Berlin. In den Sommerferien könnte es durch das Deutschlandticket voll werden. Warum die Bahn nichts gegen die Überlastung der Züge tun kann.
Der Fahrgastverband Pro Bahn erwartet aufgrund des Deutschlandtickets in den Sommerferien viele überfüllte Züge zu den beliebten Ausflugszielen am Meer und in den Bergen. „Schon heute sind viele dieser Züge voll bis übervoll“, sagte der Ehrenvorsitzende von Pro Bahn, Karl-Peter Naumann, dieser Redaktion, zum zweimonatigen Bestehen des Deutschland-Tickets, das 49 Euro im Monat kostet.
Eine dringend notwendige Aufstockung der Verbindungen auf diesen Strecken sei aber nicht möglich. „Die Bahn kann ihre Verbindungen nicht ausbauen, da es sowohl an Waggons und Personal fehlt, zudem würden die Bahnsteige für längere Züge nicht ausreichen.“
Der Pro-Bahn-Ehrenvorsitzende zieht zum 49-Euro-Ticket eine gemischte Bilanz. „Vor allem frühere Abonnenten und regelmäßige Bahnfahrgäste sind auf das 49-Euro-Ticket umgestiegen und fahren damit nun meistens günstiger.“ Doch das Ticket habe „nicht zu einer großen Verkehrsverlagerung vom Auto auf die Schiene geführt“, bilanziert Naumann. Hauptgrund dafür sei das mangelnde Angebot außerhalb größerer Städte und in ländlichen Gebieten. „Das Streckennetz ist dort oft ungenügend, zudem fahren Bus und Bahnen zu selten und nur in großen Zeitabständen.“
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Deutschlandtcket: Naumann fordert besseres Angebot statt niedriger Preise
Naumann fordert von der Politik dringend einen Ausbau des Bahnangebots. „Über den Preis gewinnt man keine neue Kunden, sondern nur über ein besseres Angebot.“ Der Pro-Bahn-Ehrenvorsitzende verweist dabei als Beispiel auf Luxemburg, wo der Nahverkehr sogar kostenlos ist. Auch dort sei die Verkehrswende nicht gelungen, da das Angebot des ÖPNV nicht aufgestockt und verbessert wurde. Zudem müsste der Autoverkehr über höhere Parkkosten und City-Maut-Gebühren verteuert werden. „Ohne Einschränkungen beim Autoverkehr kommt es zu keiner Verkehrsverlagerung.“
Kritisch bewertet Naumann auch die unterschiedlichen Regelungen der Bundesländer bei den Zusatzkosten für Fahrräder, Zusatztickets für die 1. Klasse oder Vergünstigungen für Studenten. „Hier braucht es eine einheitliche bundesweite Regelung“, so Naumann. Außerdem haben die Verkehrsunternehmen es versäumt, das Ticketsystem zu digitalisieren. „Immer noch gibt es Tickets sowohl digital als auch auf Papier. Hier wurde die digitale Transformation versäumt.“
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Der Bund finanziert das Deutschlandticket jährlich mit 1,5 Milliarden Euro
Mit dem Deutschlandticket kann man seit Mai 2023 bundesweit fast alle Verkehrsmittel des Nahverkehrs nutzen. Ausgenommen sind der Fernverkehr wie ICE, IC oder EC sowie private Anbieter wie FlixTrain oder FlixBus sowie Fahrten in der ersten Klasse. Das Ticket gibt es im Abonnement für 49 Euro, das monatlich gekündigt werden kann.
Das Deutschlandticket ist an eine Person gebunden und darf nicht auf andere übertragen werden. Kinder unter 6 Jahren dürfen kostenlos mitfahren. Der Bund unterstützt das Ticket mit jährlich 1,5 Milliarden Euro. Das Deutschland-Ticket ging aus dem 9-Euro-Ticket hervor, das in den Sommermonaten 2022 angeboten und 52 Millionen Mal verkauft wurde.