Berlin. Wer noch in teuren Energieverträgen hängt, sollte diese zeitnah wechseln – selbst dann, wenn die Energiepreisbremsen verlängert werden.
Der Sommer ist vorbei und das bedeutet, bald wird in deutschen Haushalten wieder geheizt. Der Gasverbrauch wird in den kommenden Monaten also zunehmen. Und obwohl die Gasspeicher voll sind (derzeit etwa 95 Prozent) und die Versorgung trotz des Mangels an russischem Gas nicht gefährdet scheint, könnten die Energiepreise im Winter wieder nach oben klettern.
"Das größte Risiko liegt bei den Gaspreisen. Ein kalter Winter wird die Preise aller Voraussicht nach steigen lassen", meint auch Christina Wallraf, Referentin für den Energiemarkt, bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Zudem werde es zum Jahreswechsel leichte Preisanstiege geben, mahnt die Expertin. "Zum einen plant die Bundesregierung, die Absenkung der niedrigeren Mehrwertsteuer bei Gas und Fernwärme vorzeitig zu beenden. Dadurch würden die Gaspreise um etwa elf Prozent steigen. Und zum anderen steigt der CO2-Preis bei fossilen Energieträgern von 30 Euro pro Tonne auf 40 Euro pro Tonne." Letzteres mache in etwa 60 Euro Mehrkosten für eine Familie pro Jahr brutto aus, die 20.000 Kilowattstunden pro Jahr verbraucht.
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Ampel-Regierung will Energiepreise wohl länger deckeln
Bei einem kalten Winter und einem deutlich höheren Verbrauch könnten auch die Beschaffungskosten der Strom- und Gasanbieter steigen – was zu höheren Neukundenpreisen führen könnte. Der Strompreis ist dabei auch unmittelbar vom Gaspreis betroffen. Denn im Winter nimmt die Bedeutung der Gaskraftwerke für den Strommix in Deutschland zu. Stattdessen wird weniger kostengünstiger Strom aus erneuerbaren Energien, wie etwa Solarstrom, erzeugt und eingespeist.
Wenig überraschend also, dass sich die Stimmen mehren, die eine Verlängerung der Energiepreisbremsen bei Gas und Strom fordern. Neben Finanzminister Christian Lindner (FDP) fordert das auch Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Ein Grund für den großzügigen Umgang mit den Hilfen könnte dabei auch sein, dass die Energiepreisbremsen den Bund bislang aufgrund der schnellen Preiserholung deutlich weniger gekostet haben, also zunächst dafür eingeplant war. Lesen Sie auch: Energiepreisbremse: Warum viele zu wenig Hilfe bekamen
Strom- und Gasanbieter wechseln: Besser jetzt als erst im neuen Jahr
Gut möglich also, dass die Bundesregierung den Arbeitspreis für die Kilowattstunde Strom bis April 2023 weiterhin bei 40 Cent deckelt, den für Gas bei zwölf Cent – zumindest für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs. Auch Wallraff befürwortet eine solche Verlängerung: "Aktuell sind die Startbedingungen für die bald beginnende Heizperiode gut – die Speicher sind zu 95 Prozent gefüllt. Dennoch wäre eine Verlängerung der Preisbremsen bis Ende April 2024 eine gute Absicherung für Verbraucherinnen und Verbraucher."
Doch selbst wenn die Energiepreisbremsen verlängert werden, sollten Verbraucher, die derzeit in teuren Verträgen stecken, sich nicht zurücklehnen. "Wer seinen Vertrag kündigen kann, sollte so bald wie möglich wechseln. Die aktuellen Preise bei Strom- und Gastarifen liegen deutlich unterhalb der Preisbremsen, so dass sich ein Wechsel auf jeden Fall lohnt," so die Expertin der Verbraucherzentrale. "Bei Gas gibt es Tarife ab neun bis zehn Cent pro Kilowattstunde, bei Strom ab etwa 30 Cent. Zusätzlich sollte man den Tarif mit einer Preisgarantie absichern." Wer sich stattdessen auf die Verlängerung der Energiepreisbremsen verlässt und den Gas- und Stromanbieterwechsel erst im kommenden Jahr angeht, muss mit höheren Neukundenpreisen rechnen.
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