Berlin. Eltern kritisieren die Essensangebote für ihre Kinder in den öffentlichen Einrichtungen. Eine Umfrage des WWF zeigt die Mängel auf.
Macht Deutschland genug für ein gutes Essen für Kinder in Schulen und Kitas? Die Bewertung dazu fällt erschütternd aus. Die Mehrheit der Deutschen (59,3 Prozent) findet, dass Bund, Länder und Kommunen zu wenig für eine gesunde, leckere und nachhaltige Kita- und Schulverpflegung tun. Unter Eltern äußern sich sogar 64,6 Prozent unzufrieden. Nur 14,6 Prozent halten das Engagement für ausreichend. Dies hat eine aktuelle repräsentative Civey-Umfrage unter 5000 Erwachsenen im Auftrag der Umweltorganisation WWF Deutschland ergeben, die dieser Redaktion vorliegt.
Der WWF wertet das Ergebnis als Weckruf. „Was die Politik bei der Kita- und Schulverpflegung auftischt, schmeckt den Deutschen nicht“, kritisiert Elisa Kollenda, Referentin für nachhaltige Ernährung beim WWF. „Bund und Länder müssen ihrer Fürsorgepflicht für eine gesunde und nachhaltige Mittagsverpflegung in Kitas und Schulen nachkommen und sich einigen, wer dafür die Finanzierung übernimmt.“ Täglich essen rund sechs Millionen Kinder und Jugendliche in Kitas und Schulen.
Essen in Schulen und Kitas: Mehr Vegetarisches auf den Tisch
Kinder und Jugendliche müssten aus Sicht des WWF die Möglichkeit haben, sich täglich für ein gesundes und nachhaltiges Essen zu entscheiden. „Eine stärker pflanzenbetonte Ernährung gehört dazu. Das kann durch die verbindliche bundesweite Umsetzung der DGE-Qualitätsstandards in der Gemeinschaftsverpflegung erreicht werden“, fordert Kollenda.
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Denkbar wäre ein Investitionsprogramm des Bundes mit Eigenanteilen der Länder für die Umstellung und Bereitstellung einer gesunden und nachhaltigen Gemeinschaftsverpflegung in Kitas, Schulen, der Kinder- und Jugendhilfe, aber auch in Krankenhäusern, Pflege- und Senioreneinrichtungen und Justizvollzugsanstalten. Insgesamt essen täglich geschätzt etwa 16 Millionen Menschen in solchen Einrichtungen.
Der vom Bundestag einberufene Bürgerrat hatte bereits vor kurzem angeregt, an Kitas und Schulen kostenlos gesundes Mittagessen anzubieten. Auch das Bundesernährungsministerium (BMEL) hat bereits Handlungsbedarf erkannt und im Januar eine Ernährungsstrategie verabschiedet. Ernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) weiß, dass die Art der Ernährung „entscheidenden Einfluss auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden“ hat. Für ihn sei es deshalb wichtig, dass „leckeres, gesundes und nachhaltiges Essen nicht vom Geldbeutel abhängen darf oder davon, aus welcher Familie man kommt“.
Doch es ist offenbar nicht einfach, sich gesund zu ernähren. Mehr als jeder zehnte Mensch in Deutschland (8,5 Millionen) ist zuckerkrank. Ungesunde Ernährung wird mit 14 Prozent aller Todesfälle in Verbindung gebracht, so das Ministerium. Ziel der Ernährungsstrategie ist es deshalb, die Gemeinschaftsverpflegung zu verbessern, die Verschwendung von Lebensmitteln zu reduzieren, die pflanzenbetonte Ernährung zu stärken und das Angebot von Bio-Lebensmitteln zu erhöhen.
Denn schlechte Ernährung treibe durch mehr Krankheiten auch die Kosten für die Gesellschaft hoch und koste jährlich geschätzt rund 17 Milliarden Euro, so das DIW (Deutsche Institut der Wirtschaft). Werden Folgeerkrankungen durch ungesunde Ernährung miteinbezogen, belaufen sich die Kosten durch Adipositas (Übergewicht) auf 29,4 Milliarden Euro. Hinzu kommen indirekte Kosten wegen verminderter Leistungsfähigkeit oder Frühverrentung von 33,7 Milliarden Euro.
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