Büren. Weit mehr als 700.000 Fluggäste nutzten 2023 den Flughafen in Büren. Das Angebot wird in diesem Jahr noch einmal erweitert.

Der Flughafen Paderborn/Lippstadt (PAD) wächst weit über die Erwartungen der Betreiber und weitet sein Angebot für Flugreisende in den Regionen Süd- und Ostwestfalen auch 2024 weiter aus. „Wachstum kommt mit neuen Zielen“, sagt Flughafenchef Roland Hüser.

Insolvenz 2020 schnell überwunden

Eine scheinbar einfache Erfolgsformel, hinter der viel Strategie des 52-Jährigen und seines Teams am nach wie vor beschaulichen Verkehrsflughafen steckt. Seit August 2021 ist Hüser Geschäftsführer der Betreibergesellschaft, an der die Kreise Paderborn, Höxter, Soest und der Hochsauerlandkreis die Anteile halten. Im Coronajahr 2020 lag die gesamte Luftverkehrsbranche am Boden. Im Frühjahr standen die Räder auf den Rollfeldern still. Für den Flughafen in Büren kamen diese Virusfolgen zur Unzeit. Die Passagierzahlen brachen ein und der Rückhalt einiger kommunaler Gesellschafter weg. Der Gang zu Gericht, zur Insolvenzanmeldung, ließ sich vor dreieinhalb Jahren nicht vermeiden.

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Ziel bis 2025: 800.000 Passagiere

Ein Stück Verkehrsinfrastruktur in der ländlichen, aber wirtschaftsstarken Region stand auf der Kippe. Keine 100.000 Passagiere wurden 2020 gezählt. Mit konsequenter Gesundschrumpfung der Strukturen, auch verbunden mit Personalabbau, Umstrukturierung bei den Dienstleistungen und einer Wachstumsstrategie gelang der Weg aus der Insolvenz. Das Ziel: 2025 wieder bei 800.000 Passagieren jährlich zu landen. Zum Stammpersonal für Feuerwehr, Verwaltung und Vertrieb zählen nur noch 75 Personen. Zwei Tochtergesellschaften kümmern sich um die Passagierabfertigung und die Flugzeugabfertigung. Zur Hochsaison sind hier jeweils bis zu 80 Mitarbeitende beschäftigt, überwiegend mit befristeten Verträgen und als Minijobs.

Ryanair weitet Angebot 2024 aus

Der ambitionierten Zahl von 800.000 Passagieren ist man bereits 2023 sehr nahegekommen. Nach knapp 130.000 Passagieren 2021 folgte der Schub auf gut 500.000 im Jahr 2022. Der Trend setzte sich im vergangenen Jahr fort, auch dank der scheinbar einfachen „Hüser-Formel“. Viele Airlines und Partner wie Lufthansa, Eurowings, Sun Express oder TUI weiteten ihr Angebot am Flughafen Paderborn/Lippstadt immer mehr aus. Spezielle Angebote wie die des Reiseanbieters „Der Schmidt“ nach Italien oder Shuttleflüge für den Kreuzfahrtanbieter Aida nach Mallorca ergänzen das Angebot. Mit Ryanair kam vergangenes Jahr eine in der Branche durchaus umstrittene, aber von Urlaubsreisenden durchaus gern genutzte Billigfluglinie neu dazu, mit drei Sonnenzielen: Mallorca, Málaga und Alicante. Ab Ende März kommt mit Girona bei Barcelona ein viertes Flugziel neu hinzu.

Genauso wichtig ist, dass die Serviceleistungen passen. Der Flughafen wird gerne genutzt, weil es hier reibungslos läuft.
Christop Rüther

Inzwischen werden ab Paderborn/Lippstadt immer mehr Urlaubsziele im sonnigen Süden Europas (Griechenland, Italien, Spanien), in Ägypten, Tunesien und Marokko sowie auf den Kanaren und in der Türkei angeflogen. Von den mehr als 700.000 Passagieren im vergangenen Jahr waren die meisten Touristen: 577.881. Was am Nachbarflughafen Dortmund ein Erfolgsmodell ist und ethnischer Reiseverkehr genannt wird, ist in Paderborn noch ausbaufähig: knapp 36.000 Menschen starteten oder landeten am PAD, weil sie Verwandte oder Freunde im Ausland besucht haben.

Wohl bald mehr Flüge nach München

Enorm stark gewachsen ist der Anteil der Geschäftsreisenden. Knapp 109.000 Passagiere sind ein Plus von 75 Prozent. Die Flugverbindung der Lufthansa nach München trägt hier einen erheblichen Teil bei. Aktuell werde gerade über eine Ausweitung des Angebots von zweimal täglich auf mehr verhandelt. München ist auch das Tor zur gesamten Welt. Wer am beschaulichen Flughafen Paderborn/Lippstadt eincheckt und startet, kann in München nach Angaben der Flughafenbetreiber bequem rund um den Globus jetten, ohne sich um Gepäck etc. kümmern zu müssen - wenn er dies mit der Lufthansa tut. Eine Ausweitung der täglichen Taktung dürfte noch mehr Buchungen bringen, hofft Hüser: „So würden die Wartezeiten in München verringert.“

Endlich wieder eine Autovermietung

Christoph Rüther ist Landrat des Kreises Paderborn, dem Hauptanteilseigner des PAD. Als solcher ist er Aufsichtsratschef der Betreibergesellschaft. Rüther macht die neue Attraktivität des Flughafens, der Ende der 60er Jahre auf Drängen des Paderborner Unternehmers und Computerpioniers Heinz Nixdorf an den Start gegangen und dessen Schicksal 2020 höchst ungewiss war, nicht nur an der Menge der neuen Reiseziele aus: „Genauso wichtig ist, dass die Serviceleistungen passen. Der Flughafen wird gerne genutzt, weil es hier reibungslos läuft.“ Die Infrastruktur stimme, das Flughafenhotel sei wieder gut gebucht. Seit vergangenem Jahr gibt es sogar wieder eine Autovermietung. Alles da am Flughafen PAD, bis auf Hektik.