Essen. Stepstone Gehaltsvergleich 2024: Mehrheit der Deutschen mit Gehalt unzufrieden. Exklusive Daten für NRW mit Grafiken und Analysen.
Über Geld spricht man nicht. Oder etwa doch? Wer in Deutschland wie viel Geld verdienen könnte – und wer nicht –, zeigt der aktuelle Gehaltsreport von Stepstone. Rund 920.000 Jahresgehälter sammelte die Online-Jobbörse bundesweit zwischen Januar 2021 und November 2023, um eine Übersicht der Verdienstmöglichkeiten darzustellen. Unserer Redaktion liegen die Daten für Städte und Berufe in Nordrhein-Westfalen vor, in denen am meisten Geld verdient werden kann.
Alle Gehaltsangaben beziehen sich ausschließlich auf das Brutto-Median-Gehalt. Dieses entspricht dem Wert, der in der Datenverteilung exakt in der Mitte aller Werte liegt – nicht dem Durchschnitt. Nach Angaben von Stepstone basieren sämtliche Auswertungen auf den, auf der Online-Jobplattform ausgewiesenen, Gehaltsangaben für Vollzeitbeschäftigungen. Die Daten beziehen sich auf das Bruttojahresgehalt inklusive Boni, Provisionen und Prämien.
„Wir beobachten seit Jahren, dass die Gehaltstransparenz für die Menschen immer bedeutsamer wird“, berichtet Tobias Zimmermann, Arbeitsmarktexperte bei Stepstone. In einer Umfrage bei 5700 Beschäftigten kam heraus: Wenn das Gehalt von Anfang an offen läge, würden sich 90 Prozent auf einen entsprechenden Job bewerben. Gleichzeitig hätten 60 Prozent bereits auf eine Stelle bei einem Arbeitgeber verzichtet, der nicht transparent mit dem Gehalt umgegangen sei.
Mehrheit der Deutschen ist mit ihrem Gehalt unzufrieden
Lediglich vier Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind mit ihrem Gehalt sehr zufrieden. 31,8 Prozent gaben bei der Befragung an, zufrieden zu sein. Dennoch: Die Mehrheit aller Deutschen ist mit ihrem Gehalt unzufrieden (47,1 Prozent) oder sogar sehr unzufrieden (17 Prozent). Damit ist die Unzufriedenheit 2023 laut Gehaltsreport im Vergleich zu 2022 um 6,7 Prozent gestiegen.
Die umfangreichen Daten wertete Stepstone nach verschiedenen Merkmalen aus. Folgende Kriterien, von denen das Gehalt abhängig ist, wurden herangezogen:
- Vergleich: Deutschland und NRW
- Geschlechter (Gender Pay Gap)
- Bildungsgrad
- Ranking Berufsgruppen
- Berufserfahrung
- Anzahl Mitarbeitende
- Personalverantwortung
- Ranking der Bundesländer
- Ranking der Städte in Deutschland und NRW
Ärzte verdienen am meisten – Reinigung und Gastgewerbe am wenigsten
Wie viel verdienen die Deutschen auf Bundesebene? Das Gehalt in Deutschland liegt bei 43.750 Euro – 3646 Euro Monatsgehalt. Dabei entsprechen beispielsweise die Berufe der Kfz-Meister, Event-Manager und operationstechnischen Assistenten dem exakten Median-Gehalt. Spitzenverdiener sind Ärzte mit 94.750 Euro. Schlusslichter bilden Beschäftigte im Reinigungssektor, die für 32.000 Euro arbeiten. Doch auch im Gastgewerbe bieten Arbeitgeber lediglich 35.000 Euro.
Die Ärztekammer Nordrhein findet: Das Median-Gehalt von Ärzten sei keineswegs zu hoch. Und weiter: „Unter den Aspekten der Leistungsgerechtigkeit müsste die für Ärztinnen und Ärzte zur Verfügung gestellten Vergütungen deutlich höher liegen als sie aus der Studie mitgeteilt werden.“ Gründe hierfür seien der stark reglementierte und lange Ausbildungsweg sowie die hohe Wochenarbeitszeit und die Verantwortung gegenüber den Patient*innen.
Gleichzeitig hebt Thorsten Hellwig, Sprecher des Deutsche Hotel- und Gaststättenverbandes NRW (DEHOGA NRW), hervor: „Es ist kein Geheimnis, dass die klassischen Dienstleistungs- und Servicebranchen im Schnitt weniger bezahlen als in der Industrie oder verglichen mit akademischen Berufen.“ Zudem müssten die Betriebe in der Gastronomie und Hotellerie zwischen der Wirtschaftlichkeit, der fairen Bezahlung und zumutbaren Preisen für Gäste ein ausgewogenes Verhältnis finden. „Berufliche Ausbildung ist genauso gut und wichtig wie eine akademische und der erste Schritt zu einer guten Bezahlung“, fügt Hellwig hinzu.
Gehälter in NRW: Die Differenz zwischen den Berufen ist groß
In der Auswertung für Nordrhein-Westfalen liegt das Gehalt bei 44.000 Euro – es ist demnach etwas höher als auf Bundesebene. Während Ärzte auch hier die Liste anführen, verdienen Reinigungskräfte rund 4000 Euro mehr verglichen mit den Bundes-Daten. Stattdessen ist das Schlusslicht in NRW ein anderes. Die Top 15 Berufeund ihre Gehälter in NRW im Überblick:
Gleichzeitig gibt es einige Berufsgruppen, die deutlich weniger verdienen und demnach unter dem Brutto-Median-Gehalt des Landes NRW liegen. Eine Übersicht der Berufe mit den geringsten Gehältern:
Der Deutsche Gewerkschaftsbund NRW (DGB NRW) hebt gegenüber unserer Redaktion hervor, dass ein Tarifvertrag große Unterschiede beim Gehalt mache. „Beschäftigte mit Tarifvertrag bekommen durchschnittlich mehr Gehalt und müssen weniger Wochenstunden arbeiten als Beschäftigte, die ohne Tarifvertrag angestellt sind“, sagt Anja Weber, Vorsitzende des DGB NRW. Dies sei auch ein Grund dafür, dass in der gewerkschaftlich gut organisierten Industrie im Schnitt deutlich besser verdient werde als im Dienstleistungsbereich. Weber ergänzt: „Wir brauchen eine Aufwertung der sozialen Berufe.“
In welchen Städten in NRW verdienen Angestellte das meiste Geld?
Gleich vier Städte in NRW haben es unter die Top 15 in Deutschland (mit mehr als 100.000 Einwohnern) geschafft: Bonn (51.250) auf Platz fünf, Düsseldorf (50.750) auf Platz sieben und Leverkusen (50.500) teilt sich den achten Platz mit Erlangen und Mannheim – Köln liegt mit rund 50.000 Euro zusammen mit Wolfsburg auf Platz zehn. In München verdienen die Deutschen mit 56.250 Euro am meisten.
Zugleich gibt es innerhalb des bevölkerungsreichsten Bundeslandes große Unterschiede. Arbeitnehmer in Essen erhalten 4750 Euro brutto weniger im Jahr als in Bonn, Bochumer*innen sogar rund 6000 Euro. Im direkten Vergleich zwischen Düsseldorf (50.750) und Köln (50.000) hat die Landeshauptstadt die Nase vorne, wenn auch nur knapp. Das sind die Top 15 Städte in NRW gemessen am Gehalt:
Unternehmensgröße und Verantwortung bestimmen maßgeblich das Gehalt in NRW
Der Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen (Gender Pay Gap) beträgt laut Studie 12,4 Prozent, zumal die bereinigte Entgeltlücke den genaueren Wert darstellt: Hierfür werden verschiedene Merkmale hernagezogen, um den Gehaltsunterschied möglichst differenziert betrachten zu können. Demnach verdienen Männer (45.750) nach Angaben von Stepstone 5,5 Prozent mehr als Frauen (40.000). Zum Vergleich: In einer Erhebung des Statistischen Bundesamtes ermittelte dieses im Januar des vergangenen Jahres einen unbereinigten Wert von 18 Prozent sowie einen bereinigten von sieben Prozent.
In der folgenden Grafik sind weitere Kriterien dargestellt. Erkennbar ist vor allem, dass sich die Berufserfahrung maßgeblich auf das Gehalt auswirkt – ebenso wie die Personalverantwortung. Zudem: Beschäftigte in großen Unternehmen, mit vielen Mitarbeitenden, verdienen laut Median-Gehalt mehr als Kolleginnen und Kollegen in kleineren Firmen.
Im Bundesländer-Ranking rangiert NRW auf Platz sechs
Im Ländervergleich liegen die neuen Bundesländer vorne: In Hamburg ist das Gehalt mit 49.750 Euro am höchsten. Auf dem zweiten und dritten Platz landen Hessen mit 47.500 Euro und Baden-Württemberg mit 47.000 Euro. Nordrhein-Westfalen liegt in dem Länder-Ranking auf Platz sechs. In Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern bekommen die Arbeitnehmer mit 36.500 Euro das geringste Gehalt. Nach Angaben von Stepstone beträgt das Ost-West-Gefälle 17,2 Prozent (ohne Berlin) bei 37.250 Euro in Ostdeutschland und 45.000 in Westdeutschland. Das komplette Ranking: