Warstein. Die Haus Cramer Gruppe (Warsteiner) wird das Unternehmen Sauerland-Getränke schließen, das bisher hunderte Gastronomien versorgt hat.

Rund 400 Gastronomiebetriebe und Vereine müssen sich schnell einen neuen Getränkehändler suchen. Und ab Mai muss im Sauerland und am Hellweg für so manches Fest ein neuer Lieferant mit Getränken her, soll es keine staubtrockene Veranstaltung werden. Der regionale Fachgroßhandel „Sauerland-Getränke“ wird zum 30. April geschlossen, teilt die Haus Cramer Gruppe, ehemals Warsteiner Gruppe, in dieser Woche ihren Beschäftigten mit. Marketing- und Vertriebsvorstand Uwe Albershardt ließ am Dienstag eine entsprechende Hausmitteilung versenden, die zwar mit „liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ beginnt, aber für die rund 20 Beschäftigten ernüchternd gewesen sein dürfte.

Zu klein, um lukrativ zu sein?

Sauerland-Getränke wirbt für sich nach wie vor als einer der führenden Getränkefachgroßhändler in Südwestfalen. Warsteiner scheint das Serviceunternehmen aber offenbar zu klein und unbedeutend geworden zu sein. Der Konkurrenzkampf beim Getränkegroßhandel ist hoch, Sauerland-Getränke im großen Teich der Branche aus Sicht der Warsteiner ein zu kleiner Fisch. „Die Haus Cramer Gruppe sieht den isolierten Betrieb der Sauerland Getränke GmbH & Co. KG nicht als langfristig zukunftsfähig an und schließt den Betrieb zum 30. April dieses Jahres“, heißt es in dem vom Vertriebs- und Marketingchef unterzeichneten Schreiben. Die Brauereigruppe ist auch an dem Getränke-Logistikriesen „Trinks“ beteiligt. Laut Bundesverband der Getränkefachgroßhändler ist Trinks mit rund 1,6 Milliarden Euro Jahresumsatz ähnlich groß wie der zweite Riese im Markt, die DGL.

Verkaufsabsichten nicht bestätigt

Aus Branchenkreisen heißt es, dass bereits im vergangenen Jahr vergeblich nach einem Käufer für Sauerland-Getränke gesucht worden sei. Von der Warsteiner-Unternehmenssprecherin wird dies allerdings nicht bestätigt.

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Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sauerland-Getränke werden laut Muttergesellschaft alle Arbeitsplätze zum 30. April entfallen. Bei der Suche nach Jobs wolle man den Betroffenen helfen, möglicherweise lasse sich auch etwas unter dem Dach der neu aufgestellten Cramer-Gruppe oder „Marktpartnern“ finden.

Nach rund einem Dutzend Zeilen ist die Kommunikation mit den Beschäftigten dann erledigt. Nicht ohne den Hinweis, für Nachfragen nicht zur Verfügung zu stehen. „Zu weiteren Spekulationen nehmen wir derzeit keine Stellung“ – und Ende.

Konkurrent Veltins hält an Lieferservice fest

Was das für die Kunden bedeutet, bleibt im Schreiben unkonkret. Die Belieferung und Betreuung aller Kunden solle auch in Zukunft sichergestellt werden, heißt es dort. Wie und über wen lässt die Brauereigruppe offen. „Unser Außendienst ist aktuell unterwegs und schaut zusammen mit unseren Kunden, was die sinnvollste Lösung ist“, sagt eine Warsteiner-Sprecherin. Es gibt im Sauerland eine Reihe weiterer Händler, die Gastronomien und Schützenhallen in Zukunft beliefern könnten. Ein ähnlich großer Getränkefachgroßhändler wie Sauerland-Getränke ist die WGS, die zum Konkurrenten Veltins gehört, für den die Pflege des Heimatmarktes und dessen Gastronomen überhaupt nicht zur Disposition steht.

Hintergrund Sauerland-Getränke

Die Sauerland-Getränke GmbH ist vor 15 Jahren (2009) aus mehreren Getränkefachgroßhändlern der Region entstanden: Getränke Prinz aus Warstein-Belecke, Getränke Becker aus Winterberg und Getränke Zimmermann aus Brilon gehörten dazu. Nach eigenen Angaben beliefert Sauerland-Getränke immer noch rund 400 Gastronomien und Vereine und bestückte in der Vergangenheit mehr als eintausend Veranstaltungen in der Region Hellweg-Sauerland von Winterberg bis Lippstadt und Möhnesee, zum Beispiel die Allerheiligenkirmes in Soest.