Berlin. Bauern schlagen Alarm: Dürre und Hitze führen zu schlechten Hopfen-Ernten. Schon bald könnte der Klimawandel auch Bierkenner treffen.
Seit gut zwei Wochen läuft die Hopfenernte in den deutschen Anbaugebieten. Ob im bayerischen Hallertau, im baden-württembergischen Tettnang oder im rheinland-pfälzischen Bitburg: Insgesamt sei die Ernte zwar unterdurchschnittlich, spät im Sommer einsetzende Niederschläge hätten eine flächendeckende Missernte aber noch verhindern können, schreibt der Verband Deutscher Hopfenanbauer.
Geradezu katastrophal hingegen war die Ernte im vergangenen Jahr: Aufgrund extremer Dürre-Phasen lagen die Erträge um durchschnittlich 20 Prozent niedriger. Dass 2023 nun erneut mit einer eher durchwachsenen Bilanz gerechnet wird, stimmt die Branche nachdenklich. "Aus den letzten Jahren und Jahrzehnten stammt die Erfahrung, dass mit einem Trockenjahr und der damit verbundenen Ernte nur etwa einmal im Jahrzehnt zu rechnen ist. Nun sehen wir erstmals, dass auch zwei aufeinanderfolgende Jahre zu trocken sein können", so der Verband.
Die deutschen Hopfenbauer haben erkannt: Sie können sich den Folgen des Klimawandels nicht länger entziehen. "Der Klimawandel ist definitiv bereits im deutschen Hopfenanbau angekommen und verlangt eine Anpassung unserer Anbausysteme", teilt der Verband mit. In Deutschland müsse die Züchtung neuer klimaresilienter Hopfensorten und der Ausbau der Hopfenbewässerung "mit höchster Priorität und großer Geschwindigkeit" vorangetrieben werden.
Hopfen unter Klimastress: Neue Sorten könnten Biergeschmack verändern
Neue Hopfensorten? Spätestens hier werden Bierkenner hellhörig. Peter Hintermeier, Geschäftsführer von BarthHaas, weltgrößter Hopfenhändler mit Sitz in Nürnberg, beschreibt in der "New York Times" das Dilemma: "Konsumenten erwarten von ihrem Lieblingsbier den ganz eigenen Geschmack." Sorten, die Dürre und Hitze besser widerstehen, könnten nun aber eine Anpassung der Bierrezepturen erforderlich machen.
Noch schrecken die Hersteller davor zurück. "Brauereien haben Angst, den Geschmack ihrer Biere zu verändern", so Hintermeier.
Für Frank Braun, Chef des Hopfenanbauers Spalt, ist die Problemlage eindeutig: "Die neuen Hopfen-Varianten können hinsichtlich des Aromas mit den traditionellen Sorten nicht konkurrieren", sagt er der US-Zeitung. Wer ursprüngliches Bier wolle, sei auf die alten, hitzeanfälligen Kultursorten angewiesen. Ihr Anbau werde mit Sicherheit fortgesetzt werden – trotz Klimawandel, aber unter erheblich höheren Kosten.
Bier-Engpässe unwahrscheinlich, Preise zuletzt deutlich gestiegen
Immerhin: Vorerst müssen die deutschen Konsumenten nicht mit einem Bier-Engpasse rechnen. Die Brauereien seien mit ausreichend deutschem Hopfen versorgt. Nur der Preis dürfte weiter steigen: Allein im vergangenen Jahr ist Bier um über 12 Prozent teurer geworden. Auf dem diesjährigen Oktoberfest, das am kommenden Samstag startet, kostet die Maß zwischen 12,60 und 14,90 Euro. (bee)
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