Quartal 2024 um mehr als 50 Prozent.
Eon-Deutschlandchef: Wirren ums Heizungsgesetz „schlecht“ für Energiewende
Das sei „schlecht“ für die Wärmewende, findet Thon, der sich wieder mehr Dynamik für die Modernisierung der Heizungskeller wünscht. Entscheidend sei dafür auch, dass die Wärmepumpen weiter staatlich gefördert werden. Die vielen Menschen, die sich im vergangenen Jahr noch schnell eine neue Gasheizung haben einbauen lassen, würden sicher nicht so bald auf eine klimaschonende Wärmepumpe umsteigen.
Auch interessant
Was viele abschreckt, sind die hohen Anschaffungskosten. Für ihre Berechnungen haben die RWTH-Energieexperten zugrunde gelegt, dass eine neue Gasheizung aktuell rund 15.000 Euro kostet. Eine Wärmepumpe koste im Schnitt 34.000 Euro, abzüglich der Förderung bleiben rund 18.000 Euro. Eon wirbt nicht ohne Eigeninteresse dafür, sich gleichzeitig eine Solaranlage aufs Dach schrauben zu lassen, die koste durchschnittlich weitere 11.000 Euro.
Prognose: Gas für ein Haus kostet für 20 Jahre 60.000 Euro
Dem stehen die Einsparungen im Verbrauch gegenüber: Auf 20 Jahre gerechnet kostet das benötigte Gas der Studie zufolge in einem Musterhaus insgesamt rund 60.000 Euro. Dabei sind Prognosen berücksichtigt, die von stark steigenden Gaspreisen ausgehen. Der Strom für eine Wärmepumpe koste rund 48.000 Euro. Mit einer eigenen Solaranlage lasse sich das auf 37.000 Euro senken. Zum einen wegen des selbst erzeugten Stroms, zum anderen wegen der Vergütung für überschüssigen Strom, der an sonnigen Tagen ins allgemeine Netz eingespeist wird und durchschnittlich rund 6000 Euro einbringen soll. In der Gesamtrechnung für Anschaffungskosten sowie Strom- und Heizkosten für 20 Jahre kommt die Studie zum Ergebnis, dass eine Gasheizung am Ende 15.000 Euro mehr frisst als eine Wärmepumpe mit Solaranlage.
Auch für kleinere Energiesparprojekte hat Eon errechnen lassen, wie schnell sie sich rentieren. Für ein Photovoltaik-Balkonkraftwerk geht Deutschlands größter Energiehändler von drei bis sechs Jahren aus – je nach Neigungswinkel und Himmelsausrichtung des Balkons. Die Kosten für eine Lade-Wallbox hole man nach durchschnittlich 32.315 mit dem Elektroauto gefahrenen Kilometern rein.