Essen. Viele wollen Wohnraum besitzen, wenige können es sich leisten. Doch: Die Finanzierung wird laut einer Immowelt-Studie bald einfacher.

Laut einer Studie der Online-Plattform Immowelt verbessert sich die Finanzierungslage auf dem deutschen Immobilienmarkt. Die durchschnittlichen Kosten für einen Quadratmeter Wohnfläche liegen derzeit bundesweit bei 3124 Euro – Tendenz sinkend. Im Ruhrgebiet ist derKaufpreis deutlich geringer. Der zuversichtliche Ausblick auf das Jahr 2024 deckt sich laut einer aktuellen Postbank-Umfrage mit den Wünschen vieler Menschen, von denen fast jeder zweite Mieter (46 Prozent) lieber in den eigenen vier Wänden leben würde. Doch obwohl die Zinsbedingungen sich verbessern, fehlt vielen Interessierten das Geld – für 43 Prozent ist die Finanzierung dennoch zu teuer.

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„Zwischen Oktober 2023 und Januar 2024 sind die Angebotspreise von Bestandswohnungen deutschlandweit um durchschnittlich 0,2 Prozent gesunken“, heißt es von Immowelt. Hierfür nennt das Unternehmen mehrere Gründe: Der Leitzins der Europäischen Zentralbank sei zweimal in Folge unverändert bei 4,5 Prozent geblieben und die Bauzinsen in den letzten sechs Wochen gesunken. Durch die Entwicklungen auf dem Zinsmarkt hätten viele deutsche Städte die Talsohle erreicht, den Tiefpunkt der Immobilienpreise. In manchen Revier-Städten steigen die Preise bereits wieder. Für Interessenten könnte dies der richtige Zeitpunkt sein, eine Immobilie zu kaufen, sagt Immowelt-Geschäftsführer Felix Kusch. Nach Angaben der Postbank haben rund neun Prozent bereits konkrete Pläne für einen Erwerb.

Die Daten des Preiskompasses basieren auf den Inseraten bei immowelt.de. Laut der Online-Plattform berechnet diese die Preise monatlich für die Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern. Hierfür geht Immowelt von einer standardisierten Wohnung aus: 75 Quadratmeter, drei Zimmer, 1. Stock, Baujahr 1990er-Jahre, ohne weitere Besonderheiten.

In einigen Städten im Ruhrgebiet ist die Talsohle bereits überschritten – die Preise steigen zum Teil wieder.
In einigen Städten im Ruhrgebiet ist die Talsohle bereits überschritten – die Preise steigen zum Teil wieder. © DPA Images | Bernd von Jutrczenka

Im Ruhrgebiet liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis bei 2441 Euro

„Die Stadt mit dem größten Anstieg ist Moers“, vermeldet Immowelt in Bezug auf alle deutschen Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern. Die Angebotspreise für Bestandswohnungen seien dort um 4,2 Prozent gestiegen. Dennoch sei das Preisniveau mit 2311 Euro vergleichsweise niedrig – ein möglicher Grund für den stärkeren Anstieg.

In vielen weiteren günstigen Städten im Ruhrgebiet steigen die Preise bereits wieder im Vergleich zum vorherigen Quartal, darunter auch Gelsenkirchen (+2,8 Prozent; 1559 Euro), Herne (+2,3 Prozent; 1800 Euro) und Duisburg (+1,4 Prozent; 1849 Euro). Vor allem in den großen Städten haben die Immobilien weiter an Wert verloren: In Mülheim ist der Kaufpreis pro Quadratmeter im Vergleich zum Vorquartal am stärksten zurückgegangen (-2,6 %; 2449 Euro). Doch auch in Oberhausen (-1,7 %; 1828 Euro), Krefeld (-1,1 %; 2311 Euro) und Hagen (-1,0 %; 1811 Euro) ist der Wohnraum preiswerter geworden.

Der durchschnittliche Quadratmeter-Preis für die, von Immowelt aufgeführten, Städte im Ruhrgebiet – plus Düsseldorf und Köln – liegt bei rund 2441 Euro. In der folgenden Tabelle sind die Kaufpreisentwicklungen von Bestandswohnungen der Ruhrgebiets-Städte einzeln aufgeführt. Dabei wird vom Kaufpreis pro Quadratmeter am 1. Januar 2024 ausgegangen sowie die Veränderung zum Vorquartal und Vorjahr dargestellt.

StädteKaufpreis am 1.1.24 (pro m²)Veränderung VorquartalVeränderung Vorjahr
Bochum2252 €-0,1 %-7,2 %
Dortmund2546 €+0,1 %-2,7 %
Duisburg1849 €+1,4 %-7,8 %
Düsseldorf4274 €-0,4 %-9,5 %
Essen2480 €-0,8 %-6,8 %
Gelsenkirchen1559 €+2,8 %+2,7 %
Hagen1811 €-1,0 %-0,1 %
Herne1800 €+2,3 %-3,3 %
Köln4652 €+0,5 %-6,5 %
Krefeld2310 €-1,1 %-8,4 %
Moers2311 €+4,2 %-4,5 %
Mülheim2449 €-2,6 %-11,2 %
Oberhausen1828 €-1,7 %-5,1 %
Recklinghausen2058 €+1,2 %+1,5 %

Hohe Zinsen minderten 2022 die Kaufkraft der Immobilien-Interessenten

Immowelt schaue zuversichtlich in die Zukunft, sagt Felix Kusch: „Die Bauzinsen scheinen ihren Höhepunkt bereits überwunden zu haben und sinken derzeit. Setzt sich dieser Trend fort, könnte sich die Nachfrage nach Wohneigentum im Laufe des Jahres wieder erholen“. Der Immowelt-Geschäftsführer fügt hinzu: „Wir gehen aber davon aus, dass sich die Preise vorerst noch einige Monate mit leichten Schwankungen seitwärts bewegen. Die relative Trägheit des Immobilienmarkts hat auch erst fünf Monate nach dem rapiden Zinsanstieg Anfang 2022 zu sinkenden Preisen geführt.“

Wegen des Zinsanstieges Anfang 2022 verloren viele Immobilienkäufer an Kaufkraft – letztere sank um 15 Prozent. Zwar seien die Preise für Immobilien gesunken, so Immowelt, jedoch habe der hohe Zinssatz diesen „effektiv zunichtegemacht“. „Sollte es in 2024 also zu weiteren Zinssenkungen kommen und das Preisniveau wie zuletzt weiter stabil bleiben beziehungsweise es lediglich leicht schwanken, dürfte sich die Kaufkraft von Immobilienkäufer weiter verbessern“, lautet der Ausblick von Kusch. Preisanstiege in der ersten Jahreshälfte seien „eher unwahrscheinlich“ aufgrund der Trägheit des Marktes.